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McDonald's und U-Bahn zerstört„Barbarei des Feindes“ – Drei Tote bei russischen Raketenangriffen auf Kiew

Lesezeit 4 Minuten
18.01.2025, Ukraine, Kiew: Die Eingangshalle der Lukianivska-Metrostation und ein Schnellrestaurant im Schewtschenkiwskyi-Viertel werden am Samstagmorgen durch einen russischen Raketenangriff beschädigt. Foto: Kirill Chubotin/Ukrinform/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Kiew: Die Eingangshalle der Lukianivska-Metrostation und ein Schnellrestaurant im Schewtschenkiwskyi-Viertel werden am Samstagmorgen (18. Januar) durch einen russischen Raketenangriff beschädigt.

Die russische Armee hat die Drei-Millionen-Stadt anscheinend mit ballistischen Raketen attackiert. Drei Menschen starben.

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind infolge einer russischen Attacke laut Angaben der Militärverwaltung mindestens drei Menschen getötet worden. Drei weitere wurden demnach verletzt. Die Behörden korrigierten am Vormittag die Zahl, nachdem zunächst von vier Toten die Rede gewesen war. Die U-Bahn-Station Lukjaniwska nahe dem Stadtzentrum musste aufgrund von Angriffsschäden geschlossen werden. Das Viertel Schewtschenko ist ein belebter Teil von Kiew mit Universitäten, Bars und Restaurants.

Anders als bei früheren Attacken auf Kiew gab es diesmal keine Vorwarnung: Luftalarm wurde erst nach mehreren Explosionen ausgelöst. Offiziellen Angaben zufolge setzte Russland ballistische Raketen ein. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, soll es sich um einen kombinierten Drohnen- und Raketenangriff gehandelt haben.

Die beschädigte U-Bahn-Station befindet sich unmittelbar neben einer Rüstungsfabrik, die bereits mehrfach Ziel russischer Raketenangriffe war. Raketentrümmer gingen den Angaben zufolge auch in anderen Stadtteilen nieder. Bilder in sozialen Netzwerken zeigten beschädigte und brennende Autos und Überschwemmungen aufgrund einer geplatzten Wasserleitung unmittelbar an der U-Bahn-Station. In Teilen der Metropole mit drei Millionen Einwohnern fiel zumindest kurzfristig die Wasserversorgung aus. Auch ein Einkaufszentrum wurde beschädigt. Ein Mensch starb an einem McDonald's-Restaurant.

Wie die Zeitung „Kyiv Independent“ berichtet, handele es sich bei den Toten um eine 41-jährige Frau und zwei Männer im Alter von 25 und 43 Jahren. Der Menschenrechtsbeauftragte der Ukraine Dmytro Lubinets schrieb in den sozialen Medien: „Diese Aggression bestätigt nur die Rücksichtslosigkeit und Barbarei des Feindes, der weiterhin friedliche Menschen auf dem Territorium der Ukraine terrorisiert.“

Russisches Ministerium spricht von Vergeltungsschlag

Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, es sei eine Produktionsstätte für Raketen hoher Reichweite vom Typ Neptun mit Hochpräzisionsschlägen zerstört worden. Dafür gab es keine Bestätigung von ukrainischer Seite. Das Ministerium in Moskau teilte mit, es habe sich um Vergeltung gehandelt, nachdem die Ukraine zuvor mit Raketen vom US-Typ ATACMS das russische Gebiet Belgorod beschossen habe.

Laut ukrainischer Flugabwehr wurden zwei von vier ballistischen Raketen abgeschossen. Ob tatsächlich auch militärische Ziele getroffen wurden, war zunächst nicht klar. Die Angaben der Kriegsparteien sind von unabhängiger Seite nicht überprüfbar.

Auch Verletzte in Saporischschja

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach den Angehörigen der Opfer in Kiew sein Beileid aus. Im Zentrum von Kiew seien Trümmer abgeschossener Raketen heruntergefallen. Er sprach auf der Plattform von drei bestätigten Toten und drei Verletzten. Auch Wohngebäude, Geschäfte und Cafés sowie andere zivile Infrastruktur seien beschädigt worden.

Bei einem russischen Angriff auf die südukrainische Stadt Saporischschja seien zehn Menschen verletzt worden. Häuser und Geschäfte seien beschädigt worden. Der Rettungseinsatz dauere an, sagte Selenskyj, der auch ein Video von den Schäden veröffentlichte. Zugleich forderte er erneut stärkeren internationalen Druck auf alle, die Russlands seit fast drei Jahren andauernden Angriffskrieg unterstützen.

Ukraine greift russisches Öldepot an

Unterdessen meldete die Ukraine einen Angriff auf russische Öldepots in Kaluga und Tula. Die Städte liegen knapp 200 Kilometer südlich bzw. südwestlich von Moskau. „Kiyv Independent“ beruft sich auf eine Quelle im ukrainischen Militärgeheimdienst und schreibt, die ukrainischen Drohnen hätten bei diesem Angriff das Öldepot in Tula mindestens zehnmal getroffen.

Der Gouverneur der Oblast Tula, Dmitri Miljajew, bestätigte den Angriff demnach und sagte, ein Treibstofftank sei in „einem der Unternehmen in der Region“ in Brand geraten. Es wurden keine Opfer gemeldet. Der Gouverneur der Region Kaluga, Wladislaw Schapscha, teilte laut Reuters auf Telegram mit, dass nach einem Brand auf einem Industriegelände in der Stadt Ljudinovo ein Feuer ausgebrochen sei.

Mit den Angriffen auf Öldepots Russlands versucht die Ukraine nach eigenen Angaben, die Versorgung der russischen Truppen zu unterbinden. Die ukrainischen Streitkräfte hatten in den vergangenen Monaten ihre Angriffe auf das Innere Russlands verstärkt, vor allem auf Öldepots und Rüstungsproduktionsanlagen.

Zuletzt hatte die Ukraine Anfang Januar eine erneute Offensive in der westrussischen Region Kursk gestartet. Offenbar versucht die Ukraine noch vor der Amtseinführung von Donald Trump am 20. Januar, ihre Ausgangsposition für mögliche Verhandlungen zu verbessern. Trump hatte angekündigt, den Krieg beenden zu wollen. (dpa/cme)