Während die Finanzpläne des Kölner Ratsbündnisses viele Kultur-Projekte jubeln lassen, sieht es für die Akademie der Künste der Welt und das Festival Acht Brücken düster aus.
Einschnitte ab 2026Akademie der Künste und Festival Acht Brücken erhalten keine städtischen Mittel mehr
Mit einem blauen Auge davon gekommen – so scheint es für die Kölner Kulturszene derzeit auszusehen. Das Ratsbündnis aus CDU, Grünen und Volt will mit einem politischen Veränderungsnachweis dem Haushaltsplanentwurf der Verwaltung von Mitte November die Schärfe nehmen (die Rundschau berichtete).
Am Freitagmorgen erklärte sich das Dreierbündnis im Finanzausschuss und in einer anschließenden Pressekonferenz, in der man sein Vorgehen erläuterte. „Es geht hier nicht nur um die großen Dinge, es geht auch um die kleinen Dinge“, umriss Ira Sommer, die stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende. „Es geht darum, die Künstlerinnen und Künstler, die hier in dieser Stadt aktiv sind, in dieser Stadt bleiben, dass sie gerne hier sind und dass nicht die Mittel fehlen, damit sie ihre Arbeit oder auch ihre künstlerischen Darstellungen hier durchführen können.“
Viele Festivals werden gefördert
Gefördert werden weiterhin unter anderem das Zadik (Zentralarchiv für deutsche und internationale Kunstmarktforschung), die Kölner Gesellschaft für Neue Musik, die Internationale Photoszene, Edimotion, SoundtrackCologne, das Filmbüro oder unter anderem die Festivals Orbit, Impulse oder Shalom, dessen Förderung sogar erhöht wird, von 50.000 Euro (2025) auf 100.000 Euro (2026).
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Finanziert werden die Veränderungsnachweise unter anderem auch dadurch, dass sowohl bei den Bühnen als auch beim Gürzenich-Orchester (GO) der Betriebskostenzuschuss gekürzt wird. Aber sowohl Bühnengeschäftsführer Patrick Wasserbauer als auch Stefan Englert, Geschäftsführer des GO, machen klar, dass dies nicht zulasten der Kunst geht.
Stellen werden nicht besetzt
Wasserbauer will nun schauen, wie er konkret vorgehen wird. Eine Möglichkeit wäre, ob man Stellen, die nachbesetzt werden müssen, eine Zeit lang unbesetzt lässt.
Beim Gürzenich-Orchester werden sechs Orchesterstellen zunächst nicht besetzt. Diese seien für den Musterspielplan für den Wiedereinzug in die sanierte Oper am Offenbachplatz vorgesehen gewesen. Da die Oper weiter im Interim bleiben muss, könne man „letztendlich mit dem Orchester, was wir im Moment haben, das gut abdecken, was wir im Augenblick spielen“, so Stefan Englert.
Karten werden teuerer
Auch den Solidaritätszuschlag von einem Euro pro Karte bei Aufführungen des Schauspiels und der Oper und bei Konzerten des Gürzenich-Ochesters sehen beide Geschäftsführer nicht als Problem.
Sowohl die Akademie der Künste der Welt als auch Acht Brücken, das Festival für Neue Musik, werden 2025 noch eine Fördersumme erhalten, 2026 dann nicht mehr.
Die Stimmung bei der Akademie der Künste ist entsprechend düster: „Die Lage ist sehr unklar für uns. Aber dieser Haushaltsentwurf ist kein klares Bekenntnis der Stadt und bietet auch wenig Perspektive“, so Geschäftsführerin Monika Kerkmann.
Akademie schon 2025 geschwächt
„Die Gespräche, die wir geführt haben, gingen in die Richtung, dass wir nicht abgewickelt werden und neue Impulse setzen sollen. Da haben wir auch schon Einiges auf den Weg gebracht. Perspektivisch ist das natürlich schön, dass wir 2025 noch Geld bekommen. Aber wir haben nur noch ein Drittel des Geldes zur Verfügung.“ Da werde es schwierig, weitere Impulse zu setzen: „Was wir geplant haben, können wir de facto nicht umsetzen. Und so ist für mein Team und mich die Unsicherheit sehr groß, wie es weitergeht.“
Und natürlich ist auch Louwrens Langevoort alles andere als glücklich mit der Entscheidung, dass es ab 2026 kein Geld mehr für das Festival Acht Brücken gibt, aber geschlagen gibt er sich deshalb noch lange nicht: „Ups and Downs hat es immer gegeben bei der Förderung von der Stadt für Acht Brücken, und wir haben trotzdem 15 gute Festivaljahre gehabt. Deswegen sehe ich auch keinen Grund, zu denken, dass es nicht ein 2026 oder 27 geben wird“, macht er klar.
Langevoort hat schon geplant
„Wir finden immer Lösungen, und wir streiten dafür, um immer wieder neue Lösungen zu finden. Vergleichen Sie es mit dem Kölner Dom: Da gab es auch mal Zeiten, in denen weniger gebaut wurde. Da hat man auf das preußische Gold und Geld gewartet. Und das machen wir auch so!“
Für künftige Acht-Brücken-Ausgaben habe man „schon längst ein Programm, weil wir ja eine längere Zeit gedacht haben, dass wir Planungsfreiheit haben – die Stadt hatte ja 2026 bis 2027 schon freigegeben.“ Dies jetzt zu ändern, sei „das Recht der Stadt“.
Museen sollen auch noch sparen
Süffisant merkt Langevoort noch an: „Wenn Acht Brücken jetzt nicht mehr von der Stadt gefördert wird, gehören wir ja zur freien Szene“. Damit spielt er darauf an, dass das Ratsbündnis dafür gesorgt habe, dass gerade in diesem Bereich viele Projekte weiterhin Unterstützung bekommen.
Generell muss allerdings die Kulturszene davon ausgehen, dass weiterhin gespart werden wird. Als Nächstes sollen die Museen in sich gehen und über Synergien oder vielleicht sogar Zusammenlegungen nachdenken. Ins Detail wollten die Politiker bei der Pressekonferenz nicht gehen. Dafür habe man auch gar nicht die Expertise, heißt es auf Nachfrage.