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StudienaufenthalteKöln ist trotz Corona-Pandemie Traumziel für Auslandsstudenten

Lesezeit 4 Minuten

Willkommen in Köln: Die Domstadt ist nach wie vor ein attraktives Ziel für junge Menschen aus aller Welt. 

Köln – Als sich die Deutsch-Amerikanerin Cheyenne (22) aus Florida dazu entschieden hatte, an der Cologne Business School zu studieren, gab es das Coronavirus schon. Allerdings sprach noch niemand von einer Pandemie. Doch selbst als sich das Virus stark in ihrem Bundesstaat und auf der ganzen Welt verbreitete, hielt sie an ihrem Traum fest, das Heimatland ihrer Mutter besser kennenzulernen.

Im Juli reiste Cheyenne schließlich nach Deutschland, um zum Wintersemester ihr Bachelor-Studium International Business an der CBS zu beginnen. Zuvor wurde ihr Flug zwei Mal abgesagt. Die Kosten von circa 600 US-Dollar für den ersten ausgefallenen Flug hat sie bis heute nicht zurückerstattet bekommen. Nach der Landung am Frankfurter Flughafen musste die Studentin fünf Stunden lang auf einen Coronatest warten. So wie Cheyenne geht es den meisten ausländischen Studierenden, die derzeit für ein Auslandssemester oder ein Studium nach Köln kommen. Die Planung ist schwierig: Es gibt weniger Flüge, die Botschaften bearbeiten Visumanträge langsamer und Test- und Quarantänevorschriften verändern sich.

Pandemie als Herausforderung

Auch für die Kölner Hochschulen und die Universität zu Köln ist die Pandemie eine Herausforderung. „Es gibt zwar insgesamt kleinere Austauschzahlen, dafür ist der organisatorische Aufwand für jeden individuellen Fall höher“, sagt Christiane Biehl, Koordinatorin des EU-geförderten Austauschprogrammes Erasmus an der Universität zu Köln. „Unter den 400 Erasmus-Partnerhochschulen der Universität zu Köln gibt es solche, die den Austausch fortführen, ihn hybrid oder virtuell ermöglichen oder in wenigen Fällen komplett eingestellt haben.“ Die meisten Studierenden, die derzeit ein Auslandssemester an der Universität zu Köln absolvieren, bleiben in ihrem Heimatland und nehmen virtuell an den Vorlesungen teil. Auch die Technische Hochschule empfiehlt Austauschinteressierten aus Ländern außerhalb der europäischen Union, ihren Aufenthalt nur digital anzutreten.

Internationale Studierende in Köln

5318 Studierende aus dem Ausland haben im Wintersemester 2020/21 an der Universität in Vollzeit studiert. Im vorherigen Wintersemester waren es noch 5736 . Bei den Austauschstudierenden gab es einen Rückgang von circa 30 Prozent.

An der Technischen Hochschule ist die Zahl der internationalen Studierenden, die einen Abschluss in Deutschland erlangen möchten, trotz der Corona-Krise leicht gestiegen: Von 2742 Eingeschriebenen im Wintersemester 2019/20 auf 2837 im Wintersemester 2020/21.

Seit Beginn der Pandemie haben 184 Austauschstudierende an der Lehre der TH Köln teilgenommen, weitere 90 kommen im Sommersemester dazu. 46 Austauschstudierende haben im Sommersemester 2020 und 95 im Wintersemester 2020/21 ihr Auslandssemester an der TH Köln abgesagt. (sod)

Ein digitales Auslandssemester kann jedoch nicht die Erfahrung ersetzen, in Köln zu leben und die deutsche Kultur kennenzulernen. Aber auch ausländische Erstsemester- und Austauschstudierende, die in Köln sind, haben nur eingeschränkte Möglichkeiten, die Stadt kennenzulernen. „Ich konnte noch keine Museen besuchen oder das Nachtleben erfahren“, so Cheyenne. „Ich kann nicht sagen, dass ich die Stadt kenne, obwohl ich hier schon seit Juli lebe.“

Kontakte knüpfen fällt oft schwer

Auch Kontakte zu Kommilitoninnen und Kommilitonen vor Ort zu knüpfen ist schwieriger geworden, seit die meisten Vorlesungen nur noch digital stattfinden. Damit die internationalen Studierenden sich trotzdem ein soziales Netzwerk aufbauen können, bieten die Lehreinrichtungen digitale Kennenlernveranstaltungen an. Die Universität veranstaltet zum Beispiel digitale Stammtische, virtuelle Stadt- und Museumsführungen und interkulturelle Workshops für die internationalen Studierenden. Das Karibu-Buddy-Programm der TH stellt den ausländischen Erstsemester-Studierenden eine Kommilitonin oder einen Kommilitonen aus Köln mit ähnlichen Interessen vor.

Am härtesten trifft die Pandemie die internationalen Studierenden aber finanziell. Die Chinesin Wen (24) studiert schon seit 2019 an der Uni und hat kurz vor dem ersten Lockdown ein Jobangebot bekommen. Bevor sie den neuen Job antreten konnte, zog das Unternehmen das Angebot zurück. Seitdem ist sie wieder auf die finanzielle Unterstützung ihrer Eltern angewiesen. Wen versucht weiterhin, einen neuen Job zu finden – jedoch gibt es viel Konkurrenz und fehlende Deutschkenntnisse erschweren die Suche zusätzlich.

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Dabei sind Ausländerinnen und Ausländer oft finanziell auf Nebenjobs oder Stipendien angewiesen, da sie nur in wenigen Fällen Anspruch auf Bafög haben.

Auch bei der Auszahlung von Stipendien aus dem Ausland gibt es momentan Verzögerungen. Eine südafrikanische Firma übernimmt die Studiengebühren für Sandra (Name geändert), die im zweiten Semester International Business an der CBS studiert. Trotzdem hat sie Probleme, das Studium in Deutschland zu finanzieren. Weil die Firma derzeit finanzielle Schwierigkeiten hat, kommt das Geld oft zu spät bei ihr an. So lange lebt sie von eigenen Rücklagen und freiberuflicher Arbeit.

Die organisatorischen und finanziellen Hürden für Studienaufenthalte sind in der Pandemie größer als vorher. Doch obwohl Cheyenne eine schwierige Reise nach Deutschland hatte, ihre Familie in Florida derzeit nicht besuchen kann und Köln nur im Lockdown kennengelernt hat, bereut sie ihre Entscheidung nicht. Sie studiert gerne in Köln.