Russland will in Kursk offenbar nicht haltmachen. Trump macht Putin derweil erneut ein Geschenk. In Moskau herrscht in diesen Tagen beste Stimmung.
Trump macht Kreml neues GeschenkMoskau droht Europa mit Krieg – und bejubelt „fantastische Zeiten“ für Putins Russland

In Moskau sieht man sich auf der Siegerstraße: Es seien „fantastische Zeiten“ für Kremlchef Wladimir Putin, heißt es in einer kremlnahen Zeitung. (Archivbild)
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Während US-Präsident Donald Trump weiterhin von positiven Signalen und fortschreitenden Gesprächen mit dem Kreml berichtet, kommen aus Moskau martialische Töne – und auch die Armee von Kremlchef Wladimir Putin scheint sich keineswegs auf einen schnellen Waffenstillstand einzustimmen.
Im Gegenteil: Zuletzt mehrten sich Berichte über eine neue geplante Offensive der Kreml-Truppen, denen es nach monatelangen Gefechten gelungen ist, die Grenzregion Kursk zurückzuerobern und damit Putins größte militärische Blamage auszuräumen.
Nach Rückeroberung von Kursk: Russland attackiert Grenzregion
Die Ukraine hatte im letzten Sommer Teile des russischen Grenzgebiets besetzt. Trotz der Hilfe nordkoreanischer Truppen gelang es Moskau lang Zeit nicht, die Ukrainer zu vertreiben. Nun hat Kiew den Rückzug seiner Soldaten aus dem Gebiet hinter die Grenze in die ukrainische Region Sumy angekündigt.
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In Moskau gibt es unterdessen offenbar Pläne, nicht an der ukrainischen Grenze mit der Offensive haltzumachen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte bereits in der vergangenen Woche vor einer neuen russischen Offensive gewarnt, Moskau ziehe nahe der Grenzen viele Truppen zusammen, hieß es aus Kiew.
„Unsere Einheiten rücken jeden Tag vor und vernichten den Feind“
Am Montag bestätigte Russland die Pläne dann indirekt. „Unsere Einheiten rücken jeden Tag vor und vernichten den Feind“, erklärte Generalleutnant Apty Alaudinow der russischen Nachrichtenagentur Tass am Montag.

Ex-Kremlchef Dmitri Medwedew im Gespräch mit Russlands Präsident Wladimir Putin. Medwedew hat Europa erneut mit Krieg gedroht. (Archivbild)
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„Ich möchte darauf hinweisen, dass sich ein Teil unserer Streitkräfte bereits in der Region Sumy befindet, durch die sie vorrücken“, fügte der Kommandeur der tschetschenischen Spezialeinheiten im Dienste Russlands an und gab damit den Grenzübertritt russischer Truppen bekannt.
Dmitri Medwedew droht mit Krieg gegen die Nato
Während die Kämpfe an der Front weiterlaufen, kommen auch aus der russischen Politik deutliche Signale. So drohte der ehemalige Kremlchef Dmitri Medwedew europäischen Regierungschef am Wochenende mit einem Krieg gegen die Nato.
Wenn sie „den Neonazis in Kiew militärische Hilfe bieten wollen, bedeutet das Krieg mit der Nato“, schrieb der für seine vulgären Ausbrüche bekannte Medwedew auf der Plattform X.
Aus Moskau kommen Beleidigungen gegen Macron und Starmer
Der langjährige Weggefährte Putins empfahl insbesondere Emmanuel Macron und Keir Starmer, sich besser mit US-Präsident Trump abzusprechen und beleidigte beide als „Drecksäcke“, die sich „dumm stellen“ würden. Grund für den neuerlichen Ausbruch sind die europäischen Pläne zu einer möglichen Entsendung von Friedenstruppen in die Ukraine.
Starmer und Macron wollen eine „Koalition der Willigen“ etablieren, die im Fall einer Einigung den Frieden in der Ukraine auch mit eigenen Truppen absichern könnte. Russland habe dabei nicht mitzureden, hatte Macron am Wochenende erklärte – und damit offenbar Medwedews Wutausbruch provoziert.
Donald Trump macht Wladimir Putin offenbar das nächste Geschenk
In Washington setzt man ungeachtet der martialischen Töne und Putins Hinhaltetaktik hinsichtlich eines vorgeschlagenen Waffenstillstands weiterhin auf einen Kuschelkurs mit Putin – und tat dem Kreml zu Wochenbeginn offenbar erneut einen Gefallen.
So berichtete die „New York Times“, dass Washington seinen europäischen Verbündeten vertraulich mitgeteilt habe, dass die USA sich aus einem internationalen Gremium zurückziehen werden, das gegen die russische Regierung wegen des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs gegen die Ukraine ermittelt.
Washington setzt Kuschelkurs gegenüber Moskau fort
Auch die Arbeit des „War Crimes Accountability Teams“ innerhalb des US-Justizministeriums werde eingeschränkt, berichtete die „New York Times“ weiter. Die Ermittlungsgruppe war 2022 gegründet worden, um russische Gräueltaten in der Ukraine zu untersuchen. Kiew wirft Moskau tausende Kriegsverbrechen vor, darunter gezielte Luftangriffe auf Zivilisten und die Hinrichtung von Kriegsgefangenen.

US-Präsident Donald Trump will am Dienstag mit Kremlchef Wladimir Putin telefonieren. (Archivbild)
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Die berichteten Schritte passen unterdessen ins Bild: Seit seiner Amtsübernahme erfüllte Trump immer wieder Wünsche von Putin, so stimmten die USA zuletzt bei den Vereinten Nationen gegen eine Resolution, in der Moskau als Aggressor verurteilt wird.
Trump und Putin wollen ukrainische „Vermögenswerte aufteilen“
Auch zu Wochenbeginn blieb der US-Präsident bei seinem freundlichen Kurs gegenüber Moskau und bestätigte, dass er am Dienstag mit Putin telefonieren wolle. In den letzten Tagen sei „eine Menge Arbeit“ geleistet worden, zeigte Trump sich zufrieden, obwohl Putin den von ihm vorgeschlagenen bedingungslosen Waffenstillstand abgelehnt hatte – und seinerseits eine ganze Reihe von Bedingungen aufgestellt hatte.
Washington scheint darauf eingehen zu wollen: „Wir werden über Land sprechen, wie Sie wissen, ist die Lage ganz anders als vor dem Krieg“, erklärte Trump am Montag auf die Frage eines Reporters dazu, was er mit Putin besprechen werde. „Wir werden über Kraftwerke sprechen, das ist eine große Frage.“ Es gehe um die „Aufteilung bestimmter Vermögenswerte“ – die Ukraine scheint Trump an diesen Entscheidungen erneut nicht beteiligen zu wollen.
Kiews „rote Linien“ könnten Problem für Trumps Plan werden
Auch deshalb dürften die Chancen auf einen Waffenstillstand deutlich geringer ausfallen, als Trump es darstellt. Putin fordert weiterhin die Aufgabe aller von Russland illegal zum Staatsgebiet erklärten Gebiete, darunter befinden sich auch Territorien, die Moskau bisher nicht erobern konnte, sowie die beiden Großstädte Cherson und Saporischschja.
Das läuft jedoch den „roten Linien“ in Kiew zuwider. „Das klingt für uns völlig bescheuert“, zitierte die britische Zeitung „The Independent“ am Wochenende eine „hochrangige“ ukrainische Quelle, die nur anonym mit der britischen Zeitung sprechen wollte. Es gebe vier klare Bedingungen der Ukraine für die Gespräche mit Russland, erklärte der ukrainische Beamte.
Russland hat 25 Waffenstillstände mit der Ukraine verletzt
Demnach schließt die Ukraine aus, weitere Gebiete an Russland abzutreten und fordert die Rückkehr aller aus der Ukraine verschleppten Kinder sowie aller illegal festgehaltenen Zivilisten. Auch Kiews letzte Bedingung für eine Einigung dürfte Trump Schwierigkeiten bereiten.
Internationale Sicherheitsgarantien seien für die Ukraine lebenswichtig, heißt es aus Kiew. Nur so könne die Sicherheit des Landes auch im Falle eines russischen Verstoßes gegen eine Waffenruhe gewährleistet sein.
Kritik in den USA: „Trump hat Putin alles gegeben, was er wollte“
Seit der Annexion der Krim hat Moskau mindestens 25 Waffenstillstände mit der Ukraine verletzt, dementsprechend groß ist das Misstrauen gegenüber „Deals“ mit dem Kreml. Trump verweigert unterdessen bisher Gespräche über Sicherheitsgarantien für die Ukraine – und bleibt auch damit auf Putins Kurs.
Der Kuschelkurs mit Moskau sorgt unterdessen auch in den USA weiterhin für scharfe Kritik am US-Präsidenten. „Trump hat Putin alles gegeben, was er wollte, ohne von Russland auch nur ein einziges Zugeständnis zu verlangen – nicht ein einziges“, schrieb etwa der ehemalige US-Botschafter in Moskau, Michael McFaul, auf der Plattform X und zeigte sich entsetzt vom Kurs des Weißen Hauses.
„Putin versteht und respektiert Stärke“, führte McFaul aus, der mehrere Jahre in Moskau verbracht hat. Zugeständnisse seien für den Kremlchef lediglich ein „Zeichen der Schwäche“, erklärte der amerikanische Diplomat. „Als Reaktion darauf drängt er auf mehr.“ Wenn Trump seine Bemühung wirklich ernst meine, müsse er „Druck auf Putin“ ausüben. Bisher ist davon beim Kurs des US-Präsidenten jedoch nichts zu sehen.
Beste Stimmung bei Moskaus Hardlinern
Entsprechend gut ist die Stimmung bei Moskaus Hardlinern, die ohnehin kein Kriegsende, sondern weitere Eroberungen in der Ukraine wollen. So prophezeite der russische Propagandist Kirill Strelnikow in einer Kolumne bei der reichweitenstarken Staatsagentur Ria Novosti, dass Russland nach der Rückeroberung von Kursk nun eine „Pufferzone“ in der Ukraine schaffen werde.

Ein Screenshot des Kremls zeigt Wladimir Putin in Militäruniform. Der Kremlchef hatte in der letzten Woche russische Truppen in Kursk besucht. (Archivbild)
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Tatsächlich hatte Putin in der Vergangenheit bereits mit einem solchen Schritt gedroht. Gemeint sind damit weitere Eroberungen ukrainischer Territorien, angeblich mit dem Zweck, Luftangriffe auf Russland unterbinden zu können. Als Rache für die Invasion in Kursk werde Moskau „die Kontrolle über doppelt so viel Territorium der Ukraine übernehmen“, warnte der Kolumnist, „und wir werden niemanden fragen“, fügte Strelnikow an – mit dem Zusatz dürften sowohl Europa als auch Trump gemeint gewesen sein.
„Im Allgemeinen sind es gerade fantastische Zeiten“
Auch in einem anderen kremlnahen Blatt sieht man Moskau auf der Gewinnerstraße. So forderte ein Kolumnist in der „Moskowski Komsolomez“, dass die russischen Truppen gegenüber den Ukrainern in Kursk entgegen der Entscheidung Putins keine Gnade zeigen sollten.
Das Wichtigste sei aber ohnehin: „Die Entnazifizierung und die Entmilitarisierung werden fortgesetzt“, befand Dmitri Popow. Hinter beiden Begriffen verbergen sich Putins Kriegsziele, die ukrainische Regierung zu erledigen und die Ukraine dann in einen wehrlosen Vasallenstaat nach dem Vorbild von Belarus zu verwandeln.
Bisher gibt es keinerlei Anzeichen, dass der Kremlchef von seinen imperialistischen Zielen abrücken könnte, ganz zur Zufriedenheit der Moskauer Hardliner. „Im Allgemeinen sind es gerade fantastische Zeiten“, lautete das Fazit des Kreml-Blatts.