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Weiberfastnacht in KölnStraßenkarneval in der Kölner Altstadt mit viel Polizei und Lust am Feiern

Lesezeit 3 Minuten
Kostümierte Jecken beginnen auf dem Alter Markt den Karneval zu feiern.

Kostümierte Jecken beginnen auf dem Alter Markt den Karneval zu feiern. 

„Wat sull uns schon passiere, sulange mer et Levve fiere“, singen Brings. Doch die Anschlagsdrohung überschattet den Beginn des Straßenkarnevals in Köln durchaus.

„Hallo Freunde! Lasst euch nichts verbieten!“, ruft Marita Köllner als sie kurz vor dem offiziellen Start des Straßenkarnevals auf die Bühne auf dem Alter Markts stürmt. „Egal, was passiert, wir feiern das Leben“, stimmt sie an. Darin schwingt genau der Trotz und die Lust am Leben, die Karneval ausmachen. Und den Karneval lassen sich Tausende Jecke auch durch Anschlagsdrohungen nicht verderben. Ausgelassen feiern, singen und schunkeln sie.

Pünktlich um 11.11 Uhr donnern die Konfettikanonen der Altstädter auf dem Alter Markt rote und grüne Papierschnipsel in den überraschend blauen Himmel. Den Wettervorhersagen zum Trotz kommt sogar die Sonne raus. 

Ausgelassene Stimmung an Weiberfastnacht

Ausgelassene Stimmung an Weiberfastnacht

Zwar ist am Vormittag ein bisschen weniger Gedränge in der Altstadt als normalerweise, aber wer da ist, ist entschlossen, zu feiern. Eine Gruppe von acht jungen Männern aus der Gegend von St. Gallen in der Schweiz hat sich mit gelben Overalls mit der Aufschrift „Abschleppdienst“ ausstaffiert. „Die Hälfte von uns hat eine Freundin, die anderen suchen noch eine“, erklärt einer der Männer gutgelaunt, während sich die Gruppe an einem Bratwurstgrill stärkt. „Wird bestimmt was, in den drei Tagen, die wir in Köln sind“, meint er.

Alles zum Thema Henriette Reker

Spaß haben. Das ist die Devise der Narren von nah und fern. Als Engel, Teufel, allerhand Getier, Krümelmonster, Schlümpfe, Krankenschwestern oder Piraten sind sie verkleidet. Viele sind in Gruppen unterwegs. Stephan aus Kerpen hat einen Besteckkorb aus einer ausrangierten Spülmaschine dabei.  Nicht Teil seines Kapitänkostüms, sondern ein praktisches Accessoire. „Da passen ganz prima acht Kölschstangen rein. Das habe ich letztes Jahr bei anderen gesehen“, sagt Stephan, während er in der Schlange für den Feierbereich vor der Bühne der Altstädter ansteht, die wie jedes Jahr die Eröffnung des Straßenkarnevals ausrichten.

Einiges an Polizisten ist am Alter Markt unterwegs.

Einiges an Polizisten ist am Alter Markt unterwegs.

Auffällig viel Polizei und Sicherheitskräfte sind in der Altstadt zu sehen. Und sie sind willkommen bei den Jecken. „Wir sind kontrolliert worden und wir fühlen uns sicher“, sagt Simon (26), der sich mit den Kleidern seiner Oma kostümiert hat. Seine Freundin Fluo (27) stammt aus Israel. „Ich bin es gewohnt, aufmerksam zu sein und eigentlich immer mit einer möglichen Gefahr zu leben“, sagt sie und zieht für die Äußerung extra ihren selbst gestrickten langen Rauschebart vom Mund. Ein weiterer junger Mann in der internationalen Gruppe kommt aus Paris. „Das ist unglaublich, die Stimmung hier“, staunt der Franzose, der ein Guardia- Civil-Hemd trägt.

Dass er damit nicht zu heimischen Sicherheitskräften zählt, ist offensichtlich. Anders ist das bei jenem Viererklübchen aus Bremen, dass sich mit schwarzen Squad-Kostümen ausstaffiert hat. Die gepolsterten Sicherheitswesten sehen denen, mit denen die Polizei unterwegs ist, ziemlich ähnlich. „So richtig glücklich gewählt sind unsere Kostüme in diesem Jahr wohl nicht“, gibt einer der jungen Männer zu bedenken. „Wir hatten aber nichts anderes.“ 

Auch für die Bremer gilt: Jeder Jeck darf in Köln so sein, wie er möchte.  Auf Respekt und Toleranz pochte auch Jungfrau Marlies I. beim morgendlichen Empfang der Oberbürgermeisterin im Hansasaal des Rathauses. Zu feiern ist keine Schande, sondern ein Geschenk an sich selbst, formulierte die Jungfrau, die wie das ganze Trifolium ihre Begeisterung für den Karneval höchst überzeugend verkörpert. 

Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagte mit Blick auf die IS-Drohung kämpferisch: „Es wird niemandem gelingen, uns Kölnerinnen und Kölner einzuschüchtern!“