Köln – Der Frust über die Stille im Sartory treibt Comedian Markus Krebs, rein äußerlich ein harter Ruhrpott-Junge, an einen der vorderen Tische. „Ihr seid die Einzigen, die mir zuhören“, meint er zu den kostümierten Damen und erzählt den nächsten Witz, über den keiner lacht. Seine Rede ist gespickt mit Durchhalteparolen wie „Dat zieh’n wir durch“ und „Ich glaube, ich muss mein Programm ändern“. Schließlich bricht er seinen Vortrag ab und geht.
Neue Ausrichtung und neue Elemente
Wenn Krebs Pech hat, schneidet niemand im ZDF diesen missglückten Auftritt raus, und er ist Weiberfastnacht um 20.15 Uhr bei der Sitzung „Mer losse d’r Dom in Kölle“ zu sehen. Mit Witzen wie diesem: „Wie heißt noch mal der eine von Max und Moritz?“ Der Fernsehkarneval macht es möglich, dass Redner wie er plötzlich auf einer Karnevalsbühne im Herzen Kölns stehen. Doch das ZDF hat genug von den ständig sinkenden Quoten der Karnevalssendungen und hat für 2016 ein neues Konzept angekündigt. Mit nur noch einer statt zwei Fernsehsitzungen aus Köln.
„Das ZDF muss der Tatsache Rechnung tragen, dass das Interesse der Zuschauer an der Fernsehfastnacht in den vergangenen Jahren abgenommen hat“, sagt Stefan Unglaube, Sprecher des Senders. Im kommenden Jahr soll nur noch eine Sitzung aus Köln gezeigt werden – „mit neuer Ausrichtung und vielen neuen Elementen“, kündigt Unglaube an. Ziel sei es weiterhin, die Zusammenarbeit mit dem Festkomitee fortzusetzen und den Kölner Karneval bundesweit den Zuschauern nahezubringen.
Seit Jahren hagelt es Kritik an den Fernsehsitzungen, doch das Festkomitee unterliegt als Programmgestalter diversen Zwängen. Einige Redner (Guido Cantz, Bernd Stelter) dürfen nur in der ARD zu sehen sein, zudem darf kein Künstler auf zwei Sendern laufen. Das führt dazu, dass plötzlich Comedians wie Markus Krebs und Christian Pape auf der Bühne stehen – so wie am Mittwoch im Sartory. Auch Achnes Kasulke durfte auftreten, gefeiert wurden Jörg Runge, der „Tuppes vom Land“, und Martin Schopps.
In diesem Jahr durfte der „Treue Husar Blau-Gelb“ die TV-Sitzung präsentieren und zu 100 Prozent vom Kartenverkauf profitieren. Auf das Programm hat die Gesellschaft keinen Einfluss. In grenzenlosem Optimismus versprach Sitzungspräsident Dr. Marko Schauermann zum Auftakt „eine rasante Sitzung mit Spitzenkräften des kölschen Fasteleer“. Und weil alles so herrlich war, durften die Frauen im Saal grölen, dass man mit dem Zweiten besser sieht. Alaaf.
Musikalisch entsprach das Programm schon eher dem Treiben auf Kölns Karnevalsbühnen. Rabaue, Domstürmer, Räuber, Paveier und Bläck Fööss ließen den Saal singen und schunkeln.
Heute folgt der zweite Teil des Kölner Fernsehkarnevals Am Abend wird im Sartory die ZDF-Gesellschaftssitzung „Typisch Kölsch“ aufgezeichnet. Präsentieren darf das Ganze die Ehrengarde.