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Divertissementchen „Napoleon en Kölle“Cäcilia Wolkenburg trotzt der Corona-Pandemie

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Napoleon en Kölle.

Köln – Dieser Besuch von „Napoleon en Kölle“ steht unter keinem guten Stern: Im letzten Jahr wurde er abgeblasen, und die Cäcilia Wolkenburg stemmte kurzerhand „Corona Colonia“ aus dem Boden – das aber nur als Live-Stream gezeigt werden konnte. In diesem Jahr fiel kurz vor der Premiere krankheitsbedingt einer der Hauptdarsteller aus. Kurzerhand sprang Regisseur und Autor Lajos Wenzel ein – und lieferte ein Kabinettstück ab in der Kunst, Spickzettel auf der Bühne des Staatenhauses unterzubringen. Chapeau!

Ensemble musste dauerhaft Maske tragen

Doch viel arger als ein erkrankter Akteur wirkt sich die Pandemie bedingte Maßgabe aus, dass das rund 100-köpfige Ensemble auf der Bühne dauerhaft Masken tragen muss. Zwar kommen die durch Mikroports verstärkten Stimmen in den Ohren der Zuschauer an. Aber bei manchen Gruppenszenen musste man sich arg konzentrieren, um mitzubekommen, wer da jetzt gerade spricht oder schmettert. Und schon im Alltag fehlt uns die Mimik unserer Gegenüber – auf der Bühne ist es geradezu fatal, wenn man das Gesicht des Schauspielers nicht sehen kann. Doch das Zillchen wäre nicht das Zillchen, wenn es nicht das Beste aus der Situation machen würde.

Auf einen Blick

Das Stück: Aus einem verunglückten Napoleon-Besuch versuchen die Kölner, das Beste für ihre Stadt herauszuschlagen.

Die Musik: Die übliche Mischung aus Klassik, Kölsch und Pop – leider zu betulich arrangiert. Das Ensemble: Die Jungs vom Zillchen wissen einfach, wie man Spielfreude buchstabiert.

Das versuchen im Stück auch die Kölner des Jahres 1804: Honoratioren rund um Ferdinand Franz Wallraf (über die Maße staatstragend: Jürgen Nimptsch) nutzen die Besatzung durch die Franzosen nicht nur, um die Stadt von Ratten zu befreien und Straßenbeleuchtung und Hausnummern einzuführen, sondern auch, um den Klerus in seine Schranken zu weisen.

Parallel dazu hat Autor Wenzel eine Romeo-und-Julia-Geschichte zwischen dem französischen Soldaten Mathieu (als Einspringer Lajos Wenzel) und einem lecker Kölschen Mädchen Nieß (putzig: Patrick Lacroix) gezaubert, inklusive einer mopsfidelen Amme, die Simon Wendring mit Hingabe verkörpert.

Dazu wird gesungen und getanzt, zu dem fürs Divertissementchen typischen wilden Mix aus Klassik, Oper, Schlager, Pop und Kölschen Tön. Und wie nicht anders zu erwarten, sind die Ensemblenummern, wenn der Chor in Mannschaftsstärke antritt, hinreißend. Aber es gibt auch schöne Duette und starke Soli, allen voran der Auftritt von Martin Hillebrand als die Schenke betreibender Mönch – von ihm hätte man gerne mehr gehört.

Herzblut und Aufwand

Natürlich kann man bei einem Laienensemble keine durchgängig hundertprozentige Leistung erwarten – im Gegenteil, es macht einen Teil des Charmes aus, den dieser Abend verströmt, dass nicht alles perfekt ist und so manche Regieanweisung oder Choreographie höchst eigenwillig interpretiert wird. Am Ende der Vorstellung ist man wie jedes Jahr davon beeindruckt, wie viel Aufwand hier betrieben wird, wie viel Herzblut zum Einsatz kommt.

Doch, man muss es einfach sagen, diese Engagement würde besseres Material und in diesem Bereich einfach mal frischen Wind verdienen. Die Geschichte ist in ihrer Grundstruktur gut, in der Ausführung leider mau. Inhaltlich jongliert Lajos Wenzel letztlich mit zu viel kölscher Betulichkeit und reichlich alt bekannten Versatzstücken, um nicht zu sagen Plattitüden. Aktuelle Anspielungen auf Corona, Kirche oder Gendern wirken fast ein wenig aufgesetzt.

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Aber auch handwerklich gibt es Mängel: Manche Szene versandet, mancher Übergang gerät mehr als nur holprig. Und man fragt sich, warum die französischen Soldaten Kölsch sprechen.

Das alles könnte die Musik rausreißen – doch es wird mit gebremstem Schaum getrommelt und gepfiffen. Den Arrangements (Thomas Guthoff) fehlen Pfiff und Pfeffer. Die kölschen Liedtexte (Johannes Fromm, Manfred Schreier) mögen zwar auf dem Papier Sinn machen. Aber wenn man Kracher wie „Atemlos durch die Nacht“ oder „Voulez-vous coucher avec moi“ bemüht, sollte das Publikum die Chance haben, zumindest beim Refrain einzustimmen – den Masken zum Trotz.