Köln – Vermutlich wissen die Menschen am Niederrhein nicht, welch großen Anteil sie an der Entstehung des Hits „Viva Colonia“ haben. Es muss im Herbst 2002 gewesen sein, als die Höhner bei einem ihrer Konzerte ihr neues Lied testeten. „Wir haben vier Versionen vorgetragen. Eine Nummer hat beim Publikum für Furore gesorgt, die war es dann“, erinnert sich Schlagzeuger Janus Fröhlich. Unter anderem sangen die Höhner „Da simmer dabei, dat is prima, wo ist die Party“. Aber das wollten die Menschen nicht hören.
Damals war die Hymne auf die Stadt und das Kölner Lebensgefühl noch ein ungeschliffener Diamant. Mit den Publikumsreaktionen vom Niederrhein gingen die Höhner ins Tonstudio und besorgten die Feinarbeit. „Wir haben den Choral vor das Lied gesetzt und das Thema überarbeitet“, sagt Höhner-Gründungsmitglied Peter Werner. An der Nummer sei „viel geschraubt“ worden. „Wir arbeiten am offenen Herzen. Bei Viva Colonia sind wir mit einer Idee auf die Bühne gegangen“, erzählt er.
Aus der Idee ist seit der Veröffentlichung 2003 der bekannteste Hit der Höhner geworden. Rund 150 000 Mal ging die Single über den Ladentisch, ebenso oft das Album „Viva Colonia Partyhits“. Für beide CDs gab es eine Goldene Schallplatte. Das Lied ist inzwischen in acht Sprachen übersetzt worden, unter anderem auf Niederländisch und Polnisch. Eine irische und eine italienische Version haben die Höhner jedoch nicht genehmigt. In Italien wollte sich eine neofaschistische Gruppe den Hit zu eigen machen, in Irland wäre er in ein Sauflied umgewandelt worden. Bei der Gema, der Verwertungsgesellschaft für Musik, hat „Viva Colonia“ die Höchstpunktzahl und wirft ordentlich Tantiemen ab.
Manchmal, so scheint es, wundern sich die Höhner selbst über diesen Erfolg. „Das ist ein Phänomen. Ursprünglich war das als Heimatliedchen gedacht“, sagt Henning Krautmacher. Die Melodie ist ein Ohrwurm, keine Frage. Doch der Text versprüht ein Höchstmaß an Lokalkolorit, immerhin singen die Höhner von Millowitsch, Kölsch und KVB. Doch das Lied sangen schon nach kurzer Zeit auch die Menschen in München beim Oktoberfest.
Es sind Kleinigkeiten, die den Unterschied ausmachen zwischen einem internationalen Erfolgshit und einer Durchschnittsnummer. „Manchmal bringt ein einziges Wort ein Lied zum Fliegen“, weiß Fröhlich. Bei einem der vielen „Kreativmeetings“ im Höhner-Büro in Vogelsang sei dann schließlich die Zeile „Viva Colonia“ kreiert worden.
In der Karnevalssession 2002/2003 hat sich Sänger Henning Krautmacher die Mühe gemacht, die Auftrittserlebnisse in einem Hörbuch zu verewigen. Über den 11.11. 2002 berichtet er folgende Begebenheit: Die Höhner spielten im „Tränenpalast“ in Berlin. Bei der Aftershow-Party sei Janus Fröhlich auf die Bühne geklettert, habe dem DJ das Mikrofon entrissen und „Viva Colonia“ gesungen. Verblüfft vermerkte Krautmacher, dass selbst in Berlin die Menschen das Lied fehlerfrei mitsingen konnten. Denn die CD kam erst im Januar 2003 auf den Markt.
Die Höhner können viele solcher Anekdoten erzählen, dabei schwingt immer eine Portion Stolz und ungläubiges Erstaunen mit. Kardinal Joachim Meisner habe das Lied im Düsseldorfer Stadion beim Weltjugendtag 2005 gesungen, bei der Fußball-WM 2006 hätten Fans die Hymne beim Auftritt von Ghana auf den Rängen des Kölner Stadions intoniert. Selbst bei einem Konzert von Pop-Ikone Robbie Williams in Gelsenkirchen hätten die Besucher das Lied angestimmt. Williams soll die Nummer als „very good song“ gelobt haben.
Ob er sich anschließend eine CD gekauft hat, ist ungewiss.