Von 1853 bis heuteNeuer Bildband rückt den Kölner Dom in den Fokus
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Köln – Zwischen Trümmerbrocken knien amerikanische Soldaten in einem Seitenschiff des Doms. Offenbar ohne zu stören hat die Fotografin Margaret Bourke-White die Gruppe festgehalten. 1945, beim ersten Gottesdienst nach dem Krieg. 4125 Glühbirnen strahlen an den aufragenden Säulen der Kathedrale. Menschenmassen im Sonntagsstaat, das Innere des Doms beleuchtet wie ein Rummelplatz. Noch heute finden sich in den Wänden Haken, mit denen die Leuchten im Jahr 1909 befestigt worden waren.
Untersichtig zeigt eines der raren Fotos, auf denen der Kölner Chargesheimer den Dom festgehalten hat, den Bau. Die verwitterte Betonarchitektur der östlichen Domplatte nimmt den Hauptteil des Bildes ein.
Bildband schlägt einen großen Bogen durch die Zeit
Kaum jemals gesehene Fotodokumente wie diese haben die langjährige Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner und Dombaumeister Peter Füssenich jetzt in einem großformatigen Bildband zusammengeführt. Darin schlagen sie den Bogen von den Fotopionieren des 19. Jahrhunderts über die kühlen Dokumentaristen der 1920er Jahre bis hin zum gegenwärtigen Blick auf die Kathedrale.
Tief in die Sammlung des Dombauarchivs eingetaucht, haben sie aus 400 Fotos 160 ausgesucht. „Eine intensive Arbeit mit Gänsehaumomenten“, sagt Füssenich. Unterstützt wurden sie dabei etwa vom Rheinschen Bildarchiv, dem Greven Verlag und dem Zentral Dombauverein, der in diesem Jahr sein 180-jähriges Bestehen feiert.
Vor knapp 170 Jahren, am 29. Juni 1853, um 12.40 Uhr, drückte Johann Franz Michiels auf den Auslöser seiner Kamera. Vom Turm der Kirche Groß St. Martin gelang ihm das erste bekannte Bild des Kölner Doms. Und das erste in der Lichtbildhistorie eines der meistfotografierten Gebäude der Welt, so Schock-Werner. Spannend sei dabei immer auch der Wandel der Domumgebung. So lagerten auf dem heutigen Roncalliplatz im Jahr 1853 mächtige Steinblöcke, die Hallen der Dombauhütte überspannten weite Teile des Areals. Ganz nah an der emporwachsende Kathedrale drängten sich die Häuser der Stadt.
Lange waren die Kölnerinnen und Kölner eben ganz dicht dran an ihrem Dom. Mit einem Haltepunkt für sieben Kraftdroschken am Fuß des Südportals etwa. „Unfassbar. Und eines meiner Lieblingsbilder“, sagt Schock-Werner. Andere stammen von Ruth Hallensleben , die die umfangreichen Instandsetzungsarbeiten von 1946 bis 1948 dokumentiert: Mit Loren fahren Arbeiter die Trümmer aus dem Gotteshaus, neben den Schienen wächst eine Wand aus Stahlstreben empor.„Die hatte man aus einem zerstörten Gasometer“, sagt Schock-Werner. „Der westliche Bereich wurde abgetrennt, um im östlichen Messen halten zu können.“
Auch das erste Farbfoto und die beliebte „Geisterbahn-Postkarte“ mit dem Dom in grünem Licht kommen vor im Bildband. So wie die von Füssenich sehr geschätzten Arbeiten von Anselm Schmitz. „Er hat immer einen Menschen auf seinen Fotos. Damit wird die gewaltige Dimension des Doms erst richtig klar.“
Der Dom, Peter Füssenich, Barbara Schock-Werner, Greven Verlag Köln, ISBN 978-3-7743-0950-0, 38 Euro, für Mitglieder des Köln Dombauvereins 30 Euro.