Eine Einigung über den Umzug des 1. FC Köln ist greifbar. Doch noch ist viel Detailarbeit nötig.
Pläne für MarsdorfSo will der 1. FC Köln den Umzug aus eigener Kraft stemmen
Der 1. FC Köln wird aller Voraussicht nach in den nächsten Jahren in Etappen das Geißbockheim verlassen und nach Marsdorf umziehen. Die Vokabel „Durchbruch“ ist mit Vorsicht zu verwenden, wenn es um die Neubaupläne des Clubs geht, doch nach den jüngsten Gesprächen zwischen der Stadt und dem Verein in dieser Woche heißt es übereinstimmend: Eine Einigung rückt nahe. Noch vor der Sommerpause sollen die Eckpunkte stehen.
Was ist zuletzt passiert?
Das Wichtigste: Der FC will den Ausbau nach Rundschau-Informationen aus eigener Kraft stemmen. Noch bei der letzten Mitgliederversammlung musste der Verein Verbindlichkeiten von 66 Millionen Euro ausweisen, der Club bezeichnete sich selbst als „Sanierungsfall“. Am Wochenende deutete Sportchef Christian Keller erstmals an, dass in diesem Jahr ein niedriger Millionengewinn unter dem Strich stehen dürfte. Der kaufmännische Geschäftsführer, Philipp Türoff, sagt: „Wir wollen den Turnaround schaffen.“
120 Millionen für das neue Trainingszentrum wird der Club dennoch nicht auf der hohen Kante haben. Muss er auch nicht. Zum einen sieht die mögliche Einigung vor, dass die Pachtverträge für die Flächen am Geißbockheim gekündigt werden und die Stadt die Aufbauten und Trainingsflächen kauft. Entstehen soll eine Bezirkssportanlage, die umliegenden Trainingsplätze sollen von benachbarten Vereinen, aber auch Schulen und für den Breitensport genutzt werden. Der Club würde also Geld bekommen, das er investieren kann.
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Was passiert als nächstes?
Der Wert des Geißbockheims wird in einem Gutachten ermittelt. Bislang gibt es nur grobe Schätzungen, es dürfte sich um einen zweistelligen Millionenbetrag handeln, den die Stadt aufwenden muss. Die Notwendigkeit für zusätzliche Sportflächen gibt es. Bewertet wird das Verwaltungsgebäude, Umkleidekabinen, Fitnessräume und das Restaurant, aber auch die Trainingsplätze und das Franz-Kremer-Stadion.
Was mit dem Amateurstadion passiert, ist noch offen. Denkbar wäre, dass die Stadt es mitkauft, und der Club es für die Spiele des Bundesliga-Teams der Frauen und der U21 anmietet. Der Club geht von einem Komplettumzug ins 3,8 Kilometer entfernte Marsdorf aus. Intern heißt es aber auch: Wir müssen kein Amateurstadion bauen, wenn das alte am Traditionsstandort bleibt.
Allerdings gilt auch das Franz-Kremer-Stadion wie die maroden Kabinen am Geißbockheim als Sanierungsfall. Im Landschaftsschutzgebiet müssen alle Modernisierungen in einem sensiblen Verfahren abgestimmt werden.
Und dann trainiert der FC bald in Marsdorf?
Nein. Bis es soweit ist, werden in jedem Fall Jahre vergehen. Wenn die Einigung im Sommer verkündet wird, steht viel Detailarbeit an. Die Stadt wird die Transaktion sauber darlegen müssen, um nicht unter Beihilfeverdacht zu geraten.
Dann folgt das Planverfahren, was unter vorgeschriebener Beteiligung der Öffentlichkeit mehr als drei Jahre in Anspruch nehmen dürfte. Die reine Bauzeit wird im Club-Umfeld auf ein bis zwei Jahre geschätzt. Mit anderen Worten: Mindestens fünf Jahre dauert die Umsetzung der Pläne, erst ab 2028/29 könnte der FC somit eine neue Heimat im Westen finden.
Gibt es schon Pläne für Marsdorf?
Es gibt eine grobe Skizze für die Aufteilung der Plätze und Funktionen. Die dient eher zur Flächenkalkulation. Und sie ist nicht zwingend ein einziges Bauvorhaben. Natürlich braucht der Club in Marsdorf sofort eine Geschäftsstelle und Parkplätze. Aber er braucht nicht alle Trainingsflächen auf einmal. Der FC werde das sicher nicht „in einem Rutsch“ bauen, heißt es aus Verhandlungskreisen. Was den Vorteil hat, dass der Club die geschätzten 120 Millionen Euro nach und nach investieren kann. Erst diese Spreizung dürfte es möglich machen, dass der Verein das Projekt selbst schultert.
Hilfreich wäre ein langfristiger Verbleib im Oberhaus sowie eine weitere Steigerung der Erlöse durch die Deutsche Fußball Liga. Derzeit verhandelt der Club zudem mit der Sportstätten GmbH über die Höhe der Pacht fürs Rheinenergie-Stadion. All das sind Zukunftsfragen, die auch für den Umzug nach Marsdorf essenziell wichtig sind.
Wann verkünden FC und Stadt eine Einigung?
Nach der nächsten Ratssitzung am 15. Juni soll es ein weiteres Treffen geben. „Es wäre schön, wenn bis zum Sommer die Eckpunkte stehen“, sagt Türoff der Rundschau. Allerdings sind solche Hoffnungen in der Vergangenheit immer wieder zerbröselt. Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte letztes Jahr eine Einigung bereits zum Ende 2022 in Aussicht gestellt.
Türoff betont, dass der FC das Geißbockheim weiter pflegen werde. Derzeit erneuern Arbeiter mehrere Trainingsplätze. Auch die Kabinen für Trainer und Spieler sind ertüchtigt worden, der Fitnessbereich und der Verwaltungstrakt folgen. „Wir bleiben da dran und lassen hier nichts verkommen.“