Ost-West-Achse in KölnArchitekt wirbt mit Flaniermeile für Tunnel
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In der Vision Coersmeiers gleicht die Cäcilienstraße einer Parkanlage.
Copyright: Visualisierung: Coersmeier
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„Das grüne Band der Sympathie“: Einst warb eine Bank mit diesem Slogan um Kunden. Heute könnte ihn der Kölner Architekt und Stadtplaner Ulrich Coersmeier wieder aufgreifen, um für seine Vision einer neuen Ost-West-Achse Anhänger zu finden. Auf der Straßenflucht zwischen Heumark und Rudolfplatz würde er gerne ein grünes Band aus Bäumen, Hecken und Gras ausrollen: zum Flanieren, Verweilen und Radfahren. Diese Vision sei es doch allemal wert, die Stadtbahn in diesem Abschnitt in einen Tunnel zu verlegen, ist Coersmeier überzeugt.
Eine historische Chance für Köln
Im vergangenen September traten der Kölner Architekt und der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Kölner Verkehrs-Betriebe, Jürgen Fenske, gemeinsam in die Öffentlichkeit, um für die im Stadtrat umstrittene Idee eines Tunnels auf der Ost-West-Achse zu werben. Für Coersmeier bietet der die historische Chance, die brachiale Trennung der Altstadt von der Südstadt durch die heutige Verkehrsachse zu überwinden. Für Fenske ist der Tunnel die effektivste Methode, die chronisch überlasteten Stadtbahnlinien flott zu machen. Nun liefert Coersmeier die Visualisierungen zum Anliegen.
Die Bilder sollen nicht zuletzt bei den Grünen im Stadtrat Wirkung entfalten. Sie haben bereits im Parteiprogramm zur Kommunalwahl im vergangenen Jahr ihr Nein zu einem Tunnel auf der Ost-West-Achse erklärt. Die Grundangst der Umweltpartei: Geht die Stadtbahn unter die Erde, werde der dadurch frei gewordene Raum dem Auto zugeschlagen.
Stand der Planung
Ein Verkehrsgutachten für die Ost-West-Achse im Innenstadtbereich wird zurzeit von einem externen Büro im Auftrag der Stadt erstellt.
Eine Generalplanung für eine oberirdische und unterirdische variante wird voraussichtlich im zweiten Quartal 2021 beauftragt.
Öffentlichkeitsbeteiligung: Ein Vergabeverfahren für die Projektkommunikation wurde ausgeschrieben. Weil in der Ausschreibung unter anderem steht, „Störfeuer“ sollen verhindert werden, schlug es in der Politik Wellen. Zudem soll noch ein Konzept zur weiteren Einbindung der Öffentlichkeit vorgelegt werden.
Im Stadtrat gibt es mit SPD, CDU, Volt und FDP theoretisch eine Mehrheit von Tunnelbefürwortern – wenn auch mit unterschiedlichen Ansätzen.
Coersmeier ist sich sicher, er kann den Grünen diese Angst nehmen. In seiner bevorzugten Variante bekommt der MIV nur noch eine Spur je Fahrtrichtung. „Auch die Trennung des Verkehrs auf Höhe des Neumarktes ist denkbar“, sagt der Architekt. „Bis zur Umsetzung, wird es sich eh durchgesetzt haben, Innenstädte vom Auto zu befreien.“ Ob Trennung oder nicht, Linksabbiegen wird es mit Coersmeier zwischen Rudolfplatz und Heumarkt nicht mehr geben. Lediglich zwei U-Turns spricht er den Autos noch zu.
Was seine Vision für die Verkehrsachse allerdings auslässt, das ist der Tunnelmund am Heumarkt. Als angsteinflößendes Negativbeispiel gilt der Tunnelmund an der Haltestelle „Marktstraße“. Ein brutales Bauwerk, wie mit der Axt in die Südstadt geschlagen. „Ein Tunnelmund ist immer ein Kompromiss“, sagt Coersmeier. Und der könne am Heumarkt weit vorteilhafter als an der Marktstraße ausfallen. „Und immerhin ist ein Tunnelmund noch besser als die jetzige Zersiedlung des Heumarktes.“
Eine Randexistenz führt das Auto auf der Ost-West-Achse, geht es nach dem Kölner Architekten.
Copyright: Design team
Und noch etwas will er den Tunnelgegnern zu bedenken geben: „Die Stadt wird rechtsrheinisch immer attraktiver und bedeutender. Da werden die wenigen Brückenverbindungen nicht mehr reichen“, so sein Plädoyer für einen Rheintunnel.