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Konzert von Element of Crime5000 Fans seufzen in Köln kollektiv vor Wonne

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Frontmann Sven Regener

Frontmann Sven Regener

Die neuen Klassiker reihen sich nahtlos ein in den Klang- und Lyrikosmos der Band um Seven Regener.

„Komm zu mir nach Hause, auf eine Tasse Tee. Ich zeig dir meine Sammlung von Steinen aus der Spree, die sind rund und schwer und glatt und schmutzig grün, die bringen wir alle noch zum Weinen. Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin“, singt Sven Regener zum Schluss, nach über zwei Stunden Konzert von Element of Crime. Zum Köln und zum Tanzbrunnen, wo es statt Spree-Steine Rheinkiesel sein müssten, passt das ja eigentlich nicht. Aber so anrührend, so traurig und (t)rotzig und wehmütig wie das klingt, seufzen 5000 Fans kollektiv vor Wonne. Abschied tut weh. Kann aber wunderschön sein.

Mit einem Hauch Jahrmarktsnostalgie

Wo Element of Crime drauf steht, ist Element of Crime drin. Der Zaubertrank aus Melancholie und Schnoddrigkeit, Poesie und Scharfsinn, Chanson, Pop und Jahrmarktsnostalgie verfehlt auch nach fast 40 Jahren seine Wirkung nicht. Neue Stücke wie „Unscharf mit Katze“, „Dann kommst du wieder“ oder „Ohne Liebe geht es auch“, alle vom letzten im April erschienenen 15. Album der Band fügen sich nahtlos in diesen Klang- und Lyrikosmos ein.

Sie können neben Klassikern wie „Weißes Papier“ oder „Mehr als sie erlaubt“ bestehen, deshalb ist es auch okay, dass fast alle Songs von der neuen Scheibe vertreten sind. Deren Titel bisweilen so klingen, wie aus dem Johannes-Evangelium entlehnt („Was mein ist, ist auch deins“), von Wilhelm Hauff inspiriert („Kaltes Herz“) oder der Lektüre von Johannes Mario Simmel („Liebe ist nur ein Wort“). Mit dem suggestiv-düsteren „Nightmare“ und dem rockigen „Moonlight“ gehen Regener und seine Mitmusiker weit zurück in die Jahre 1988 und 1986, als die Ära der rein deutschsprachigen Texte noch nicht angebrochen war.

Grandiose Show-Elemente? Bei Element of Crime muss grünes oder blaues Licht reichen. Dafür, um sich noch einmal von der Zärtlichkeit von „Die letzte U-Bahn geht später“ umfassen zu lassen, sich der Mariachi-Magie von „Immer noch Liebe in mir“ hinzugeben oder im Takt der Akkordeonklänge bei „Dann kommst du wieder“ zu wiegen, braucht es auch nicht mehr.

Fürs Akkordeon ist Ekki Busch verantwortlich, der das Quartett live ergänzt, zusammen mit Rainer Theobald (Saxofon). Im Tanzbrunnen erhalten Element of Crime bei „Immer nur geliebt“ noch mehr Verstärkung. Vom Musikerinnen-Duo Steiner & Madlaina alias Nora Steiner und Madlaina Pollina, deren folkiger Pop sich als gute Wahl fürs Vorprogramm erwies.

Für Trennung gibt's das Telefon

Von der Erzbesetzung von 1985 sind mit Sven Regener (Gesang, Trompete, Gitarre) und Jakob Ilja (Gitarre) noch zwei dabei. Obwohl Drummer Richard Pappik eigentlich mitzählt, er kam ein Jahr später dazu. Seit 2022 am Bass: Markus Runzheimer.

„Morgens um vier“, das Titelstück des neuen Albums, beschreibt vor Beginn des Zugabenteils perfekt die Lakonie des Verlusts: „Du hast gesagt, du liebst mich sehr und das ist noch gar nicht so lange her. Doch was heißt das schon. Ein Tag ist ein Jahr, ein Jahr ist ein Tag, für die Liebe gibt's Betten, für die Trennung gibt es das Telefon.“