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FotoausstellungFaszinierende Blicke auf das Köln der 70er-Jahre

Lesezeit 2 Minuten
Als an der Trankgasse noch eine Rolltreppe stand: Stilvoll überqueren diese Damen um 1970 die Straße an der Baustelle Domplatte.

Als an der Trankgasse noch eine Rolltreppe stand: Stilvoll überqueren diese Damen um 1970 die Straße an der Baustelle Domplatte.

Der Haus- und Grundbesitzerverein Köln zeigt in der neuen Fotoausstellung „Auf Kölner Straßen“ beeindruckende Momentaufnahmen aus dem Köln der 70er-Jahre.

Die Bügelfalten des Rocks messerscharf gezogen, die breite Krawatte akkurat gebunden, die Handtasche lässig am Arm: Stilvoll schweben zwei junge Damen auf einer Rolltreppe heran, von der heute nichts mehr zu sehen ist. Die um 1970 an der Trankgasse entstandene Aufnahme des Benediktinermönchs und gelernten Fotografen Oswald Kettenberger (1927-2020) zeigt rechts die noch unfertige Baustelle der Domplatte, die ja bald wieder umgestaltet werden soll, nachdem ihre Betonpilze schon vor einigen Jahren verschwunden sind.

Das Foto ist Teil einer kleinen, aber feinen Ausstellung in der Zentrale des Haus- und Grundbesitzervereins Köln, Hohenzollernring 71-73, die das Köln der 70er-Jahre in charmanter Weise wieder aufleben lässt. Die Schau „Auf Kölner Straßen“ kombiniert 24 Werke von Kettenberger und der Kölner Fotografin, Kamerafrau und Dokumentarfilmerin Christel Fomm (Jahrgang 1948). Ausgewählt wurden die Werke von Dennis Janzen von der „Irene und Sigurd Greven Stiftung“, der auch die Idee hatte, erstmals Bilder der beiden Fotokünstler gemeinsam zu zeigen.

Kontemplativer Moment: eine „Rockerbraut“ am Poller Rheinufer 1978.

Kontemplativer Moment: eine „Rockerbraut“ am Poller Rheinufer 1978.

Ein Konzept, das hervorragend aufgegangen ist. Auch wenn sich die beiden Fotografen nie persönlich kennengelernt haben, harmonieren ihre Arbeiten auf außergewöhnliche Weise. Beide haben den Alltag im Köln der 70er-Jahre beobachtet und dabei sowohl besondere Momente eingefangen als auch eine Ära dokumentiert.

„Haben Sie schon alte Bekannte getroffen?“, fragte Kurator Janzen bei der Ausstellungseröffnung. Und tatsächlich gibt es einige bekannte Gesichter. Zum Beispiel Filmstar Mario Adorf als junger Mann 1968 bei einer Boxmeisterschaft im Publikum sitzend. Oder die Kölner Boxlegende Peter Müller („Müllers Aap“) als Ringrichter. Beide fantastisch in Szene gesetzt von Kettenberger.

Der Boxer Peter Müller (M.) als Ringrichter bei einem Boxkampf.

„Müllers Aap“ (M.) als Ringrichter bei einem Boxkampf.

Derweil weiß Christel Fomm nicht nur mit Szenen vom Nippeser Wochenmarkt und türkischen Neubürgern in Köln zu begeistern. Sie ist auch mit ihrer Kamera dabei, als die jungen Bläck Fööss spontan ein Straßenkonzert geben aus Protest gegen die Fällung von Bäumen am Karolingerring für eine KVB-Haltestelle. Und im Stil eines Henri Cartier-Bresson hält sie um 1970 den Moment fest, als ein Passant über eine Regenpfütze springt. „Ich habe mit der Kamera daneben gestanden und gewartet“, verrät sie bei der Ausstellungseröffnung.

Stark ist auch ihr Bild von zwei Arbeitern, die um 1987 beim Abriss der Stollwerck-Fabrik Mittagspause machen. Die Aufnahme ist eines von drei Farbfotos, die der ansonsten in Schwarz-Weiß gehaltenen Ausstellung noch einen besonderen Akzent verleihen.

„Auf Kölner Straßen - Fotografie der 1970er Jahre von Christel Fomm und Oswald Kettenberger“. Haus- und Grundbesitzerverein Köln, Hohenzollernring 71-73. Bis 22. Dezember geöffnet montags bis donnerstags von 8 bis 17 Uhr, freitags 8 bis 14 Uhr.