Der erste Adventssamstag und die „Black Friday Week“ locken viele Menschen in die City. Wir haben uns umgesehen.
Weihnachtsshopping beginntSo voll war es am ersten Adventssamstag
Mit Mühe ruckelt der KVB-Zug durch den grauen Novembernachmittag, zwischen stockend vorwärts rückenden Autos und Bussen hindurch. Vor dem Fenster nimmt die Lichterketten-Dichte an den Gebäuden zu. Der Weihnachtsmarkt am Rudolfplatz taucht im Blickfeld auf, mit seinen Holzhütten und Dampfwolken, dann kommt der noch größere am Neumarkt. Im Inneren stehen die Menschen eng gedrängt, immer mehr steigen ein. „Sehr geehrte Fahrgäste, bitte verteilen Sie sich im Fahrzeug, damit wir weitere Fahrgäste mitnehmen können“, sagt die stoische Computerstimme. Spätestens bei Ankunft am Heumarkt ist klar: Am heutigen, ersten Adventssamstag kommt sie auf Touren, die alljährliche Weihnachts-Shopping-Maschinerie.
Im Dreieck Dom-Heumarkt-Neumarkt schieben sich die Menschen im Schaufenster-Bummel-Tempo vorwärts – ob sie wollen oder nicht, denn schneller ist an den meisten Orten kaum durchzukommen. Ein Vater steht mit der Tochter vor einem Spielzeugladen und wartet auf den Rest der Familie. „Es ist schon ein bisschen heftig“, grummelt er. „Entspannt ist anders und es ist ja auch eh alles teuer geworden.“
„Tolle Angebote“ auf „ausgewählte Ware“
Verstärkt wird das Treiben, weil viele Geschäfte angelehnt an den amerikanischen Rabatt-Tag „Black Friday“ gleich eine ganze Rabatt-Woche ausgerufen haben. Sven Bruk (20) ist deshalb extra aus Münstermaifeld bei Koblenz angereist, um im „Lego“-Store einzukaufen. Auch zwei Weihnachtsbäume aus Lego-Steinen stecken in seiner Tasche. Insgesamt ein guter Deal, findet er. In einigen Geschäften gibt es schlicht 25 Prozent auf alles. Andere Geschäfte versprechen nur „tolle Angebote“ auf „ausgewählte Ware“. Oder sie schreiben verdächtig viel Kleingedrucktes unter die Rabattversprechen, das dann teils auf den Werbetafeln nur viel kurz zu sehen ist, um es überhaupt zu lesen.
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Einer, der das Geschehen vom Rand beobachtet, ist Sascha K. (43). Er sitzt mit seinem kaukasischen Herdenschutzhund Zweig auf einer Decke und bittet um Spenden. „Es ist ziemlich viel los“, sagt er achselzuckend. Er muss es wissen, denn er ist fast täglich da. Mehr Geld gäben die Leute aber eher erst nach, nicht vor Weihnachten. Bei Alex (15) und Daniel (16) aus der Ukraine, die auf der Schildergasse russische, ukrainische und englische Lieder singen und dazu Gitarre spielen, läuft es besser. „Die Leute sind heute nicht so zielstrebig und gehen eher spazieren, also geben sie mehr“, erklärt Alex.
Autofahrer müssen Geduld mitbringen
Viele Menschen sind offenkundig extra angereist, um all das zu erleben. Französisch, Englisch und Niederländisch sind viel zu hören. Hartgesottene drehen vor der Rückfahrt mitsamt Rollkoffer eine letzte Runde über das Kopfsteinpflaster in der City. Ella Hoogerland mit ihren Schwägerinnen aus Werkendam in den Niederlanden gekommen, für die Weihnachtsmärkte. Ein Touristenbus hat sie nach Deutz gebracht, von dort fährt alle paar Minuten ein kostenloser Shuttlebus zum Heumarkt – jedenfalls planmäßig, denn am Nachmittag ist Stau auf der Brücke. Am Abend, wenn alle vom Weihnachtsmarkt loswollen, wird es selbst an normalen Tagen sehr voll am Bussteig, erzählt ein Ordner dort.
Auch Autofahrende müssen Geduld mitbringen. „Die Anfahrt war ein Abenteuer“, sagt Katrin (55) aus Rheinbach. Sie steht mit ihrer Tochter Lea (28) aus Köln am Rande des Weihnachtsmarkts am Neumarkt, reingehen wollen beide wegen der Menschenmenge aber lieber doch nicht. Die gestiegenen Preise seien das eine. „Entspannte Weihnachtsstimmung kann ich jetzt aber auch noch nicht feststellen, ich bin eher gestresster als vorher“, stellt Katrin fest. Immerhin: Die Waffel für knapp drei Euro schmeckt wunderbar.