Bereits im August sorgten Putins Soldaten mit Aufnahmen von aufgespießten Köpfen für Entsetzen. Nun sind erneut Videos aufgetaucht.
„Zutiefst verstörend“Russische Elite-Einheit verbreitet Videos von Gräueltaten – Putin posierte mit ihrer Flagge
Es sind furchtbare Bilder: Russische Kriegsblogger haben erneut Aufnahmen von mutmaßlichen Gräueltaten der russischen Armee veröffentlicht. Ein Video zeigt, wie zwei offenbar russische Soldaten mit aufgespießten Köpfen posieren. In einem weiteren ähnlichen Video sind vier abgetrennte Köpfe zu sehen. Eine weitere Aufnahme zeigt unterdessen die Schändung einer Leiche.
„Ich habe gerade ein zutiefst verstörendes Video gesehen, in dem ein russischer Besatzer dem toten Körper eines Ukrainers unaussprechliche Dinge antut“, kommentierte Oleksandr Scherba, ukrainischer Diplomat und ehemaliger Botschafter des Landes in Österreich, die Aufnahmen von der Leichenschändung. „Sie tun es. Sie filmen es. Sie posten es“, zeigte sich Scherba entsetzt. „Sie sind die stolzesten Teufel der Geschichte.“
Russische Soldaten brüsten sich mit Videos von Gräueltaten
Die Aufnahmen der Gräueltaten wurden in den letzten Tagen in mehreren reichweitenstarken russischen Telegram-Kanälen von sogenannten „Z-Bloggern“ verbreitet. Die russischen Kriegsblogger erreichen dort mitunter große Reichweiten, einigen der Kanäle folgen Hunderttausende Nutzer.
In einem der Videos, in dem russische Soldaten mit zwei aufgespießten Köpfen posieren, die von Ukrainern stammen sollen, richten die maskierten Soldaten Drohungen an Ukrainer. „Legt eure Waffen nieder oder wir kommen auch zu euch“, heißt es dort. Wann und wo die Aufnahmen entstanden sind, blieb zunächst unklar.
Aufnahmen von aufgespießten Köpfen in Kursk entstanden?
„Allen, die mit Waffen in unser Land kommen, wird das passieren“, zitiert das ukrainische Nachrichtenmagazin „Focus“ eine der Drohungen der russischen Soldaten, die in den Aufnahmen zu sehen sind. Demnach könnten die Aufnahmen aus Kursk stammen, wo die ukrainische Armee seit August 2024 russisches Territorium besetzt hat. Unabhängig überprüfen lassen sich die Aufnahmen, wie nahezu alle Aufnahmen von der Front, derzeit jedoch nicht.
In der Ukraine sorgten die Bilder derweil für Empörung. Das Video sei die „Antwort russischer Krimineller“ auf „die zahlreichen Aufnahmen von russischen Militärangehörigen, die in ukrainischer Gefangenschaft behandelt, gefüttert und gepflegt werden“, zeigte sich der Journalist Jurij Butussow entsetzt von den Videos und stellte sie in Kontrast mit der Behandlung russischer Kriegsgefangener in der Ukraine. Die ukrainische Regierung hat sich unterdessen bisher nicht zu den kursierenden Aufnahmen geäußert.
Russland will mit Videos „einschüchtern und demoralisieren“
Bereits im letzten August, kurz nach der Invasion in Kursk, hatten russische Truppen für internationales Entsetzen gesorgt, als sie mit den aufgespießten Köpfen ukrainischer Soldaten posiert hatten. Auch damals waren Videos der Tat in russischen Telegram-Kanälen veröffentlicht worden.
„Der Feind nutzt solche Videos, um die Ukrainer einzuschüchtern und zu demoralisieren. Dies stärkt jedoch nur unsere Entschlossenheit, jeden, der solche unmenschlichen Gräueltaten begeht, vor Gericht zu stellen“, hatte der ukrainische Menschenrechtsbeauftragte Dmytro Lubinets damals erklärt. Die Welt dürfe bei Russlands Verstößen gegen das humanitäre Völkerrecht nicht schweigen, hieß es weiter.
Beteiligte Brigade bereits an Massaker in Butscha beteiligt
„Eine der Personen in einem der Videos sagt, sie seien von der 155. Marineinfanteriebrigade“, berichtete Rob Lee, Analyst des amerikanischen „Foreign Policy Research Institute“ außerdem zu den nun aufgetauchten Videos. Der Hinweis des Experten für russische Sicherheitspolitik ist brisant, die Brigade ist für Gräueltaten berüchtigt.
Seit Kriegsbeginn werden der Elite-Einheit immer wieder Kriegsverbrechen vorgeworfen. An den Massakern in den Ortschaften Butscha und Iwankiw nahe Kiew in der Frühphase der russischen Invasion soll die Brigade ebenso beteiligt gewesen sein, wie an den vorherigen Enthauptungsvideos und an der Hinrichtung von Kriegsgefangenen in Kursk im Oktober.
Kiew: Kommandeur von Elite-Einheit ordnete Enthauptungen an
Mehrmals soll die Einheit außerdem seit Kriegsbeginn bereits von der ukrainischen Armee bei Rache-Missionen oder im Gefecht erheblich dezimiert worden und dann von Moskau erneut aufgefüllt worden sein. Die Berichte über erneut begangene Gräueltaten rissen nicht ab – und haben offenbar Methode.
„Laut einem russischen Kriegsgefangenen befahl der Kommandeur der 155. Marineinfanteriebrigade Russlands die Hinrichtung von ukrainischen Kriegsgefangenen und wies an, ihnen den Kopf abzuschneiden“, schrieb der ehemalige ukrainische Generalstaatsanwalt Gyunduz Mamedov im November auf der Plattform X und veröffentlichte ein Video, das die Befragung eines gefangenen Soldaten aus der berüchtigten Einheit zeigen soll.
Wladimir Putin posierte mit Fahne von berüchtigter Brigade
Die Beteiligung der 155. Marineinfanteriebrigade ist jedoch nicht nur wegen der grausamen Geschichte der Einheit brisant. Bei seiner alljährlichen Pressekonferenz zum Jahresende posierte Kremlchef Wladimir Putin auf der Bühne mit der Fahne der Elite-Truppe und bedachte die Kämpfer der Brigade mit lobenden Worten. Ein Großteil der Vorwürfe gegen die Elite-Einheit, die ihr Wappen hinter dem Präsidenten präsentieren durfte, war zu diesem Zeitpunkt bereits bekannt.
Wie der „Kyiv Independent“ am Montag berichtet, soll es ukrainischen Truppen unterdessen gelungen sein, die Verantwortlichen hinter früheren Hinrichtungsfällen ausfindig zu machen. Bei einer Operation ukrainischer Spezialeinheiten sei ein Teil des „Erschießungskommandos“ getötet worden, hatte das Kommando der Sondereinsatzkräfte zuvor auf Facebook mitgeteilt. Drei russische Soldaten seien zudem gefangen genommen worden und sollen bereits Zeugenaussagen gemacht haben, hieß es weiter.
Seit Kriegsbeginn hat die Ukraine laut Angaben der Generalstaatsanwaltschaft zahlreiche Verstöße gegen die Genfer Konvention durch russische Truppen dokumentiert. Mindestens 124 ukrainische Kriegsgefangene sind demnach nach oder bei ihrer Gefangennahme hingerichtet worden.