Köln – Rund 250 Pflegekräfte der Uniklinik haben am Freitag vor dem Bettenhaus gegen ihre Arbeitsbedingungen protestiert. Sie fordern einen neuen „Tarifvertrag Entlastung“ und übergaben der Klinikleitung eine Petition mit 1900 Unterschriften. Damit erkläre die Mehrheit der Beschäftigten, „dass sie nicht mehr bereit sind, die katastrophale Belastungssituation in der Uniklinik Köln hinzunehmen“, sagte Intensivpflegerin Susann Böttger. Zeitgleich wurden an der Uniklinik Bonn 1400 Unterschriften überreicht, auch in den Unikliniken Aachen, Düsseldorf, Essen und Münster sind entsprechende Aktionen geplant.
Mehr Zeit für die Patienten, statt mehr Lohn
Den Beschäftigten geht es nicht um mehr Geld, wie bei einer normalen Lohnrunde, sondern um mehr Personal in der Pflege und mehr Zeit für die Patienten. Ihr Ziel ist, für alle sechs Unikliniken in NRW erstmals einen Tarifvertrag zu schließen, der die Arbeitsbedingungen langfristig verbessert. „Klatschen reicht nicht. Wir brauchen reale Veränderungen“, betont Verdi-Gewerkschaftssekretärin Maja Wieland. Der seit langem andauernde Personalnotstand in der Pflege habe sich durch die Pandemie weiter verschärft.
Eindringlich schilderte Krankenschwester Lisa Fry die hohe emotionale Belastung bei der Arbeit, die Personalnot und den Zeitdruck und wie sie im Umgang mit einer todkranken 90-jährigen Patientin an ihre persönlichen Grenzen geriet. „Ich fühlte mich wie im freien Fall. Wem im Raum sollte ich zuerst helfen, wie kann ich mich dreiteilen, um allen die nötige Unterstützung zu bieten, und wie halte ich meine eigenen Ängste und Unsicherheit im Zaum?“
Azubis fühlen sich alleine gelassen
Auszubildende berichteten, sie fühlten sich teils überfordert und mit Problemen alleingelassen. In NRW fehlen laut Wieland rund 24 000 Pflegekräfte. „Viele geben den Beruf wegen der hohen Belastung auf. So kann es nicht weitergehen.“
Beschäftigte aller sechs Unikliniken in NRW haben den Arbeitgebern ein 100-Tage-Ultimatum gestellt, das am 1. Mai ausläuft. Bis dahin soll der Tarifvertrag Entlastung unter Dach und Fach sein. Man kämpfe für „die Einführung fester Bemessungsgrenzen für den Personaleinsatz in der Pflege, die sich nach medizinischen und pflegerischen Standards richten“, sagte Wieland. Das verbessere die Situation der Beschäftigten und die Qualität der Patientenversorgung. Während in Skandinavien im Schnitt auf eine Pflegekraft fünf Patienten kämen, seien es in Deutschland zwölf.
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Weitere Forderungen: Auch in der Ausbildung soll mehr Personal eingesetzt werden: So genannte Praxisanleiter, die den Auszubildenden die praktische Arbeit erklären, sollten dafür freigestellt werden und dies nicht noch neben der eigentlichen Arbeit erledigen müssen, so Wieland. Außerdem solle es einen Ausgleich für Überlastungsspitzen geben. „Bislang fangen die Pflegekräfte solche Engpässe im Klinikalltag auf, ohne dass es dafür einen Freizeitausgleich oder Geld gibt. Das muss sich ändern.“ Einen Tarifvertrag Entlastung gebe es bereits an der Charité in Berlin und den Unikliniken Jena und Mainz. In NRW sollen die sechs Unikliniken Vorreiter sein, langfristig will die Gewerkschaft ihn auch an allen anderen Krankenhäusern einführen. Es sei höchste Zeit die Situation zu verbessern. „Die Beschäftigten brauchen Arbeitsbedingungen, bei denen sie selbst gesund bleiben“, so Wieland.