Wer heute zurückschaut auf die Bilder der vergangenen Session, bekommt schnell das Gefühl, etwas Verbotenes getan zu haben: hunderte Menschen, die Arm in Arm gemeinsam feiern. Das ist erst ein halbes Jahr her, und doch wirken die Bilder wie aus einer anderen Zeit.
Seit März hat das Coronavirus auch Köln fest im Griff. Die Leere der Plätze und Straßen im Lockdown hat sich vielen eingebrannt.
Doch an die Stelle sind andere Eindrücke getreten: Schüler und Lehrer, die das neue Schuljahr mit Mundschutz beginnen, junge Musikfans, die mit Abstand Kopfhörerkonzerte genießen und ein Ordnungsdienst, der die Grünflächen nicht nach ausufernden Grillpartys untersucht, sondern nur, weil Menschen in (zu großen) Gruppen zusammensitzen.
Diese Pandemie ist so traurig, weil sie das verhindert, was der Mensch neben essen und trinken am nötigsten braucht, sagen Philosophen: die soziale Zusammenkunft.
Aufeinanderzuzugehen, eben nicht „auf Abstand“ bleiben, das liegt gerade den Kölnern in den Genen. Wenn also nun von der „neuen Normalität“ die Rede ist, dann lässt sich nur hoffen, dass dies eine vorübergehende ist. Vor allem, weil immer mehr Menschen unter den wirtschaftlichen Problemen und Sorgen leiden. In der Messe sind die Hallen leer, in den Hotels drumherum sieht es nicht viel besser aus. Die Clubs sind tot. Die Ungewissheit, kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen, sei das Schlimmste, sagen viele.
Und doch haben sich viele mit den Gegebenheiten arrangiert. Nach dem Auftritt im Autokino wechselten Bands wie Kasalla und die Bläck Fööss in die Arena. Das muss nicht jedem gefallen, aber als Zeichen, dass das Leben weiter geht, hat es einen eigenen Wert. Unter diesen Gedanken passt auch der Wahlsonntag. Es war schwierig, und der Wahlkampf war ein besonderer. Andererseits: Es ging, die Wahl fand statt. Fast normal.