Weniger Mitarbeiter sollen möglichst die gleichen Ergebnisse bringen. Wie das gelingen kann, zeigte eine Veranstaltung in Schleiden-Gemünd.
FachkräftemangelLandrat Markus Ramers sorgt sich um die Wirtschaft im Kreis Euskirchen
„Die Lücke wird zum Teil bleiben. Wir werden lernen müssen, damit zu leben“, erklärte Landrat Markus Ramers am Mittwochnachmittag im Gemünder Kurhaus. Trotz aller Bemühungen werde es wohl nicht möglich sein, den Bedarf an Fachkräften nach dem Ausscheiden der Baby-Boomer-Generation aus dem Berufsleben eins zu eins zu ersetzen.
Rund 140 Vertreter von Unternehmen und Organisationen waren in das Kurhaus gekommen, um bei einer Informationsveranstaltung der Dienstleistungsgenossenschaft (DLG) Eifel über Personalmanagement in ländlichen Regionen und generationenübergreifende Erfolgsfaktoren zu sprechen.
„Der Arbeitsmarkt ist massiv im Wandel, und die Entwicklung steht erst am Anfang“, sagte der Landrat. In den nächsten zehn Jahren werden laut Ramers im Kreis Euskirchen 25 Prozent der Arbeitskräfte in Rente gehen. Für zehn neue Ruheständler rückten aber nur sieben Berufseinsteiger nach: „Wir haben also ein Mengenproblem.“ Das führe zu langen Wartezeiten für Kunden, Auftragsstaus und höheren Belastungen für die vorhandenen Mitarbeiter. Ziel müsse sein, die Lücke so klein wie möglich zu halten. „Wer soll sich sonst in Zukunft um die Mobilitäts- oder die Energiewende oder um die Pflege alter Menschen kümmern?“, so Ramers.
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Aus Sicht des Landrats müssen zum einen die Potenziale der Bewerber besser ausgenutzt werden: „Wir brauchen eine bessere Berufsorientierung und eine Stärkung der beruflichen Bildung, Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensiven und die Anwerbung ausländischer Fachkräfte.“ Zum anderen müssten sich die Unternehmen aber auch darauf einstellen, mit weniger Personal die gleiche Arbeit zu bewältigen. Das gehe nur mit Digitalisierung, Prozessoptimierung, Entbürokratisierung und der Überprüfung von Standards. Außerdem müssten Prioritäten gesetzt werden: „Wir müssen uns fragen: Was brauchen wir dringend?“
Landrat Markus Ramers: „Wer soll sich um Mobilitäts- und Energiewende kümmern?“
Über den „Arbeitsmarkt im Wandel der Generationen“ referierte anschließend Prof. Dr. Jutta Rump. Sie ist Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Internationales Personalmanagement und Organisationsentwicklung an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen und gilt als absolute Expertin auf dem Gebiet. Die Professorin verbindet bei ihrer Arbeit wissenschaftliche Ergebnisse und Praxiserfahrungen miteinander.
Rump unterscheidet die Baby Boomer (bis 1970 geboren) und die Generationen X (1970 bis 1985), Y (1985 bis 2000) und Z (2000 bis 2015), die sich in den Bereichen Leistungsoptimierung, Work-Life-Balance, Zusammenarbeit und Teamfähigkeit sowie in den Erwartungen an die Unternehmensführung unterscheiden. Die Generationen Y und Z würden sich beispielsweise von Hierarchien abwenden.
Wichtig sei ihnen das Streben nach Work-Life-Balance und der Wunsch nach Aufmerksamkeit und Fürsorge. Kommuniziert werde vor allem digital. Wahlfreiheit in allen Lebensbereichen sei ebenfalls von großer Bedeutung. Die Professorin ist von dem Engagement der DLG Eifel für die Standortsicherung so angetan, dass sie deren Arbeit künftig aktiv unterstützen will.
„Generation Z“ strebt nach Work-Life-Balance und kommuniziert digital
Über die „Arbeitswelt von morgen – Anforderungen an Firmen aus Sicht der Generation Y“ sprach anschließend Judith Klups von der Zukunftsagenten GmbH in Bergisch Gladbach. „Es braucht ein neues Verständnis von Arbeit: Arbeit ist kein Ort, an den man geht“, erklärte Klups. Wichtig für den Berufsnachwuchs seien unter anderem Orientierung und Sicherheit sowie Freiräume und Flexibilität. Gleiches gelte für Teamorientierung, Weiterbildungsmöglichkeiten und den Zugang zu modernen Technologien. „Die Talente müssen passend zu den Aufgaben und Anforderungen gefunden werden“, so Klups.
„Die DLG-Veranstaltung bot eine tolle Gelegenheit, aktuelle Herausforderungen und Lösungen für das Personalmanagement im ländlichen Raum zu diskutieren. Viele Unternehmer aus der Eifel nutzten die Gelegenheit, sich über aktuelle Arbeitszeitmodelle, neue Ansätze in der Personalakquise oder Möglichkeiten der Zuwanderung von Fachkräften auszutauschen“, erklärte Philipp Piecha, Referatsleiter Wirtschaftsförderung der Industrie- und Handelskammer Aachen.
Einmal mehr sei deutlich geworden, dass eine leistungsfähige IT-Infrastruktur und ein leistungsfähiger öffentlicher Personennahverkehr Grundvoraussetzungen für jungen Menschen seien, im ländlichen Raum zu wohnen und zu arbeiten oder gezielt in ländliche Regionen zu ziehen.