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Spuren führen nach BelgienEin Jahr nach Schüssen auf Geldtransporter noch immer keine Festnahme

Lesezeit 3 Minuten
Der Geldtransporter wurde im Juli 2022 beschossen, hinten steht ein Täterfahrzeug.

Der Geldtransporter wurde im Juli 2022 beschossen, hinten steht ein Täterfahrzeug.

Mitten auf der Straße hatten schwer bewaffnete Männer in Marienburg ein Auto angezündet und verschwanden. Bisher erfolgreich.

Es waren Szenen, fast wie in einem Action-Film. An einem verregneten Julimorgen im Jahr 2022 laufen schwer bewaffnete Männer mit grünen Tarnanzügen in Marienburg auf der Straße hin und her, zünden ein Auto an und fliehen mit hoher Geschwindigkeit. Sekunden zuvor war ein Millionen-Coup auf einen Geldtransporter gescheitert und die Täter wollten einfach nur noch weg. Das mit dem „Weg“ ist bisher gelungen.

Ein Jahr nach dem Überfall auf den Transporter gibt es noch keine keine Festnahme. Das bestätigte die Kölner Staatsanwaltschaft der Rundschau. Doch die Lage ist nicht aussichtslos. Eine Spur in dem spektakulären Fall führt nach Belgien. „Ein Pkw, der bei der Tat verwendet worden sein soll, hat nach bisherigen Erkenntnissen die belgisch-deutsche Grenze im Vorfeld der Tat passiert“, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer.

Ermittlungsspuren in Belgien werden verfolgt

Derzeit würden insbesondere Ermittlungsspuren in das Nachbarland verfolgt. Der Sprecher der Anklagebehörde sprach von „aufwendigen Ermittlungen“. Ansonsten lassen sich die Behörden in dem Fall von Schwerstkriminalität nicht in die Karten schauen. Doch es wird versichert, dass die Polizei weiter intensiv daran arbeite, die Täter doch noch dingfest zu machen.

Was war passiert? Vor einer Ampel war der Transporter der Firma Prosegur an dem Freitagmorgen gegen 7.30 Uhr auf der Verlängerung der Rheinuferstraße von zwei Wagen ausgebremst worden. Die maskierten Täter forderten sie auf, den gepanzerten Wagen zu öffnen. Als die Wachleute dies nicht taten, wurde ihr Wagen vermutlich mit einem Sturmgewehr beschossen. Insgesamt wurden 30 Schüsse auf das Fahrzeug abgefeuert – die stark gesicherte Frontscheibe hielt stand. Die Unbekannten machten keine Beute.

Nach Angaben der betroffenen Sicherheitsfirma Prosegur ist die Frontscheibe für den Notfall besonders robust und sicher. Ein Sprecher sagte, dass die Scheibe acht Schichten habe. In dem Transporter soll Geld in Millionenhöhe gewesen sein, hieß es vor einem Jahr. Die genaue Summe wird weiter nicht genannt. Die Polizei spricht nur von einer „höheren Geldsumme“.

Mehrköpfige Ermittlungsgruppe sucht nach den Tätern

Die Beamten der mehrköpfigen Ermittlungsgruppe „Marie“ (nach dem Tatort Marienburg) gehen davon aus, dass die vermummten Räuber den Geldtransporter vom Oberländer Ufer zum Tatort an der Ecke Konrad-Adenauer-Straße/Leyboldstraße mit ihren beiden Fahrzeugen verfolgt und dann ausgebremst haben.

Die beiden Tatfahrzeuge, vermutlich ein dunkler Transporter, ähnlich einem Opel Vivaro oder einem Peugeot Expert und ein blauer Renault, standen laut Zeugen gegen 7 Uhr im Bereich der Landeszentralbank am Gustav-Heinemann-Ufer. Vermutlich beim Verlassen des Geländes gaben die Täter Gas und passten den Transporter kurz danach ab.

Die Landeszentralbank und der Tatort sind bei einer Fahrt über die Rheinuferstraße nur wenige Minuten entfernt. Die Täter waren über den Bonner Verteiler in hoher Geschwindigkeit geflüchtet – entweder in Richtung Autobahn, Militärring oder Bonner Straße.

Doch kein Auftritt bei „Aktenzeichen XY ungelöst“

Es sei auch nicht auszuschließen, dass die Räuber den Fluchtwagen in einer Garage zwischenparkten und dann mit einem anderen Auto weitergefahren sind. Diese Masche benutzten beispielsweise Geldautomaten-Knacker in den vergangenen Jahren bei ihrer Flucht in Köln.

Nach Rundschau-Informationen ist der Fluchtwagen nicht auf den Überwachungskameras der Aral-Tankstelle am Bonner Verteiler zu sehen. Der von einem Räuber angezündete Renault wurde in Siegburg gestohlen, die Halteradresse war in Ruppichteroth (Rhein-Sieg-Kreis) – das Kennzeichen ist von einem Auto im Hahnwald entwendet worden. Vor dem Coup wurden Werbeaufkleber an dem Auto entfernt.

Ursprünglich war in dem Fall angedacht worden, den Überfall in einem Film bei der ZDF-Sendungssendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ zu zeigen, doch davon haben die Ermittler Abstand genommen. „Das ist derzeit kein Thema“, hieß es am Donnerstagnachmittag aus dem Polizeipräsidium.