WDR-Projekt „360 Grad Kölner Dom“Virtueller Spaziergang durch den Kölner Dom
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Köln – Es ist kein sehr realistisches, aber dennoch beeindruckendes Szenario: Tiefe Nacht, der Dom ist menschenleer. Der Kapellmeister – keine zwei Schritte entfernt – stimmt das Ave Maria von Franz Biebl an. Der Blick nach links und rechts bestätigt es: Man ist mittendrin im privaten Chorkonzert, die Sänger sind zum Greifen nah.
Möglich macht das das WDR-Projekt „360 Grad Kölner Dom“. Es hat „begehbare“ Rund-um-Videos mit Hilfe modernster Technik erstellt. Mit einer Virtual-Reality(VR)-Brille und Kopfhörern hat man das Gefühl, tatsächlich im Dom zu stehen. Dabei geht es vor allem dahin, wohin Besucher sonst nicht kommen: im Flug von der Orgel durch das Kirchenschiff oder zu den Bildhauern in die Dombauhütte. „Das ist fast noch besser als die Realität“, schwärmt WDR-Intendant Tom Buhrow vom „Innovation Lab“. Ganz „überwältigend“ sei diese „Reise durch Raum und Zeit“, so Buhrow.
Neue Perspektive für jüngere Besucher
Die erlebte auch Dompropst Gerd Bachner gestern zum ersten Mal mit einer VR-Brille: In einer Episode kann eine Zeitreise auf der Domplatte simuliert werden, von der Römerzeit über das Mittelalter bis zwischen die Trümmer des Zweiten Weltkriegs. „Diese Technik finde ich faszinierend“, so der Dompropst. Sie ersetze sicher nicht den realen Besuch des Doms – eröffne aber eine neue Perspektive, vor allem für jüngere Besucher. Bereits 2016 hatte sich das Domkapitel mit der Laser-Performance „SilentMod“ während der Gamescom um ein computeraffines Publikum bemüht.
Für Bachner hat der virtuelle Besuch der Kathedrale einen weiteren Vorteil: „Mit der Brille ist man in dem Moment ganz alleine im Dom, ist sehr konzentriert auf alles. So kann auch Spiritualität noch mal anders erfahren werden.“
Das Projekt war eine Herausforderung für das Team
Für das Team um Projektleiter Thomas Hallet war die Darstellung des Doms in 360 Grad eine Herausforderung, gefilmt und fotografiert wurde mit fünf lichtstarken Spiegelreflexkameras gleichzeitig. „Wir hatten auch ein paar Fehlversuche“, so Hallet. „Da war der Blutdruck manchmal auch auf 360.“
Die 360-Grad-Videos lassen sich zu Hause auf dem PC ansehen, mit der Maus kann dort die Perspektive verändert werden. Bei der Smartphone-App reicht es, das Display zu bewegen oder das Handy in eine VR-Brille zu schieben, die es auch schon für wenige Euro aus Pappe gibt. Mit einer besonderen VR-Brille („HTC Vive“, rund 700 Euro) geht sogar noch ein bisschen mehr: Mit ihr können sich die virtuellen Besucher nicht nur umschauen, sondern sich frei bewegen und an jeden beliebigen Ort „teleportieren“. Das komplette Angebot ist ab Dienstag online.