Köln – Paukenschlag im Drach-Prozess: Der Gutachter George A. Rauscher will als Sachverständiger in dem Mammutverfahren entpflichtet werden. Dies erfuhr die Rundschau aus Justizkreisen.
Demnach hat der Gutachter den Vorsitzenden Richter in einem Schreiben eindringlich darum gebeten, nicht mehr an dem Prozess teilnehmen zu müssen. Rauscher teilte der zuständigen Kammer mit, dass er unter massiven gesundheitlichen Problemen leide. Der Prozess nehme Formen an, die ihn erschüttern. Rauscher leidet nach eigenen Angaben an der Art und Weise, wie die Verteidigung mit ihm umgehe.
Der Sachverständige schreibt, dass er mittlerweile Hass gegen die Verteidigung verspüre und auch darum um die Entpflichtung bitte. Der Verlauf des Prozesses und der Umgang mit seiner Person würde seine Karriere schädigen und er müsse nun daraus seine Konsequenzen ziehen. Es wird erwartet, dass die Kammer dem Wunsch des Gutachters nach kommt. Am Freitag sollte Rauscher beim mittlerweile 40. Verhandlungstag erneut von der Verteidigung befragt werden. Nun wird es dazu wohl nicht mehr kommen.
Prozess könnte sich um ein halbes Jahr verzögern
Welche Folge eine Entpflichtung des Gutachters für den schon ohnehin schleppend verlaufenen Prozess bedeutet, war am Mittwoch noch nicht abzusehen. In informierten Kreisen wird darüber spekuliert, dass sich der Prozess um ein halbes Jahr verzögern könnte.
Vermutlich wird die Staatsanwaltschaft am Freitag unabhängig von dem Entpflichtungswunsch einen Befangenheitsantrag gegen Rauscher stellen. Dabei geht es, wie berichtet, um den Verdacht eines Geldangebotes gegenüber einem Gerichtsreporter. Der Gutachter soll am vergangenen Donnerstag einem Journalisten vor der Cafeteria im Landgericht 100 Euro zugesteckt haben, mit den Worten: „Damit Sie mich nicht ganz so schlecht aussehen lassen“. Rauscher sagte dazu der Rundschau: „Der mir vorgeworfene Sachverhalt bezüglich eines Pressevertreters ist absurd und wird bestritten“. Dies teilte Rauscher auch dem Vorsitzenden Richter mit.
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Rauscher ist für die Anklage ein wichtiger Zeuge in dem Verfahren. In dem Prozess gegen Thomas Drach hatte er den 62-Jährigen mit „hoher Wahrscheinlichkeit“ als Täter identifiziert. Nach Angaben des Bild-, Video- und Digital-Forensikers habe Drach mit einer Wahrscheinlichkeit von „95 bis 99 Prozent“ die Raubüberfälle auf Werttransporter vor Ikea-Filialen in Köln und Frankfurt/Main sowie am Flughafen Köln/Bonn verübt. Der Anwalt von Thomas Drach, Andreas Kerkhof, sagte der Rundschau: „Unser Ziel ist die Auswechslung des Gutachters in dem Verfahren“. Am kommenden Freitag werde die Verteidigung einen Befangenheitsantrag stellen. „So etwas habe ich in meinen über 33 Jahren als Anwalt noch nicht erlebt“, sagte Kerkhof zu dem in Rede stehenden Fall.