„Kartoffeln sind mein Leben“Kartoffelhändler stand fast 30 Jahre auf dem Sürther Wochenmarkt

Lesezeit 3 Minuten
Witold Ulycer (v.l.) steht mit seiner Frau und seinem Nachfolger Akcay an dem Kartoffelstand auf dem Sürther Wochenmarkt.

Witold Ulycer (v.l.) steht mit seiner Frau und seinem Nachfolger Akcay an dem Kartoffelstand auf dem Sürther Wochenmarkt.

Nach fast 30 Jahren auf dem Sürther Wochenmarkt und 40 Jahren als Kartoffelhändler, tritt Witold Ulcyfer in den Ruhestand. Die Nachfolge ist geregelt.

„Kartoffeln sind seit 40 Jahren mein Ding. Ob Laura, Christa oder Annabella, ich kann die einzelnen Sorten an der Form und am Geschmack erkennen“, sagt Witold Ulcyfer, der Kartoffelhändler auf dem Sürther Wochenmarkt.

Seit Gründung des Sürther Markts Mitte der 90er Jahre ist er dabei – jetzt geht der gebürtige Pole nach 28 Jahren in Sürth und fast 40 Jahren auf dem Markt in Buchforst in den Ruhestand. „Ich bin eigentlich gelernter Korbmacher, wie mein Vater und Großvater. Nach der Lehre aber wollte ich Geld verdienen und habe in Lodz einen Obst- und Gemüseladen eröffnet“, sagt Ulcyfer. „Als ich als 24-Jähriger nach Deutschland gekommen bin, habe ich mich schnell als Kartoffelhändler selbständig gemacht“, so der 67-Jährige, der seit Jahrzehnten von seinem Standort im Westerwald mit seinem LKW die Kölner Wochenmärkte bereist.

Kartoffelpreise steigen 2024 nochmal an

Seine Kartoffeln kommen aus der Pfalz und vom Hof Lüdemann in der Lüneburger Heide. Die Lieferanten kennt er persönlich und er weiß alles über den Anbau und die Lagerung der Kartoffeln, die er verkauft. „Kartoffeln brauchen Sandboden – die Lüneburger Heide ist die beste Kartoffelgegend. Die Knollen sind zwar fast 400 Kilometer über die Autobahn gereist, aber jeder Kilometer lohnt sich“, sagt Ulcyfer. Der Geschmack sei hervorragend und deshalb hätten seine Stammkunden in Sürth und Buchforst ihm über viele Jahre die Treue gehalten.

Alles zum Thema Wochenmarkt Köln

Sorgen machen ihm die steigenden Lebensmittelpreise. In den 80er Jahre habe ein Sack Kartoffeln, das sind 25 Kilogramm, 10 Deutsche Mark gekostet, heute kostet er fast 45 Euro. Und in diesem Jahr sind die Kartoffeln wegen des unbeständigen Wetters im Vergleich zum letzten Jahr um 50 Prozent teurer geworden.

Witold Ulcyfer freut sich auf den Ruhestand, darauf ausschlafen zu können und nicht mehr um 2.30 Uhr aufstehen zu müssen. Auch dem gemeinsamen Reisen mit seiner Frau sieht er mit viel Vorfreude entgegen. Endlich möchten die beiden mit ihrem Wohnmobil nach Sizilien und nach Polen fahren, in die alte Heimat.

Nachfolge für Kartoffelhändler auf Sürther Markt geklärt

Die Nachfolge ist bereits geregelt. Ein Mitarbeiter, der schon seit 20 Jahren bei Witold Ulcyfer arbeitet, wird als neuer Eigentümer das Geschäft auf den Kölner Wochenmärkten übernehmen: „Ich gehe zwar, aber meine Kartoffeln bleiben. Akcay übernimmt meine gesamte Logistik und ich überlasse ihm auch meine alte kleine Blechkasse als Glücksbringer.“

Aber dann wird Witold Ulcyer doch noch etwas melancholisch: „Ich habe sehr schöne Jahrzehnte auf dem Markt in Sürth erlebt, kenne die meisten Kunden persönlich, ich wünsche mir, dass die Sürther auch bei meinem Nachfolger einkaufen. Es wäre schade, wenn mein Lebenswerk in die Pleite ginge.“

Den Blumenhändler Steur, der seit Anbeginn des Sürther Wochenmarktes seinen Stand neben dem Kartoffelmann hat, stimmt die Situation traurig. „Witold war ein toller Kollege, immer hilfsbereit, vertrauensvoll und freundlich. Sein Weggang ist menschlich ein Riesenverlust“, sagt er.