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Von der RolleAus der Proklamation des Dreigestirns wird ein Roadmovie

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Das Kölner Dreigestirn aus Sven Oleff (M) als Prinz Sven I., Gereon Glasemacher (r), der Bauer, und Björn Braun, die Jungfrau.

Köln – Fernweh ist in Zeiten von Kontaktbeschränkungen und Reisewarnungen ein durchaus nachvollziehbarer Gemütszustand. Ebenso mag es in Köln als närrischer Hochburg Menschen geben, die den Karneval in all seiner wilden Ausgelassenheit vermissen werden. Der WDR und das Festkomitee haben sich nun entschieden, die ehrwürdige Proklamation des Kölner Dreigestirns, die sonst vor 1300 ausgewählten Gästen im Gürzenich zelebriert wird, in ein karnevaleskes Roadmovie zu verwandeln.

Dass eine Inthronisierung des Dreigestirns vor Publikum nicht möglich sein wird, war bereits im Sommer absehbar gewesen. Nun zwingt die Corona-Schutzverordnung die Karnevalisten zum Dreh eines Films, der an verschiedenen Orten der Stadt entstehen soll. Die Reise geht von der Hofburg im Dorint-Hotel am Heumarkt über den leeren Gürzenich bis zum Dom.

Kleine Momente für die „kölsche Seele“

„Wir spüren, dass viele Menschen den Karneval als ein kleines Stück Normalität vermissen – und zwar nicht die große Party, sondern die kleinen Momente für die kölsche Seele“, begründet Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn die Filmidee. Man wolle „den Menschen aber gerade in dieser schwierigen Zeit ein bisschen karnevalistische gute Laune für zu Hause bieten“, ergänzt er.

Der vollständige Verzicht auf Karneval stand in Köln nie zur Debatte, Kuckelkorn hatte das Jahr über mantrahaft die Devise verkündet, den Karneval könne man nicht absagen, ebenso wenig wie Weihnachten oder Ostern. Die Filmemacher gehen in pandemischen Zeiten auf Abstand zur wilden Feierei. Leere Brauhäuser und die Innenhöfe von Seniorenheimen sollen Schauplätze des Karnevalsfilms werden. Das Festkomitee will dies als Auftakt einer Session der leisen Töne verstanden wissen.

So spät wie nie hatten sich die Verantwortlichen zur Präsentation eines Dreigestirns entschlossen, die Wahl fiel auf Prinz Sven I. (Sven Oleff), Bauer Gereon (Gereon Glasemacher) und Jungfrau Gerdemie (Dr. Björn Braun) vom Traditionskorps der Altstädter. Erstmals in der Historie des Kölner Karnevals wird dieses Trifolium zwei Sessionen im Ornat absolvieren. Am 8. Januar sollen sie „im allerkleinsten Kreis“ ihre Insignien von Oberbürgermeisterin Henriette Reker erhalten. Das Kinderdreigestirn wird gleich mit proklamiert, auch das hat es noch nie gegeben.

Auf ihrer Reise durch die Stadt werden Prinz, Bauer und Jungfrau, die bislang über keine schauspielerische Erfahrung verfügen, die Musiker von Brings treffen, der Kabarettist Wilfried Schmickler wird auftreten, ebenso die Büttenredner Martin Schopps, Guido Cantz und einige Überraschungsgäste.

Schauplätze sind Gürzenich, Dom und leere Brauhäuser

Die Hoffnung auf einen letzten Rest pandemietauglichen Karnevals haben die Verantwortlichen noch immer nicht aufgegeben. Der Film gebe „einen kleinen Ausblick auf das, was im Laufe der Session hoffentlich möglich sein wird“, heißt es in einer Mitteilung des Festkomitees. Gemeint sind Freiluftauftritte in Seniorenheimen. Für das Kinderdreigestirn gibt es bereits einen Transporter, dessen Ladefläche als Bühne für Auftritte auf Schulhöfen dienen soll.

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Schon der Sessionsauftakt am 11. November war eine reine Fernsehveranstaltung, die beiden Dreigestirne und der Festkomitee-Präsident hatten mit Mundschutz und Abstand auf einer Dachterrasse der Hofburg gestanden und rote Ballons in den Himmel steigen lassen. Auf die ursprünglich geplante Musik-Sendung mit den Auftritten vieler kölscher Bands in der Wagenbauhalle des Festkomitees hatte der WDR wegen der zwischenzeitlichen Verschärfung der Corona-Regeln verzichtet. Nun also ein Film als pandemietaugliche Lösung. „Das war organisatorisch natürlich ein großer Aufwand – ähnlich wie bei Spielfilmproduktionen“, erzählt Kuckelkorn.

Ausgestrahlt wird der Film am 17. Januar 2021 im WDR-Fernsehen.