Auf Kölns Plätzen steigt die Gewaltkriminalität, sagt die Polizei. Auch auf dem Wiener Platz in Mülheim. Hier besteht nun die erste permanente Waffenverbotszone in NRW.
Verschärfte Kontrollen in Köln-MülheimAm Wiener Platz gibt es die erste Waffenverbotszone in NRW
Wer mit dem Fahrrad oder zu Fuß die Mülheimer Brücke überquert, läuft auf dem Weg ins Rechtsrheinische über gelbe Schrift, die auf den Asphalt gesprüht wurde. „Ab hier sinkt ihre Lebenserwartung um sechs Jahre“ ist dort zu lesen. Eine Behauptung, die sich übrigens mit der Statistik der Stadtverwaltung deckt. In der Nacht zu Mittwoch ist nun auf dem Wiener Platz und den Seitenstraßen eine Waffenverbotszone in Kraft getreten – als Versuch einer lebensverlängernden Maßnahme sozusagen.
Nun weisen 35 gelbe Schilder in der unmittelbaren Umgebung des Platzes auf das Verbot von Schusswaffen, Messern und Pfefferspray hin. „Wir haben eine deutliche Zunahme von Gewaltdelikten auf öffentlichen Plätzen registriert, auch am Wiener Platz wurden Menschen Opfer gewaltsamer Übergriffe“, begründet Polizeipräsident Johannes Hermanns die Maßnahme. Auf der Zülpicher Straße im Univiertel und den Kölner Ringen befinden sich bereits temporäre Waffenverbotszonen, auf dem Wiener Platz gilt das Verbot nun rund um die Uhr.
In die Kontrolle der Polizei geraten am Mittwochnachmittag auch zwei Jugendliche, 15 und 16 Jahre alt, deren Schulweg über den Wiener Platz führt. „Eigentlich fühle ich mich hier sicher, aber man weiß nie, was abends hier abgeht“, sagt einer der beiden. Die Polizei hat hier fast täglich mit Drogenabhängigen zu tun, die Starktrinkerszene ist vertreten, auch wohnungslose Menschen zieht es hierher. „Erst kürzlich wurde einem Mann in den Bauch gestochen, voriges Jahr erlitt ein Mann einen Streifschuss an der Schulter, außerdem gab es einen Messerangriff an einem Geldautomaten“, zählt Polizeidirektor Martin Lotz die schweren Straftaten am Wiener Platz auf.
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Voraussetzung für die Einrichtung einer Waffenverbotszone ist eine festgelegte Zahl von Straftaten in einem bestimmten Zeitraum. „Die Zahlen am Wiener Platz sind eindeutig. Für uns gilt es, ein wichtiges Zeichen zu setzen und die Möglichkeiten auszuschöpfen, für mehr Sicherheit zu sorgen“, betont Lotz. Auf dem Wiener Platz gibt es bereits eine umfangreiche Videobeobachtung, zudem fährt die Polizei dort derzeit ein aufwändiges Präsenzkonzept und ist täglich mit einem Streifenwagen vor Ort. Erst vor zwei Wochen hatte die Polizei einen Brandstifter gefasst, der unter anderem einen Kinderwagen am Wiener Platz angezündet hatte.
Bereits seit 28 Jahren arbeitet Abdullah Gezer, Vater von drei Kindern, in einer Bäckerei in der U-Bahn-Passage des Wiener Platzes. „Meine Kinder versuche ich von diesem Platz fernzuhalten“, gesteht er. Auch er sei bereits Zeuge von Auseinandersetzungen und Bedrohungen geworden, rassistische Beleidigungen bekomme er auch immer wieder mal zu hören. Den Neumarkt, wo er ebenfalls regelmäßig in einer Filiale der Bäckerei arbeitet, halte er für noch schwieriger. „Am Wiener Platz trifft man die heimischen Junkies, der Neumarkt hat ein viel größeres Einzugsgebiet, da weiß ich oft nicht, wie die Leute ticken“, sagt er.
Sorge um seine Lebenserwartung mache er sich nicht, sagt er. Auch wenn er in Mülheim lebt.
Waffenverbotszonen in Köln
153 Waffen hat die Polizei im vergangenen Jahr in den beiden Waffenverbotszonen auf der Zülpicher Straße und den Ringen sichergestellt, das waren 20 mehr als im Vorjahr. Meist habe es sich hierbei um Messer gehandelt. In diesen beiden Zonen gilt ein temporäres Waffenverbot an den Wochenenden.
Verstöße gegen die Verbote gelten als Ordnungswidrigkeit (Owi) und werden mit einer Anzeige geahndet, das Bußgeld kann laut Gesetzt bis zu 10.000 Euro betragen. Insgesamt wurden voriges Jahr 109 Owi-Anzeigen geschrieben, hinzu kamen 30 Strafanzeigen wegen anderer Delikte.