- Die Kritik am Umgang der KVB mit der Maskenpflicht reißt nicht ab.
- Zu Verteidigung führt die KVB auf, sie fühle sich nicht wirklich zuständig.
- Zusätzlich Kontrollen wurden jedenfalls nicht eingeführt.
Köln – So sehr die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) auch beteuern, die Maskenpflicht in ihren Bussen und Bahnen streng zu kontrollieren – die Kritik an den Zuständen in Kölns öffentlichen Verkehrsmitteln reißt nicht ab. Immer wieder beklagen Fahrgäste, dass zu viele Menschen entweder gar keine Maske dabei haben oder sie sich provokativ unter das Kinn klemmen. Doch wie kommt es nun schon seit Monaten zu der Diskrepanz zwischen Kundenkritik und Beteuerungen der KVB? Hauptgrund scheint zu sein: Der Verkehrs-Betrieb unternimmt in Corona-Zeiten nicht mehr Kontrollgänge , als er es vor der Pandemie tat. Zahlen werden dabei kaum veröffentlicht. Und die wenigen, die es gibt, sind teilweise irreführend.
Fahrgast ist in der Verantwortung
Ignorieren kann die KVB die anhaltende Kritik nicht. Deshalb hat sie nun einen eigenen Artikel im Internet veröffentlicht. Überschrift: „Wieso greift die KVB zur Einhaltung der Maskenpflicht nicht stärker durch?“ Die Zeile verspricht mehr, als der Text hält. Schon in einer Einführung wird klar, dass der Verkehrs-Betrieb sich nicht zuständig sieht. Bei der Maskenpflicht „handelt es sich um eine Anordnung der Landesregierung, weshalb prinzipiell jeder Fahrgast selbst für das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes verantwortlich ist“. Die KVB könne nur Präsenz zeigen.
Präsenz zeigen – das suggeriert, der Betrieb schiebt Corona-Schichten. Doch eine Nachfrage macht klar: Es gibt keine zusätzlichen Kontrollen. „Wir haben grundsätzlich jeden Tag insgesamt rund 80 Kolleginnen und Kollegen in drei Schichten im Einsatz, die im Rahmen von Fahrscheinkontrollen auch die Einhaltung der Maskenpflicht kontrollieren. Im Moment ist die Zahl etwas geringer, weil wir auch Servicemitarbeiter für die Fahrgastinformation während der großen Baustellen im Einsatz haben.“ Kurzum: Der Sicherheits-Service der KVB führt die Kontrollgänge durch, die er auch vor Corona zum Zweck der Fahrscheinkontrolle unternommen hat. Als „Beifang“ wird dabei die Maskenpflicht kontrolliert. Und Baustellen dünnen die Kontrolldichte noch aus.
Acht Kontrollgänge bislang
Kommt Kritik auf, legt die KVB immer wieder Kontrollgänge mit dem Ordnungsamt in die Waagschale, die im Zuge der Corona-Pandemie unternommen werden. Jedoch: Diese gemeinsamen Kontrollgänge hat es immer schon gegeben. Und ihre Zahl ist überschaubar: Seit Einführung der Makenpflicht in NRW am 27. April gab es acht dieser wenige Stunden dauernden Kontrollgänge.
Danach veröffentlichten Stadt und KVB Zahlen, die den Eindruck erwecken, so dramatisch sei die Lage nicht. So heißt es offiziell für einen Kontrollgang am 20. Juni, es habe lediglich zwei Verstöße gegen die Maskenpflicht gegeben. Also haben die Kontrolleure bei der rund vierstündigen Streife stichprobenartig nur zwei Menschen in den Bahnen ohne Maske vor Mund und Nase angetroffen? Der Rundschau liegt ein Dokument des Ordnungsamtes vor, aus dem hervorgeht, bei den zwei Verstößen handelt es sich um Fahrgäste, die sich selbst nach Ansprache hartnäckig weigerten, eine Maske aufzuziehen und die deshalb mit einer Strafe belegt werden mussten. Aber: In Wirklichkeit wurden bei den Stichproben 24 Menschen ohne Maske angetroffen. Die haben sie nur nach einer Ansprache aufgezogen – zumindest, als die Ordnungskräfte noch in der Bahn waren. Für einen Kontrollgang am 30. Mai wird gar gemeldet, es habe keinen einzigen Verstoß gegeben – tatsächlich wurden aber 30 Menschen ohne Maske angetroffen.
Ordnungsamt sieht sich als Buhmann
Die KVB selbst macht nur vage Angaben. Tagsüber liege die Quote derer, die die Regeln einhalten, bei rund 95 Prozent. In den Abendstunden sinke das auf bis zu 80 Prozent ab.
Nach Informationen der Rundschau führen die Kontrollen von Ordnungsamt und KVB zunehmend zu Unmut in der Verwaltung. Beim Ordnungsamt fühlen sich die Mitarbeiter teilweise als Buhmann missbraucht. Zwar stimmt es, dass die KVB-Mitarbeiter keine Bußgelder verhängen dürfen. Aber sie können von ihrem Hausrecht gebrauch machen. Sie dürfen Menschen des Fahrzeugs verweisen, die sich weigern, eine Maske aufzuziehen. Hinter vorgehaltener Hand heißt es beim Ordnungsamt, das werde viel zu lax gehandhabt. Wie oft hat die KVB also tatsächlich schon Fahrgäste rausgeworfen, die gegen die Maskenpflicht verstoßen haben? Eine Nachfrage beim Verkehrs-Betrieb bleibt inhaltlich unbeantwortet. „Das können wir leider nicht sagen sagen, weil das nicht registriert wird.“
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Seit März hat die Pandemie Deutschland im Griff – mit erheblichen Folgen für den ÖPNV. In der kommenden Woche wird sich erstmals der KVB-Aufsichtsrat in einer Sondersitzung mit dem Thema beschäftigen. Dabei soll der Umgang mit der Maskenpflicht zur Sprache kommen. Einige Aufsichtsratsmitglieder sind nicht weniger unzufrieden als viele Fahrgäste. Beispielsweise sagt Andreas Pöttgen (SPD) mit Blick auf die Fahrgäste: „Die Moral sinkt zunehmend.“ Die Missstände will er aber nicht nur der KVB anlasten. „Die kann das nicht alleine stemmen.“ Sein Vorschlag: „Weniger Kontrollgänge für Parkknöllchen, stattdessen mehr Kontrollen in Bussen und Bahnen.“