- Wenn das Ordnungsamt zur Tat streitet, gibt es meistens schlechte Laune. Denn in der Regel haben sich Personen dann falsch verhalten.
- Während der Corona-Pandemie ist die Stimmung noch angespannter, weshalb das Kölner Ordnungsamt nun eine Image-Plakataktion startet.
- Wie es den Angestellten des Ordnungsamtes ergeht und was die Aktion bewirken soll.
Köln – Es ist schon einiges, was die Mitarbeiter des Ordnungsamtes wegstecken müssen. „Was mir genau so alles an den Kopf geschmissen wird, dass wollen Sie gar nicht hören“, sagt Sarah Kück, die nunmehr seit 12 Jahren im Dienste der Stadt für Ordnung in Köln sorgt. Sie muss auch gar nicht ins Detail gehen. Es reichen zwei Worte: „angegangen und angepöbelt.“
Und mit Corona ist es keineswegs besser geworden: „Einige interpretieren die Auflagen sehr kreativ“, steuert ihr Kollege Thomas Kiefert bei. Aber immerhin: „In Köln ist die Stimmung noch nicht gekippt“, sagt Dezernentin Andrea Blome, die nun Stadtdirektor Stephan Keller vertritt, der als OB-Kandidat in den Wahlkampf nach Düsseldorf gezogen ist.
Frankfurt ist warnendes Zeichen
Frankfurt nennt Blome als warnendes Zeichen. „Da müssen wir gegensteuern.“ Eine Plakataktion soll nun dabei helfen. „Wir wollen das Ordnungsamt aus der Anonymität herausholen, ihm ein Gesicht geben“, sagt Blome. In diesem Fall die Gesichter von Sarah Kück und Thomas Kiefert.
Auf die anonyme Ordnungskraft lässt sich vielleicht hemmungsloser eine leere Bierflasche werfen als auf den Menschen von nebenan. So die Hoffnung hinter der Aktion. Denn dass die Stimmung auch in Köln kippen, dass auch hier ein enthemmter Partymob gegen Polizei und Ordnungsamt los ziehen könnte – wer wollte es ausschließen. Dass die Stimmung auf der Kippe ist, bestätigen zumindest die Berichte von Sarah Kück und Thomas Kiefert aus ihrem Dienst.
Immer mehr Aggression
Das Aggressionspotenzial nimmt zu. Und die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes haben immer weniger Zeit, die Angriffe zu verarbeiten, denn Freizeit ist seit Ausbruch der Corona-Pandemie Mangelware. „In den ersten drei Monaten seit Inkrafttreten der Auflagen wurden über 15 600 Überstunden geleistet“, sagt ein Sprecher des Ordnungsamtes.
Ein Stundenkontingent, für das es weitere 40 Ordnungsamtsmitarbeiter gebraucht hätte. „Wenn die Lage es erfordert und wenn die Kollegen mitziehen, ist das schon in Ordnung“, sagt Ordnungsamtsleiter Wolfgang Büscher dazu. Oder, wie es Sarah Kück ausdrückt: „Die letzten Wochen waren nicht ohne.“ Thomas Kiefert hilft es, bei der Arbeitsbelastung den Blick auf das Positive zu richten: „Die sich an die Regeln halten, werden viel zu wenig erwähnt.“
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Dennoch, so kann es nicht bleiben. Der Ordnungsdienst soll von 180 auf 300 Mitarbeiter ausgebaut werden – auch dazu soll die Plakataktion einen Beitrag leisten. Ein solcher Zuwachs kann nicht sprunghaft erfolgen. Stehen doch zum einen die Bewerber für einen solch harten Job nicht gerade Schlange und geben das zum anderen auch die Ausbildungskapazitäten nicht her. Die Hoffnung: 20 bis 30 Neueinstellungen im Jahr.
Dass der Dienst an der Ordnungsfront auch etwas zu geben hat, das versichert Sarah Kück. Der Job habe sie ein ruhiges Gemüt gelehrt und ein Team beschert, in dem sie sich auch nach zwölf Dienstjahren noch fühle wie in einer Familie. Das helfe, so einiges wegzustecken. Finanziell kann es auch schlimmer kommen. Der Tarif sieht fürs erste Dienstjahr rund 3000 Euro brutto vor. Oben drauf gibt es Zulagen für Nachtschichten und Feiertagsdienste. Mit der Erfahrung wächst das Gehalt.