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Großmarkt KölnSPD, Linke und FDP warnen vor dem Ende des Großmarkts und den Folgen

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Die denkmalgeschützte Großmarkthalle hinterm Bauzaun.

Die denkmalgeschützte Großmarkthalle hinterm Bauzaun.

Der Rat der Stadt könnte am Donnerstag eine Grundsatzentscheidung zur Zukunft des Großmarkts treffen, mit den entsprechenden Konsequenzen.

Es könnte die letzte Runde im Kampf um den Großmarkt werden: Für die Sitzung des Rates der Stadt Köln am Donnerstag, 27. Juni, haben die Fraktionen von SPD, Die Linke und FDP einen gemeinsamen Antrag eingebracht, um die Laufzeit des bestehenden Großmarkts in Raderberg für fünf weitere Jahre - bis zum 31. Dezember 2030 – zu sichern.

Dabei ist es nicht der erste Versuch, den Standort Großmarkt zu wahren. Erst im Vorjahr hatte es einen Anlauf von SPD, Linke, FDP, und Einzelmandatsträger Thor Zimmermann gegeben, den Betrieb vor Ort bis Ende 2028 zu verlängern. Bei ihrem erneuten Aufschlag sind sich die Politiker nun sicher, dass es der letzte sein könnte, weil die Zeit abläuft.

Großmarkt in Köln: Politiker warnen vor Aussterben der Märkte

SPD-Fraktionschef Christian Joisten erklärt: „Wenn die Pachtverträge nicht verlängert werden, ist völlig klar, dass jeder Händler, der noch da ist, sich dringend und zügig nach Alternativen umsehen wird und muss. Das Ende nächsten Jahres kommt schnell. Damit ist der Großmarkt – wie wir ihn heute kennen – nicht nur am Standort tot, sondern auch der Nukleus eines neuen Frischezentrums. Mit dieser Entscheidung zerstört man auch alle Pläne, die über den heutigen Standort hinausgehen.“

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Der wirtschaftspolitische Sprecher der Liberalen, Völker Görzel, wirft Henriette Reker, der Verwaltung, aber auch dem Mehrheitsbündnis aus CDU und Grünen Versagen vor. „Die Händler werden seit Jahren vom Bündnis veräppelt“, konstatiert er. Ratsmitglied Jörg Detjen (Die Linke), berichtet: „Ich bin seit 25 Jahren im Rat und seit 25 Jahren gibt es Debatten über den Großmarkt. Eine Metropolregion braucht einen Großmarkt. Es ist ein Trauerspiel.“

Bauprojekt Parkstadt Süd soll um die Großmarkthalle entstehen

Dabei betonen die Fraktionen, dass ein Verbleib der Händlerinnen und Händler dem Bauvorhaben Parkstadt Süd nicht im Weg steht. Das Bauprojekt könne in Abschnitten entstehen und der Großmarkt trotzdem noch einige Jahre erhalten bleiben, bis ein Neubau für das Frischezentrum steht. Als Beispiel für eine Zeitspanne, die ein Neubau benötigt, führt Joisten das Projekt „SechtM“ der GAG an. Die Kölner Wohnungsgesellschaft baut an der Sechtemer Straße, direkt neben der Großmarkthalle, ein neues Wohnquartier. „Die GAG hat dort fünf Jahre gebraucht bis zur Baureife“, so Joisten.

Allerdings muss die Stadt im Zweifel kein Projekt völlig neu planen. Denn Gutachten und erste Grundlagen für einen möglichen neuen Standort des Großmarkts an der Toyota-Allee in Marsdorf gibt es bereits. Die gab es auch schon vor der Idee, dass dort der FC parallel ein neues Trainingsgelände errichten könnte. Zudem lässt die Stadt derzeit ein neues Konzept für ein Frischezentrum in Marsdorf entwickeln. Das hatte der Stadtrat 2023 beschlossen. Es war ein Gegenantrag von Grünen und CDU zum Vorschlag der Fraktionen, die damals eine Verlängerung am Großmarkt bis 2028 vorschlugen. Als der 1. FC Köln im April bekanntgab, von den Marsdorf-Plänen abzurücken – die Rundschau berichtete –, kündigte die Verwaltung an, dieses Konzept im dritten Quartal dieses Jahres vorstellen zu wollen.

Abmietungen und mögliche Klagen

Der neue Antrag von SPD, Die Linke und FDP steht der beschlossenen Konzeptentwicklung nicht im Weg, die Politiker verstehen es sozusagen als parallele Standortsicherung. Die Fraktionen sind der Meinung, dass nur mit einer jetzigen Verlängerung der Pachtverträge die Chance gewahrt wird, dass überhaupt noch Händler da sind, die in ein neues Frischezentrum einziehen können.

Denn Michael Rieke, Sprecher der Interessengemeinschaft Kölner Großmarkt, bestätigte auf Anfrage der Rundschau, dass es bereits Abmietungen im Großmarkt gibt. Die ersten Händler verlassen ihre Flächen. Norbert Heep vom gleichnamigen Fruchthandel im Großmarkt, bestätigt, wovor die Politiker warnen. „Wir würden aus Köln wegziehen“, antwortet er auf die Frage, was passieren würde, wenn der Rat gegen die Pachtverlängerung stimmt. Und mit ihm die Gewerbesteuer und auch die Arbeitsplätze am Standort. Und Heep schätzt, dass 70 bis 80 Prozent seiner Mitstreiter es ihm gleich tun würden.

Großmarkt Anlaufstelle für Wochenmärkte der Region

„Wir sind bereits das Frischezentrum. Wir sind bereits der Food Hub“, betont Heep und warnt zugleich, dass auch Wochenmärkte in Köln und in der Region ebenso aussterben würden wie der Großmarkt, sollten die Händlerinnen und Händler keinen neuen Standort erhalten. Denn in Köln würden Markthändler aus Köln und einem Umkreis von bis zu 100 Kilometern einkaufen. Die nächsten Großmärkte würden sich in Dortmund und Frankfurt befinden, so Heep.

Rieke von der IG bestätigt, dass kaum einer die Zeit bis zum Ende der Standortsicherung am 31. Dezember 2025 abwarten werde. Es gebe nur zwei Optionen: Entweder die Geschäftsleute suchen sich bald eine Alternative oder sie werden klagen. Dabei beruft sich die IG auf die geltende Marktsatzung. Der Rat habe nie beschlossen, dass diese am 31. Dezember 2025 außer Kraft tritt, so Rieke.

SPD, Linke und FDP hoffen bei ihrem Antrag auf „Einsicht von CDU und Grünen“ vor dieser Grundsatzentscheidung. Der Druck auf die Gewerbetreibenden ist also ebenso groß, wie der auf die Politik und die Verwaltung. Es geht darum, eine Lösung zu finden, die mehr als nur ein Konzept ist, sondern eine echte Alternative zum jetzigen Großmarkt.