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Region im FokusStiftung des 1. FC Köln will sich auf eigene Projekte konzentrieren

Lesezeit 4 Minuten
Eine Figur vom Hennes steht an der Rennbahn.

FC-Renntag gehört auch zu den Großprojekten

Mit einem jährlichen Spendenaufkommen von über 700.000 Euro zählt die Stiftung zu den erfolgreichsten unter den deutschen Fußballclubs. Die jüngsten Aktivitäten liegen im Bereich Inklusion und regionaler Förderung.

Es ist Mittwochmittag und in der Kirche St. Karl auf der Zülpicher Straße in Sülz sieht es aus, wie auf einem kleinen Wochenmarkt. Auf einem Tisch steht eine Kiste mit Broten und Brötchen, daneben werden Bananen und anderes Obst angeboten, es gibt Gemüse, Schlagsahne und Joghurt, aber auch Shampoo und andere Drogerieartikel. Menschen mit leeren Beuteln gehen von Tisch zu Tisch und packen dankbar Lebensmittel ein. „Im Kölner Westen haben wir es eher mit versteckter Armut zu tun. Dazu gehört bei vielen Menschen eine große Sorge, beim Besuch der Lebensmittelausgabe gesehen zu werden“, weiß Hanno Sprissler, Diakon im Seelsorgebereich Sülz-Klettenberg. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer tragen allesamt rote Schürzen mit Geißbock-Emblem, denn die Lebensmittelstelle in St. Karl ist ein Gemeinschaftswerk von Gemeinde, Caritas und FC-Stiftung.

FC-Renntag und Golfturnier als Aushängeschilder

Die Stiftung des 1. FC Köln gehört inzwischen zu den erfolgreichsten Hilfsprojekten aller deutschen Fußballclubs, das Spendenaufkommen liegt bei mehr als 700.000 Euro im Jahr. Feste Einnahmequellen sind unter anderem der FC-Renntag auf der Galopprennbahn in Weidenpesch und ein Golfturnier auf Gut Lärchenhof in Pulheim, bei dem viele prominente Menschen aus Sport und Gesellschaft spenden und Spaß haben. Sieben Festangestellte arbeiten für die FC-Stiftung, große Veranstaltungen werden auch von den Angestellten des 1. FC Köln unterstützt. Ein Schwerpunkt setzen die Stiftungsverantwortlichen derzeit im Bereich in der Inklusion. Für zwei Jahre unterstützt nun auch die „Aktion Mensch“ ausgewählte Projekte. „Die Inklusion ist eine Geschichte, von der ich mir wünsche, dass sie überdauert und fester Bestandteil der Stiftungsaktivitäten bleibt“, meint Türoff.

Bereits voriges Jahr hatte sich die FC-Stiftung zum „Doppelpass“ mit der Frechener Gold Kraemer Stiftung zusammengefunden und Menschen mit Behinderung beim Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach das Einlaufen mit den Profis ermöglicht. „Das war für uns eine Initialzündung“, stellt FC-Geschäftsführer Philipp Türoff nun fest. „Die Kooperation hat uns wertvolle Erfahrungen geliefert, wir arbeiten nun intensiv an der Förderung des Inklusionssports in Köln“, sagt er.

Alles zum Thema Wochenmarkt Köln

Im Sommer 2022 hatte die Trennung des Vereins von der damaligen Stiftungsleiterin aufhorchen lassen, es folgten ein Rechtsstreit und schließlich eine außergerichtliche Einigung. In den vergangenen Monaten hat sich bei der FC-Stiftung viel verändert. Der Fokus liegt inzwischen komplett auf der Region, ein Großteil der Projekte wird nach eigenen Vorstellungen umgesetzt, externe Projekte werden nicht mehr finanziert. „Der Umbruch ist nun gelungen. Wir haben sehr gut die Kurve bekommen“, stellt Stiftungsvorstand Claus Dillenburger fest, der Inhaber eines Kölner Familienunternehmens für Klimatechnik ist und sich seit zwölf Jahren   um die FC-Stiftung kümmert.

FC-Stiftung: Essen kochen für Bedürftige

Auch sein Sohn Oliver und Enkel Raphael engagieren sich bereits für die Stiftung. „Die Trennung vom Fußballgeschäft ist entscheidend. Wir setzen auf viel Transparenz und binden den Stiftungsvorstand in Entscheidungen ein“, erklärt Claus Dillenburger. Jahrelang habe er Menschen davon überzeugen müssen, dass Spenden an die FC-Stiftung nicht plötzlich bei Fußballprofis auf dem Bankkonto landen.

Dillenburger ist der Netzwerker im Hintergrund, in der Kontaktliste seines Telefons finden sich viele Menschen, die eine Loge oder eine Dauerkarte für einen Business-Sitz im Stadion haben, aber auch Ex-Profis und einflussreiche Menschen der Stadtgesellschaft. „Man muss sehr viel reden, aber es kommt immer drauf an, wie man die Menschen anspricht. Ich melde mich auch mal, wenn die Stiftung gerade mal nichts braucht“, sagt er. Auch sein Sohn arbeitet inzwischen ehrenamtlich für die FC-Stiftung. Neulich hat er mit einer Gruppe einstiger Profifußballer, die sich „Partysanen“ nennen, den Boxer Axel Schulz für einen Grillnachmittag versteigert und zusätzlich durch ein Golfturnier insgesamt 20 000 Euro für die Stiftung gesammelt.

Wie sich Projekte entwickeln können, ist in St. Karl in Sülz zu beobachten. Was mit der Lebensmittelabgabe begann, ist inzwischen zu einem umfangreichen sozialen Angebot gewachsen. „Kirche für Leib und Seele“ nennen sie sich hier seit geraumer Zeit. Inzwischen schließt sich an das Verteilen der Lebensmittel eine Kleiderausgabe an, eine Gruppe mit dem Namen „Sülz und Pfeffer“ kocht frische vegetarische Essen für Bedürftige. Es gibt Gesprächsangebote, demnächst könnten auch Ausflüge folgen. Ideen gibt es viele.

Diese Entwicklung wird auch bei der FC-Stiftung interessiert beobachtet. „Uns geht es nicht einfach um das Weiterreichen von Spenden. Wir möchten im Rheinland sehr konkret Dinge mitgestalten und auswählen, wofür wir das Geld einsetzen“, sagt FC-Geschäftsführer Türoff. Die Stärke der FC-Stiftung sieht er vor allem in der Reichweite und Mitgliederstärke des Clubs. Geld sei zwar für eine Stiftung wichtig, doch für wirklich unbezahlbar hält er die „Wertegemeinschaft und die vielen Fans“, sagt er. Und manche tragen den Geißbock Woche für Woche mit Stolz auf der Schürze.