AboAbonnieren

Vor GerichtKölner Polizist nach Schüssen auf 19-Jährigen angeklagt

Lesezeit 2 Minuten

Tatort: In diesem Getränkemarkt im Agnesviertel kam es zu den Schüssen auf den 19-Jährigen.

  1. Die Kölner Staatsanwaltschaft hat einen Beamten der Kölner Polizei angeklagt.
  2. Der Vorwurf: Gefährliche Körperverletzung im Amt.
  3. Der Polizist soll fünf Schüsse auf einen geflohenen Intensivstraftäter abgegeben haben.

Köln – Der Fall sorgt auch nach über einem Jahr für Gesprächsstoff im Agnesviertel: Was ist genau passiert im Getränkemarkt am Sudermanplatz? Waren die Schüsse durch die Polizei berechtigt und wie geht es dem angeschossenen 19-Jährigen?

Nach monatelangen internen Ermittlungen bei Polizei und Justiz gibt es nun Neuigkeiten in dem Verfahren. Die Kölner Staatsanwaltschaft hat einen Beamten (45) der Kölner Polizei angeklagt. Dies bestätigte Gerichtssprecher Dr. Jan Orth. Der Vorwurf: Gefährliche Körperverletzung im Amt. Wann es zu einem Prozess kommt, ist noch nicht abzusehen.

Eine Kugel traf den Geflohenen im Bereich des Schulterblattes

Der Polizist soll fünf Schüsse auf einen geflohenen Intensivstraftäter (19) abgegeben haben. Laut Anklage soll der Polizist geschossen haben, als der 19-Jährige dem Beamten den Rücken zugewandt hat. Die Staatsanwaltschaft spricht in ihrer Anklage von Schussabgaben „ohne genügenden Anlass“. Eine Kugel traf den Geflohenen im Bereich des Schulterblattes, eine zweite im Rückenbereich und eine dritte Kugel traf den 19-Jährigen laut Anklage am Oberschenkel. Diese Verletzung führte zu einem Trümmerbruch. „Die erlittenen Verletzungen waren potenziell lebensbedrohlich“, sagte Dr. Orth.

Der 19-Jährige sollte am 10. Juli 2019 von Zivilfahndern auf der Krefelder Straße festgenommen werden. Es bestand ein Haftbefehl wegen des Verdachts des schweren Raubes. Laut Polizei soll der junge Mann mit zwei Komplizen einen Drogendealer in seiner Wohnung überfallen haben. Erbeutet wurden zwei Kilo Marihuana und knapp über 300 Euro Bargeld.

Der Beschuldigte versteckte sich im Hinterraum eines Getränkemarktes

Der 19-Jährige bestreitet seine Tatbeteiligung. Zu der Festnahme kam es an diesem Vormittag jedoch nicht – der Beschuldigte rannte über die Krefelder Straße ins Agnesviertel und versteckte sich im Hinterraum eines Getränkemarktes. Ein Beamter lief zuerst in ein benachbartes Restaurant und fragte nach dem Geflohenen.

Der nun angeklagte Polizist, eine Kollegin und ein weiterer Beamter spürten den 19-Jährigen schließlich in dem Markt auf und forderten ihn auf sich auf den Boden zu legen. Daraufhin soll der Beschuldigte einige Meter in Richtung Ausgang geflohen sein. Dann soll der 45-jährige Polizist gerufen haben: „Bleib stehen. Sonst schieße ich.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Kurz danach habe der Beamte fünf Schüsse abgegeben, wovon drei den 19-Jährigen trafen, heißt es in der Anklage. „Der Mann schrie laut vor Schmerzen“, erinnerte sich eine Anwohnerin kurz nach der Tat. Mehrere Tage lag der Angeschossene in einer Klinik; mittlerweile ist der Mann wieder im Agnesviertel zu sehen. Mit der Aufarbeitung ist nun das Landgericht beauftragt – „wegen der besonderen Bedeutung“, ergänzte der Gerichtssprecher.