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Start am MontagDivertissementchen „Corona Colonia“ erscheint als Stream

Lesezeit 4 Minuten

Kölsch statt Corona: Die Männer des KMGV unterstützen im Divertissementchen trotz des Freibiers die lokalen Brauereien.

Köln – Eigentlich lag das Stück „Napoleon in Kölle“ bereits auf dem Tisch. Doch dann kam die Pandemie und auf einmal war völlig unklar, ob es 2021 überhaupt ein Divertissementchen geben würde. Nach langem Hin und Her ist es am Montag, 18 Januar, soweit. Die Oper Köln veröffentlich das Divertissementchen der Spielgemeinschaft des Kölner Männer-Gesangs-Vereins „Cäcilia Wolkenburg“ als Stream (siehe Infokasten)

Der Titel lautet allerdings nicht „Napoleon in Kölle“, sondern „Corona Colonia“. „Wir haben schnell gemerkt, dass Abstandsregeln das Stück kaputt machen würden“, sagt der künstlerische Produktionsleiter Jürgen Nimptsch. So entstand das komplett neue Stück.

Kreativ mit Corona auseinandergesetzt

Mit dem diesjährigen Divertissementchen setzen sich die Männer von Cäcilia Wolkenburg kreativ mit der Pandemie auseinander. Und das, ohne dass das Virus im Stück auch nur einmal vorkommt. „Es geht um vieles, das auch Corona heißt“, sagt Jürgen Nimptsch. Vor allem handelt das Stück von der Heiligen Corona, der Schutzpatronin für Seuchen und Dinge, die mit Geldangelegenheiten zu tun haben.

Zwei wahre Geschichten und eine hinzu gedichtete ziehen den Zorn der Schutzpatronin 2020 auf Köln. Bereits vor langer Zeit hatte Corona gehofft, Namensgeberin für die Stadt zu werden – das ist die erfundene Geschichte. Wahr ist dagegen, dass Kaiser Otto III. die Reliquien der Heiligen Corona tausend Jahre später in den Aachener Dom überführen ließ und nicht in den Kölner. Dort hätte Corona selbstverständlich viel lieber gelegen. Doch da waren ja schon die Drei Heiligen Könige, deren Kronen sogar Teil des Kölner Stadtwappens waren. Dabei heißt Corona übersetzt Krone. Es hätte also aus Coronas Sicht nichts näher gelegen als dass ihre Krone den Weg ins Wappen findet.

Corona will sich an den Kölner rächen

Der ehemalige Pressesprecher des Erzbistums Köln bringt Corona dann endgültig zur Weißglut, als er ihr im Mai 2020 den Status einer weltweit bedeutenden Pandemieheiligen abspricht. Corona beschließt, sich an den Kölnern zu rächen. Jedem Haushalt liefert sie jeden Tag einen Kasten Corona-Bier. Weil alle besoffen sind, müssen die Geschäfte schließen. Wegen der Alkohol-Fahnen führt die Stadt Abstandsregelungen ein. Die kostenlosen Corona-Zigarren vernebeln die Luft, die logische Folge heißt: Mundschutzpflicht.

Lange Zeit stand die Aufführung des Divertissementchens auf der Kippe. Das größte Problem: „Wir hätten einige 100 000 Euro vorschießen müssen, ohne zu wissen, ob wir auch Einnahmen haben werden“, sagt Nimptsch. Die Lösung fand sich in der ausgebauten Kooperation mit der Oper. Die war bislang nur Spielstätte des Divertissementchens. In diesem Jahr übernimmt sie erstmals die Rolle des Produzenten – und damit das finanzielle Risiko.

Der Stream

Der Stream erscheint am Montag (19 Uhr) auf der Internetseite der Oper Köln. Tickets gibt es ab sofort ebenfalls dort. Jeder Zuschauer entscheidet selbst, wie viel ihm der Stream wert ist. Im Anschluss ist der Stream bis zum 12. Februar abrufbar.

Am Karnevalssamstag sendet der WDR das Divertissementchen.

www.oper.koeln/de/Streaming

Die zweite große Frage: Wollen die Protagonisten des Männer-Gesangvereins überhaupt auf der Bühne stehen? „Wir haben den Sängern verschiedene Beteiligungsmöglichkeiten eröffnet“, sagt Nimptsch. Da große Gruppen auf der Bühne ohnehin nicht möglich sind, gab es auch Rollen für eingespielte Videos oder Playback-Chöre. 115 von 140 Sängern sagten im August zu, 75 wollten auf der Bühne stehen.

Als im November der zweite Lockdown kam, konnte die Bühnenspielgemeinschaft nur weitermachen, weil sie die Oper als Produzenten an Bord hatte. „In der Corona-Schutzverordnung steht, dass Produktionen der Opernhäuser zum Zweck der Erstellung von Streams und Fernsehaufzeichnung weiter stattfinden dürfen. Als Verein hätten wir das nicht gedurft“, sagt Nimptsch.

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Die Männer probten in zwei Gruppen, auch in der Wolkenburg, der Heimat des Vereins. „Wir haben einen Arzt im Verein, der sich das Hygienekonzept fast zu einer wissenschaftlichen Arbeit gemacht hat, mit der er Professor werden könnte“, sagt Nimptsch. Die Auftritte für den Stream und eine Aufzeichnung für den WDR sind – Stand jetzt – die einzigen geplanten Auftritte. Wenn es die Situation zulässt, könnten im Juli Aufführungen vor Publikum folgen, so die Überlegungen.