Vier Wochen nach dem Gewaltverbrechen an einem 23-Jährigen in Stammheim kommen die Ermittler nicht weiter. Die Polizei spricht von einer Mauer des Schweigens.
Wer erstach „Bartek“?Eine Mordermittlerin über ihre schwierige Arbeit in Köln-Stammheim
Wer erstach „Bartek“? Vor vier Wochen ist in Stammheim ein 23-jähriger Mann getötet worden. Seit diesem Tag fahndet die Mordkommission intensiv nach dem Täter – ohne durchschlagenden Erfolg. Vier Männer wurden festgenommen und sind wieder frei, es gab Verhöre und Recherchen bei Angehörigen und Freunden und das Vorleben des Getöteten wurde durchleuchtet. Doch die Ermittler stoßen rund um den Tatort an der Moses-Heß-Straße auf eine Mauer des Schweigens. „Wir werden angelogen“, sagt Hauptkommissarin Ramona Breuer. Am Freitag forcierte die Polizei nun die Fahndung in dem Kriminalfall. Die Beamten klebten in Stammheim eine Vielzahl von Plakaten mit der Aufschrift „Tötungsdelikt“ an Wände und Fensterscheiben, versehen mit einem Bild des Opfers Bartosz Trojgo.
Mit Schlagstöcken und Messern unterwegs
Der Tatort ist ein trister Platz neben einem Kiosk an der Moses-Heß-Straße. Dort ist der 23-Jährige am 12. März umgebracht worden. Gegen 21.45 Uhr schlugen mehrere Personen vor dem Laden aufeinander ein. Die Beteiligten hatten Schlagstöcke dabei, eine Schusswaffe und Messer. Bei der Auseinandersetzung erlitt „Bartek“ eine tödliche Stichverletzung, weitere Beteiligte wurden schwer verletzt. Das Opfer schleppte sich noch etwa 200 Meter quer über einen Parkplatz und brach in einem Durchgang neben dem „Netto-Markt“ zusammen. Kerzen und Bilder erinnern dort seitdem an den Verstorbenen.
Die Inhaberin des Kiosks sagte der Rundschau: „Zehn Minuten vor der Tat war er noch in meinem Geschäft. Er hat zwei Flaschen Whiskey gekauft und ist dann gegangen. Er war ein freundlicher junger Mann gewesen“. Er habe ihrem Sohn immer mal wieder Taschengeld zugesteckt und sich um ihn gekümmert. Die Inhaberin des Kiosks berichtete weiter von einem lauten Knall, der die Bewohner in dem Viertel am Abend aufgeschreckt hat. Es habe sich wie ein Pistolenschuss angehört.
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Rätsel um das Motiv
Was könnte das Motiv für das Kapitalverbrechen sein? Im Moment ist ein eskalierter Nachbarschaftsstreit wahrscheinlich. Zwischen der Familie des Opfers und der Nachbarschaftsfamilie gab es laut Polizei seit längerer Zeit Stress. „Es geht beispielsweise um Ruhestörungen und Belästigungen“, erklärte die Leiterin der Mordkommission Ramona Breuer. Auch die Polizei sei schon eingeschaltet gewesen. Möglicherweise seien die Nachbarn auch neidisch auf das Leben von „Bartek“ gewesen.
Der 23-Jährige habe ein Auto, eine Verlobte und einen Job. Schon am Vorabend des Messerangriffes habe es einen massiven Angriff auf den jungen Mann gegeben. Eine Gruppe habe den 23-Jährigen im Auto angegriffen. Das spätere Opfer gab Gas und konnte entkommen. Auch im Netto-Markt in Stammheim gab es schon einen Angriff. Warum das alles? „Wir wissen nicht, warum es passiert ist“, betont die Ermittlerin. Ein großes Problem: Viele Beteiligte in dem Fall würden schweigen und nicht die Wahrheit sagen.
Um die Tat zu klären, setzt die Kölner Polizei auch auf die Bevölkerung und fragt: Wer hat „Bartek“ am Tattag gesehen? Wer hat sich zur Tatzeit am Tatort aufgehalten? Wer hat am Tatabend eine Auseinandersetzung zwischen Personen oder Personengruppe mitbekommen? Wer hat am Tatort oder im Umfeld Gegenstände wie Messer, Schlagstöcke, eine Schusswaffe oder Kleidung gefunden?
Hinweise an die Kölner Polizei unter der Telefonnummer 0221/229-0.