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Martina KratzÜber Jura, Moderation im Gefängnis und ein weibliches Dreigestirn

Lesezeit 4 Minuten

Die Jüngste im Festkomitee ist Martina Kratz. Die ZDF-Mädchensitzung moderiert sie in diesem Jahr zum ersten Mal. Sie wird am Mittwoch im Sartory aufgezeichnet und an Weiberfastnacht ausgestrahlt.

Köln – Im Vorstand des Festkomitees ist Martina Kratz mit 28 Jahren die Jüngste. Henriette Westphal hat mit ihr über Jura, Moderation im Gefängnis und ein weibliches Dreigestirn gesprochen. Zum Interview kommt sie mit dem Fahrrad und einer großen Tasche. Darin: Gesetzesbücher.

Nehmen Sie für offizielle Termine gar nicht den Fahrdienst des Festkomitees in Anspruch?

Meistens nicht. Ich fahre viel lieber mit dem Fahrrad! Das geht oft sehr viel schneller. Ich wohne citynah – für die meisten Strecken brauche ich da höchstens 15 Minuten. Und gerade komme ich direkt von einer Arbeitsgemeinschaft für Referendare in der Bezirksregierung.

Sie studieren Jura. Ein ziemlich hartes Studium, oder?

Bei mir lief es gut, ich habe viel für meine Prüfungen gelernt, aber ich hatte auch ein bisschen Glück. Die letzten drei Jahre habe ich im Strafrecht promoviert und bin jetzt im Referendariat. Im Dezember kommt dann das schriftliche zweite Staatsexamen und 2018 eine letzte mündliche Prüfung. Zum Glück alles antizyklisch zum Karneval! (lacht)

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Ihre erste Tärää-Sitzung, die Jugendsitzung des Festkomitees, haben Sie mit gerade mal 20 Jahren moderiert. Wie sind Sie dazu gekommen?

Das war eher Zufall. Meine ältere Schwester hat die Sitzung damals geleitet. Sie kam über einen Schauspielkurs der Comedia in Kontakt mit dem Festkomitee. Wir waren aber schon immer eine jecke Familie, zwar nicht im organisierten Karneval, aber die Leidenschaft war schon immer da.

Seit ein paar Jahren moderieren Sie auch die Mädchensitzung in der JVA Ossendorf. Wie kann man sich das vorstellen?

Da ist schon eine ganz besondere Atmosphäre. Die Sitzung ist ein Freizeitangebot, das die Frauen in der Haft nur bei guter Führung annehmen können. Viele ersehnen das sehr. Die Stimmung ist oft anfangs noch verhalten, denn es treten ja Künstler von draußen auf. Wenn es dann aber losgeht, ist die Stimmung schnell losgelöst.

Im vergangenen Jahr sind Sie zum ersten Mal als Sitzungspräsidentin der ZDF-Mädchensitzung aufgetreten. Wie war das für Sie?

Ich bin da sehr unbefangen rangegangen und habe mir gar nicht so einen riesen Kopf gemacht. Das hat mich in der Moderation sehr frei gemacht.

Sie wirkten auf der Bühne tatsächlich sehr entspannt.

Ich versuche so natürlich zu bleiben wie möglich. Aber man ist natürlich trotzdem sehr aufgeregt. Obwohl ich kein Fernsehprofi bin, fühle ich mich aber mit dem Endergebnis vom vorigen Jahr sehr wohl.

Die Aufzeichnung in diesem Jahr ist schon am Mittwoch. Wie bereiten Sie sich vor?

Ruhe bewahren. Ich habe mir in Abstimmung mit dem ZDF auch schon einiges überlegt. Aber ich mache ja keine One-Man-Show, ich versuche vielmehr ein guter Gastgeber zu sein. Meine Aufgabe ist es, gute Stimmung zu erzeugen, damit sich die Gäste auf der Bühne wohlfühlen. Es schaltet ja niemand wegen mir ein, sondern wegen der Künstler.

Sie moderieren auf hochdeutsch. Sprechen Sie denn auch Kölsch?

Na sicher dat. Kölsch habe ich von meiner Oma gelernt. Der Grund, warum ich bei der Mädchensitzung kein Kölsch spreche, ist klar: Die Sendung ist ein Produkt, das nicht nur für die Kölschen ist, sie wird auch in der Schweiz und in Österreich ausgestrahlt. Das vergessen manche schon mal. Es geht ja darum, eine kölsche Botschaft in die Welt rauszutragen und die sollten natürlich auch alle verstehen.

Sie sind seit zweieinhalb Jahren im Vorstand des Festkomitees.Was sind dort Ihre Aufgaben?

Mein Ressort heißt „Projekte“. Ich habe den Vorteil, dass ich in ganz viele verschiedene Tätigkeitsfelder Einblicke bekomme. In den vergangenen Jahren habe ich begonnen, ein Archiv mit Videoaufzeichnungen aufzubauen. Dafür habe ich Alt-Karnevalisten interviewt, unter anderem Ludwig Sebus, Hans Süper, aber auch ältere Präsidenten und Literaten.

Worum geht es in den Interviews?

Ich habe gefragt, wie sie den Karneval geprägt haben, wie sich der Karneval verändert hat. Oder: Was würden Sie ändern, wenn Sie morgen Festkomiteepräsident wären? Das alles fand ich sehr spannend, denn nur wenn man sich auch in der Historie des Karnevals auskennt, kann man auch die neueren Entwicklungen einordnen und bewerten. Für mich persönlich war das sehr erkenntnisreich.

Was passiert mit dem Archiv? Wird es irgendwann auch mal öffentlich zugänglich sein?

Das wäre denkbar. 40 Interviews wurden schon geführt. Im Moment sind wir aber noch in der Konservierungsphase.

Im Festkomitee gibt es mehrere Frauen – ein weibliches Dreigestirn noch nie. Was würden Sie davon halten?

Das würde ich sicher nicht ablehnen! Aber ich möchte es selbst nicht machen, das ist ein unglaublich stressiger Job.

Zur Person:

Geboren ist Martina Kratz (28) in Bergisch Gladbach, aufgewachsen ist sie mit drei Geschwistern in Bocklemünd.

An der Universität zu Köln arbeitet sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Lehrstuhl für Strafrecht und Strafprozessrecht. Im Vorstand des Festkomitees koordiniert sie seit 2014 Projekte und Veranstaltungen. Fünf Jahre lang moderierte sie die Tärää-Sitzung des Festkomitees.