In der Agneskirche konnten sich Anwohner über die geplante Kölner Flüchtlingsunterkunft informieren und Kritik äußern.
Infoveranstaltung zur Riehler StraßeDas kritisieren Anwohner zur geplanten Flüchlingsunterkunft in Köln

Die ehemalige Oberfinanzdirektion an der Riehler Straße wird zur Flüchtlingsunterkunft.
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Die ehemalige Oberfinanzdirektion in der Nähe des Reichenspergerplatzes soll zu einer Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) für Geflüchtete umgebaut werden. Bereits im April veröffentlichte die Anwohnerinitiative Neustadt-Nord/Villenviertel eine Petition gegen den Umbau. Nun lud die Bezirksregierung Köln zu einer Informationsveranstaltung für Anwohner und Interessierte in der Kirche St. Agnes ein. Cengiz Yildirim, Sachbearbeiter der Ordnungsverwaltung der Bezirksregierung Köln moderierte den Abend. Vertreter der Bezirksregierung, die sich in Dezernat 20 explizit mit der Unterbringung von Geflüchteten beschäftigen, sowie ein Vertreter der Stadt Köln stellten den aktuellen Planungsstand vor und standen für alle Fragen zur Verfügung.

Die Agneskirche war zur Versammlung gut gefüllt.
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Rund 500 Geflüchtete sollen in der EAE aufgenommen werden. 700 Plätze sind ausgeschrieben, das dient erstens dazu, den Bewohnern mehr Komfort zu bieten und zweitens, der Organisation mehr Flexibilität zu bieten. Dies soll laut Sigrun Köhle, Abteilungsleiterin für Ordnungsrecht in der Bezirksregierung, den Ablauf für die Bewohner und die Mitarbeiter vor Ort vereinfachen. Noch befinde sich die Bezirksregierung allerdings in einem sehr frühen Planungsstadium und betont, dass es noch nicht zu einem endgültigen Beschluss gekommen ist. Wird die Planung so weitergeführt wie vorgesehen, werden frühestens 2026 die ersten Geflüchteten in der EAE aufgenommen.
In der bereits veröffentlichten Petition hatten Anwohner bereits Befürchtungen bezüglich der Negativ-Folgen für das Agnesviertel geäußert. Die Anwohner fürchten Lärm- und Unruhestörungen, einen Verfall der Immobilienpreise, Vandalismus, sowie einen Anstieg von Alkohol- und Drogenproblemen, besonders durch die Nähe zum Ebertplatz. Aber nicht nur die Anwohnerinitiative möchte Fragen zu dem Thema beantwortet bekommen und Stellung nehmen. Die Agneskirche, die am Mittwochabend bis auf den letzten Platz mit interessierten Bürgern besetzt war, lässt annehmen, dass es durchaus Redebedarf innerhalb der Bürgergemeinschaft gibt.
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Das Oberfinanzdirektorat hätte auch zu einer Schule oder einem Altersheim umfunktioniert werden können. Das hätte die Stadt dringend gebrauchen können.
Das erste Wort in der offenen Fragerunde ergreift Anwohner Eric Hülbisch. Er ist empört darüber, wie eine Unterkunft für Geflüchtete „mitten in der besten Wohnlage“ errichtet werden kann. Das „schöne Agnesviertel“ solle ja nicht durch solch eine Einrichtung an Prestige verlieren. Zwischen Buh-Rufen und Applaus aus den Reihen traut sich eine Frau ans Mikrofon, um eine Gegenrede zu halten. „Es tut dem Viertel auch mal gut zu zeigen, dass hier nicht nur die gut betuchten aus Köln wohnen“, sagt sie. Daraufhin erläutern die Vertreter der Bezirksregierung das Prinzip, nach dem Standorte für EAEs ausgesucht werden. Das Land NRW gibt vor, dass alle Bezirke einer Stadt ungefähr eine gleiche Anzahl an Geflüchteten aufnehmen müssen. Herr Völler, ein Mitarbeiter des Dezernat 20 erläutert, dass Stand jetzt die Bezirke Porz, Innenstadt und Chorweiler am meisten Geflüchtete aufgenommen haben. Demnach müssten nun auch andere Viertel ihrer Pflicht nachkommen, um die anderen Bezirke zu entlasten.
Elke Fuchs, eine weitere Anwohnerin, interessiert, warum nicht nach Alternativen gesucht wurde. Das Oberfinanzdirektorat hätte nun mal auch zu einer Schule oder einem Altersheim umfunktioniert werden können. „Das hätte die Stadt dringend gebrauchen können“, sagt sie. Besonders besorgniserregend finden viele die Nähe zum Ebertplatz, der durch die hohe Anzahl an Drogen- und Alkoholkonsum zur Problemzone wurde. Es wird um ein präventives Drogenkonzept geboten, um das „abrutschen“ der Geflüchteten zu verhindern. Die Bezirksregierung weist auf das angestellte „Umfeldmanagement“ hin, welches dazu dient, in und um die EAE für Ordnung zu sorgen. Anwohner können sich dort melden, falls vereinzelte Personen, die dem EAE zugeordnet werden können, negativ auffallen. Das gilt auch für die Sorge um Lärmbelästigung und Schmutz, den viele Anwohner um das Gebäude vermuten.
Die anwesenden Bürger empfanden die Informationsveranstaltung als zu spät. „Wir mussten aus der Zeitung erfahren, dass sie so eine Massenunterkunft bei uns in die Umgebung setze. Das können sie mit uns nicht machen!“, sagt eine aufgebrachte Anwohnerin. Zum Ende der Veranstaltung appelliert ein älterer Herr an seine anwesenden Mitbürger: „Flüchtlinge sind eine Realität in unserem Land. Wir leben hier sehr privilegiert im Agnesviertel. Da sollten wir doch wenigstens in der Lage sein, anderen Veedeln eine Last abzunehmen“.