Köln – Äußerlich ist er die Ruhe selbst, doch tief im Innern weiß er, dass es nicht ohne große Emotionen abgehen wird am 31. Dezember. Seit 48 Jahren steht Bassist Hartmut Priess (76) mit den Bläck Fööss auf der Bühne, doch nun ist Schluss. Wenn die Fööss ihr 20. und letztes Silvesterkonzert in der Lanxess-Arena geben, wird Priess zum letzten Mal dabei sein. Ein weiteres Gründungsmitglied geht von Bord. Von der Ursprungsformation bleiben nur „Bömmel“ Lückerath (68) und Erry Stoklosa (70) übrig. Kurz vor seinem letzten Konzert zieht Priess Bilanz.
Über den Abschied von der Bühne
„Ich habe das aus verschiedenen Gründen so geplant und weiß, dass an Silvester der letzte Vorhang fällt. Da fällt es einem etwas leichter, auch wenn ich alles sehr vermissen werde. Aber mit 76 Jahren freue ich mich auch, künftig weniger Termine und mehr Zeit für andere Dinge zu haben. Natürlich werde ich weiterhin Musik machen.“
Über seine Karriere als Berliner in der „Mutter aller Kölsch-Bands“
„Es war ein Riesengeschenk für mich, fast fünf Jahrzehnte Teil dieser Band zu sein, die sehr gesellschaftsbezogene Musik macht. Das hätte ich mir nicht träumen lassen. Für die Fööss war es auch gut, dass jemand dabei war, der kein Einheimischer ist und den Blick von außen hat. Ob Roncalliplatz, Tanzbrunnen oder Philharmonie – wir haben so viele wunderbare Konzerte erlebt. Das Domfest 1998 war für mich ein ganz besonderer Moment. Und ich mag die ganz kleinen Säle, wenn man in hautnahem Kontakt mit dem Publikum ist.“
Über sein künftiges Verhältnis zu den Fööss
„Einen Rücktritt vom Rücktritt wird es bei mir nicht geben. Aber wir bleiben natürlich in Kontakt. Da könnte sich mal etwas ergeben. Peter Schütten und Kafi Biermann stehen ja auch an Silvester als Gäste mit uns auf der Bühne.“
Über seinen Nachfolger am Bass, Hanz Thodam
„Wir kennen ihn ja schon seit einigen Jahren. Der ist genau der Richtige für die Bläck Fööss.“
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Über die kölsche Sprache
„Als ich als Neunjähriger nach Köln kam, habe ich Kölsch gelernt, weil es überall gesprochen wurde. Heute ist Kölsch eine sterbende Sprache. Das tut mir für Köln sehr leid. Da geht etwas Besonderes verloren. In der Mundart kann man vieles ausdrücken, was die Hochsprache so nicht kann.“
Über mangelnde Präsenz des Kölschen in Funk und TV
„Der WDR sollte sich mehr für die kölsche Sprache einsetzen. Das täte dem Sender gut, es gehört zur Pflege unserer Kultur dazu. In Bayern ist es gang und gäbe, dass der Bayerische Rundfunk sich für den bayerischen Dialekt stark macht.“
Über Musik-Projekte an Schulen, bei denen er sich engagiert
„Es macht mir unheimlich viel Spaß, mit Schülern Musik zu machen, und das möchte ich auch weiterhin machen. Ich habe erlebt, dass insbesondere Migrantenkinder total viel Freude an kölschen Liedern haben. Kölsch ist für sie erst einmal etwas Verrücktes, und Kinder lieben ja verrückte Sachen. Es gibt kaum etwas Besseres, um hier in Köln heimisch zu werden, als gemeinsam zu singen, zu musizieren und Feste zu feiern.“