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Köln-BuchheimJugendfußballer nach brutaler Attacke in Lebensgefahr – Verein unter Schock

Lesezeit 4 Minuten
Bei einer Auseinandersetzung neben einem Sportplatz in Köln-Buchheim ist ein Jugendlicher am Mittwochabend lebensgefährlich verletzt worden.

Bei einer Auseinandersetzung neben einem Sportplatz in Köln-Buchheim ist ein Jugendlicher am Mittwochabend lebensgefährlich verletzt worden.

Nach dem Training der U17 kam es zu einer unfassbar brutalen Attacke. Ein 16-Jähriger musste notoperiert werden. Der Angreifer soll zur selben Mannschaft gehören.

Reden möchte am Donnerstag niemand im Vorstand des Fußballvereins DJK Viktoria Buchheim. Zu schockierend und surreal wirken die Ereignisse, die sich am Mittwochabend nach dem Training der U17 unmittelbar vor dem Vereinsgelände an der Wuppertaler Straße abgespielt haben. Fakt ist: Wenige Meter vor dem Eingang zur Platzanlage wird ein Spieler (16) der Mannschaft angegriffen und brutal attackiert. Er erleidet Stichverletzungen, muss in einer Klinik notoperiert werden und kämpft seitdem um sein Leben. Der unfassbare Verdacht: der Angreifer gehört zur gleichen Mannschaft. Dies erfuhr die Rundschau aus dem Verein.

Vereinsvorstand arbeitet gerade an Imagekorrektur

Die Spuren des Angriffs sind auch am Tag danach sichtbar. Blut klebt auf den Gehwegplatten neben dem Parkplatz der Sportanlage, daneben liegen Verpackungsreste von Mullbinden sowie blaue Einmalhandschuhe, die offenbar von den Ersthelfern zurückgelassen wurden, am Zaun hängt ein Rest rot-weißen Absperrbands der Polizei. Mit zehn Streifwagen rast die Polizei nach den ersten Notrufen in die Wuppertaler Straße, dort treffen die Beamtinnen und Beamten auf eine Vielzahl Jugendlicher, die Stimmung ist aufgeregt und gereizt. Zwei Begleiter des Tatverdächtigen werden mit auf die Wache genommen, ihnen werden im Zuge einer erkennungsdienstlichen Behandlung unter anderem Fingerabdrücke abgenommen. Die Jugendlichen sind 15 und 16 Jahre alt.

Blutflecken markieren den Tatort am Sportplatz in Buchheim.

Blutflecken markieren den Tatort am Sportplatz in Buchheim.

Der Tatverdächtige ist auf der Flucht, nach Rundschau-Informationen soll es sich bei der Tatwaffe um ein Messer handeln, so wird es im Verein erzählt. Der Angriff reiht sich in ein in eine Vielzahl von Gewaltdelikten junger Menschen, in denen die Opfer schwere und teils auch tödliche Stichverletzungen erlitten haben (siehe Text an Seitenende). Erst kürzlich hatte sich Kölns Polizeipräsident Falk Schnabel für eine Gesetzesverschärfung und ein generelles Mitführverbot von Messern ausgesprochen.

Unmittelbar nach der Tat hat die Polizei eine Mordkommission gegründet, noch am Mittwochabend werden Jugendliche vernommen, die das Geschehen beobachtet haben. „Die Ermittlungen zum Tatgeschehen und zur Motivlage dauern an“, teilt die Polizei am Donnerstag in knappen Worten mit. Die Ursache für den Gewaltausbruch zwischen den Fußballern ist noch ungewiss. Der Tatverdächtige soll nach dem Angriff auf den 16-Jährigen in Richtung Stadtbahnhaltestelle Herler Straße geflüchtet sein.   Die „Erschütterung“ im Verein sei groß, berichtet ein Mitglied.

Der Vorstand des Vereins hatte zuletzt viel in Bewegung gesetzt, um gegen Gewaltausbrüche auf dem Fußballplatz vorzugehen. „Wir möchten wieder zurück zu unseren Werten kommen, wo man gerne nach Buchheim kommt, weil man Lust hat vernünftig und in Ruhe Fußball zu spielen“, heißt es auf der Internetseite des Clubs. In der Stellungnahme geht es vor allem um Ereignisse in der ersten Herrenmannschaft, es gab einen Spielabbruch, Verhandlungen vor dem Sportgericht und Strafen. Man habe handeln müssen, da der Verein „für Fairness, Toleranz und Respekt“ stehe, so der Vorstand. Insgesamt hätten die Vorfälle der vergangenen Monate „extrem am Vereinsimage gekratzt.“

Das Absperrband der Polizei nach der brutalen Tat in Buchheim

Das Absperrband der Polizei nach der brutalen Tat in Buchheim

Nicht weit entfernt vom jetzigen Tatort war erst kürzlich ein Polizeibeamter bei einem Einsatz nahe einer Flüchtlingsunterkunft am Schlagbaumsweg ins Krankenhaus geprügelt worden. Erst vor Kurzem tagte der „Arbeitskreis Jugend“ der örtlichen Sozialraumkonferenz. Seit einem Jahr stünden hier „Vandalismus, Vermüllung und Drogenkriminalität“ auf der Agenda, erzählt ein Beteiligter. In den vergangenen Monaten habe sich die Lage verschärft, auch in die Grundschule und die Kindertagesstätte des Stadtteils sei zuletzt eingebrochen worden.


Messerangriffe in Köln

2 Waffenverbotszonen gibt es in der Kölner Innenstadt: im Bereich der Zülpicher Straße und des Hohenzollernrings. Der Kölner Polizeipräsident Falk Schnabel hatte sich bei der Rundschau-Veranstaltung „Kölner Menschen“ im Mai für einer Verschärfung des Regeln für Waffenbesitz ausgesprochen. „Neben den Verboten brauchen wir auch die Einsicht, dass jegliche Messer besser zuhause gelassen werden, und zwar jederzeit.“

Mehrfach ist es in diesem Jahr zu blutigen Angriffen gekommen. Im Mai wurde ein 18-Jähriger nur wenige Meter vom Polizeipräsidium entfernt niedergestochen. Anfang Mai kam es vor einer Bar am Ring zu einem Streit unter Jugendlichen. Dabei verletzte ein 17-Jähriger zwei Opfer (15 und 16) mit einem Messer zum Teil lebensgefährlich. Der Angreifer konnte nicht ausfindig gemacht werden.In Stammheim ist im März ein 23-Jähriger tödlich verletzt worden, der Täter konnte bislang nicht ermittelt werden. Vor zwei Jahren wurde auf der Zülpicher Straße ein 18-Jähriger von einem Jugendlichen (17) mit Messerstichen getötet. (mft)