Köln – Sonst übt sich der Diogenes-Verlag ja in nobler Zurückhaltung. Doch wenn der eidgenössische Bestsellergarant Martin Suter das Leben des langjährigen FC Bayern-Stars Bastian Schweinsteiger (37) erzählt, macht man das ganz große PR-Fass auf. Also Pressekonferenz in Berlin mit dem Autor, dem Kicker und dessen Frau Ana Ivanović (34), frühere Weltklasse-Tennisspielerin.
Auf Suter als idealen Biografen stieß der Fußballer durch den Hinweis eine Freundes, der indes hinzufügte: „Aber der macht das nicht.“ Tat er nach nur einstündiger Bedenkzeit doch, „schließlich möchte ich jede Art zu schreiben einmal ausprobieren.“ Und beim ersten Treffen am Flughafen Zürich stimmt die Chemie sofort.
Piste oder Rasen?
Für den Porträtierten ist das Buch „wie ein Geschenk – er hat das sehr gut geschrieben.“ Der Schriftsteller ließ sich zwar dichterische Freiheit für diesen „Roman“ zusichern. „Doch während der Arbeit habe ich schnell gemerkt, dass ich wenig erfinden kann, nur das ,Wie’, aber nicht das ,Was’.“ Beim Gegenlesen fand Schweinsteiger denn auch „nichts zu verbessern“.
Das Buch
Als Erstverkaufstag für Martin Suters „Einer von euch – Bastian Schweinsteiger“ gibt der Zürcher Diogenes-Verlag den 26. Januar an. Der (autorisierte) „Roman“ umfasst 384 Seiten und kostet 22 Euro. Auf seiner Website www.martin-suter.com gibt der 73-jährige Autor und Fan des FC Basel Einblicke in die Entstehung des Buchs. (EB)
Den Titel „Einer von euch“ sah Suter als These, die „mein bisher dickstes Buch“ beweisen sollte. So gibt’s zum Auftakt gleich ein Missgeschick: Da stürmt der Kleinste auf dem bayerischen Bolzplatz aufs Tor zu, schiebt sicher ein. Schade nur, dass er den Seitenwechsel zur Halbzeit verdrängt hatte – Eigentor.
Plastisch beschreibt das Buch Bastis Kindheit in Oberaudorf, wo Vater Fred einen Skilift betreibt. Der Knirps fährt mit Bruder Tobi und Felix Neureuther um die Wette und schwankt lange zwischen einer Karriere im Schnee oder auf dem Rasen. Bis ihm die Talentscouts des FC Bayern diese Entscheidung abnehmen.
Es folgen in 17 Jahren acht Meister- und sieben Pokaltitel, zudem je ein Sieg in der Champions-League und bei der Weltmeisterschaft 2014. Staunt der junge Mann anfangs noch über das Monatsgehalt von 5000 Euro, so sichert ihm der beste Bayern-Vertrag 14 Millionen pro Jahr zu – ohne Prämien.
Den bayerischen Strahlemann wirft scheinbar nichts aus der Bahn
Ob der Titel „Einer von euch“ die Volkstümlichkeit von Multimillionären nicht leicht überschätzt, sei dahingestellt. Gewiss stimmt Schweinsteigers Bekenntnis: „Das Leben ist mir immer wichtiger gewesen als der Sport.“ Wohnen in Schwabing, Armani-Anzüge und schnelle Autos inklusive. Mit Model-Freundin Sarah gibt er etwa in Ibiza gern den Posterboy der Regenbogenpresse, bis sein Berater ein Stoppschild aufstellt. Dennoch wäre die Biografie eines polarisierenden Egozentrikers wie Cristiano Ronaldo die leichtere Aufgabe gewesen.
Den bayerischen Strahlemann nämlich werfen selbst dunkle Momente wie der verschossene Elfmeter beim „Finale dahoam“ gegen Chelsea (2012) nicht aus der Bahn.
Ein Held in unzerkratzter Rüstung also, der dem Biografen auch keine verbalen Revanchefouls gegen ehemalige Weggefährten souffliert. Indiskretionen aus der Kabine? Fehlanzeige, denn dass der blonde „Fußballgott“ den Konditionsbolzer Felix Magath keineswegs als Lieblingstrainer nennt, ist längst kein Geheimnis mehr. Immerhin darf Uli Hoeneß mal androhen, dass er ihm „den Puderzucker aus dem Hintern klopfen“ werde, den ihm die Medien nach dem „Sommermärchen“ 2006 hineingeblasen hätten.
Wie Schweinsteiger der „Frau seines Lebens begegnet“
Der Autor führt fast von Anfang an die Blitzkarrieren von Schweinsteiger und Ana Jovanić parallel, wobei er im Bombergrollen des Balkankriegs beginnt. Erstaunlich: Mit 20 hat er sein erstes Länderspiel in der A-Nationalmannschaft, ebenfalls mit 20 wird sie Nummer eins der Tennisweltrangliste.
Bis zu venezianischen Traumhochzeit im Juli 2016 dauert es dann noch etwas, doch schon auf dem Rückflug vom ersten Treffen in New York ist dem Fußballer klar: „Ich bin der Frau meines Lebens begegnet.“ Auch die serbische Partnerin bekennt in Berlin, damals gleich gewusst zu haben, „dass er der Richtige ist“.
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Aufregend ist all das auch literarisch nur bedingt, wenngleich Martin Suter magische Fußballmomente gekonnt im Zeitlupenzoom zeigt. Aber Bastian Schweinsteiger, der lausbübische Unbedarftheit längst gegen lässige Trittsicherheit auf dem Promiparkett eingetauscht hat, wirkt als heitere Lichtgestalt ebenso sympathisch wie authentisch. Und wenn er sich von dem Buch eine Ermutigung für Familien erhofft, die für ihre Kinder ähnliche Lebenswege erträumen, könnte das sogar funktionieren.