Köln – „Dieses denkmalgeschützte Gebäude von nationaler Bedeutung wird bis heute ununterbrochen für den Zweck genutzt, für den es vor mehr als 1000 Jahren errichtet wurde.“ Das betonte Dr. Volker Hildebrandt, Pfarrer der Gemeinde St. Pantaleon, gestern zum Abschluss der Sanierungsarbeiten im Westteil der romanischen Kirche. Auch während der rund zwei Jahre, in denen fleißige Arbeiter das Dach und die Fugen im Mauerwerk erneuerten sowie innen den bröckelnden Putz, wurde St. Pantaleon weiterhin von der Kirchengemeinde für Gottesdienste genutzt. Eine Staubschutztrennwand zwischen dem Westwerk und dem Langhaus der Kirche machte es möglich.
Jetzt ist das Westwerk für rund 4,5 Millionen Euro „durchsaniert“, wie Hildebrandt sagte, und erstrahlt auch dank neuer Beleuchtung in vollem Glanz. Der Kostenrahmen sei eingehalten worden, Bund und Land steuerten 2,1 Millionen Euro bei.
St. Pantaleon: Sanierung abgeschlossen
Fast 1000 Steine in der Fassade aus Tuffstein und rotem Sandstein wurden ausgetauscht, alle Schieferdächer neu gedeckt. Im Innern ist nach der Entfernung des Putzes erstmals wieder die statische Struktur der Mauern und Bögen in vollem Maße sichtbar geworden.
So lassen sich jetzt präzise gefügte Quader und Ziegel bestaunen, die lange hinter Putz verborgen waren, wie etwa der kleine Rundbogen über dem Westportal. Viele dieser Steine stammen aus der Römerzeit, wurden in karolingischer Zeit wiederverwendet und für den ottonischen Kirchenbau erneut genutzt. Ein besonders schönes Beispiel findet sich in einem Gesims an einem Pfeiler der Empore, das eine römische Inschrift ziert, wie Dr. Ulrike Heckner, Abteilungsleiterin beim Amt für Denkmalpflege des Landschaftsverbands Rheinland (LVR), erläuterte. Sie lautet „Intrantibus pax , exuntibus salus“, auf Deutsch: „Friede den Eintretenden, Segen den Hinausgehenden“. Dass man diesen Stein mit dem Segensspruch direkt am Eingang platzierte, sei ein Zeichen des respektvollen Umgangs mit dem römischen Erbe Kölns, so Heckner. Hildebrandt sprach von „traditionsbewusstem Recycling“.
St. Pantaleon
866 wird St. Pantaleon erstmals in einer Urkunde als bescheidene Kirche mit Armenhospital erwähnt. 955 gründet der Kölner Erzbischof Bruno, Bruder Kaiser Ottos des Großen, hier ein Benediktinerkloster und legt 957 mit einer Stiftung die Grundlage für den Neubau. Mittelschiff und Westwerk gelten als einzigartige Zeugnisse ottonischer Baukunst in Köln. Kaiserin Theophanu wird 991 in St. Pantaleon bestattet, ihr Sarkophag steht heute in der Seitenkapelle des Westwerks.
Prunkstück im Innern der Kirche ist der spätgotische Lettner von 1502/03, eine steinerne Schranke mit reichem Figurenschmuck. (fu)
Bei der vom Zülpicher Architekten Max Ernst geleiteten Sanierung war eine Sensation entdeckt worden. Anhand von Holzresten in einer Wand, die von Schalbrettern stammen, konnte die Entstehungszeit des Westwerks per Radiokarbonmethode sicher in das 10. Jahrhundert datiert werden (wir berichteten). Kunsthistoriker hatten den Bau zuvor anhand stilistischer Überlegungen eher in die Zeit nach 1000 datiert. Bei der jetzt begonnenen Sanierung von Langhaus und Chor erwarte man weitere Überraschungen, sagte Heckner. „Es wird noch mal spannend.“
Während der Arbeiten im Westwerk habe man alle Mauern präzise dokumentiert. Dabei wurden auch Löcher gefunden, in denen vor über 1000 Jahren die Balken der Baugerüste steckten. „Man bekommt schon ein bisschen Gänsehaut, wenn man diese Spuren der Vergangenheit entdeckt“, so Heckner.
Die Gesamtkosten der bis ins Jahr 2024 geplanten Sanierung in Höhe von rund 14 Millionen Euro werden zum größten Teil aus der Kirchensteuer von Katholiken im Erzbistum Köln finanziert, sagte Hildebrandt. Er hofft zudem auf Spenden, etwa für die Neugestaltung der Theophanu-Kapelle.