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KVB-Endhaltestellen-Tour„Nichts los – aber nett“ – Mit der Linie 18 nach Thielenbruch

Lesezeit 5 Minuten
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Die Endhaltestelle „Thielenbruch“ ist für viele die schönste KVB-Haltestelle überhaupt. Fotos: Westphal

  1. In unserer Serie „Expedition Endstation“ fahren wir die KVB-Bahnlinien bis zum Ende durch.
  2. Vom Neumarkt aus machte sich Simon Westphal mit der Linie 18 auf nach Thielenbruch.
  3. Er entdeckte die Geschichte der Straßenbahn und aß schwäbisch.

Köln – Gleich der erste Schritt hinaus aus der Bahn fühlt sich anders an als an allen anderen Haltestellen der KVB. Grund dafür ist der Boden, der besteht hier nämlich aus Holz. Und auch sonst ist hier einiges anders. Auf eine schöne Art und Weise. Die Haltestelle ist komplett überdacht, Sonnenstrahlen werfen durch die großen Dachfenster einen breiten Lichtkegel an die Westseite der Station. An der weißen Wand sorgen Bögen aus Ziegelstein für einen Hingucker. Würde die Bahn hier nicht halten und dutzende Pendler ausspucken, käme schnell die Idee auf, das hier wäre bereits das Museum.

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Das Straßenbahnmuseum in Thielenbruch

Doch das beginnt erst einige Meter entfernt. Im ehemaligen Vorortbahn-Depot entstand 1997 das Straßenbahnmuseum. Es dokumentiert rund 100 Jahre Kölner Fahrzeugentwicklung. Eine Pferdewagenbahn gibt es hier, den ersten elektrischen Triebwagen und viele andere Schmuckstücke. Jeder, der sich hier engagiert, tut dies aus vollem Herzen. So auch Ferdinand Karg, 2. Vorsitzender des Vereins Historische Straßenbahnen Köln (HSK), der das Museum im Auftrag der KVB ehrenamtlich betreut. „Wir sind ganz unterschiedliche Leute im Verein“, sagt Karg. „Einige sind richtige Straßenbahn-Nerds.“ An jedem zweiten Sonntag im Monat öffnet das Museum seine Pforten für Gäste – 2020 ist alles anders. Wann es weitergeht, ist noch unklar. Normalerweise kommen an einem Öffnungstag bis zu 800 Besucher, am Familientag im September sogar 2000.

Schwäbisches Essen in Thielenbruch

Wer in das Museum will, passiert unweigerlich Aubeles Restaurant. Denn der Weg zu den alten Schmuckstücken der Straßenbahn-Geschichte führt direkt an der Theke des gemütlichen Lokals vorbei. Andreas-Michael Aubele betreibt das Restaurant direkt an der Endhaltestelle seit gut drei Jahren. „Gutbürgerlich, mit klarem schwäbischen Einschlag“, benennt er das Konzept. Käsespätzle, Maultaschen, Flädlesuppe oder Schäufele stehen hier auf der Speisekarte. Und dafür kommen die Gäste nicht nur aus der Nachbarschaft. „Es gibt welche, die kommen für unseren Rostbraten aus Erftstadt“, sagt Aubele. Auch aus Bonn kämen Rentner auf Kaffeefahrt mit der Linie 18 vorbei. An einem Tisch im Biergarten hat es sich eine Gruppe von Seniorinnen gemütlich gemacht und philosophiert über den Kuchen. Fazit? „Schmeckt fantastisch!“ Zwei Tische weiter: Das Ehepaar Bourry, Gaby und Peter aus Höhenhaus. Früher haben sie ganz in der Nähe gewohnt. „Das sind Erinnerungen, die hier immer wieder hochkommen“, sagt Gaby Bourry.

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Seit drei Jahren hier: Andreas-Michael Aubele hat sich auf die schwäbische Küche spezialisiert.

Wer den Schritt aus der Endhaltestelle und dem Biergarten wagt, stellt fest: Viel los ist hier nicht. Zumindest auf den ersten Blick. Jede Menge Fahrradständer – fast alle belegt. Und Parkplätze für Pendler aus Bergisch Gladbach und der Umgebung. Die nehmen von hier aus die Linie 18 zur Arbeit in Köln. „Wenn du was Spannendes schreiben willst, bist du hier falsch“, sagt Tuncay Soylu, modischer grauer Hut, Muhammad-Ali-Shirt und Vollbart. Er ist Mitarbeiter im Kiosk direkt an der Endhaltestelle. „Auf der Bergisch Gladbacher Straße, zehn Minuten von hier, da ist mehr los.“ Sein Hauptgeschäft sind die Pendler. Ab und zu – am Abend und am Wochenende – kommen auch Jugendliche. Die kaufen sich Bier, setzen sich auf die Mauer oder gehen damit in den Thielenbrucher Wald im Westen. „Keine Ahnung was die da machen“, sagt Soylu. Er selbst kennt sich in Thielenbruch kaum aus, kommt nur zur Arbeit hierher und wohnt in Gremberg.

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Nur zur Arbeit in Thielenbruch: Kiosk-Mitarbeiter Tuncay Soylu

Was die Jugendlichen im Wald machen, meint eine Anwohnerin genau zu wissen. „Die trinken Bier, rauchen, essen Chips und lassen ihren Müll im Wald liegen“, sagt sie. Auf das Problem weist auch ein Schild von Anwohnern auf einer Bank im Wald hin. „Wir hoffen, dass Sie uns bei dem Projekt ,Sauberer Wald’ unterstützen“, steht da. „Sonst haben wir es aber wirklich nett hier“, sagt die Dame. „Nichts los, aber eben nett.“ Unter der Woche ist der Wald ein Ort der Stille. Die wenigen Jogger, Radfahrer und Hundehalter sind auf dem Pfad direkt an der Siedlung unterwegs. Tiefer im Wald ist es bis auf das Vogelgezwitscher mucksmäuschenstill und menschenleer. Normalerweise plätschert hier ein kleiner Bach. Doch der Sommer hat ihn trotz des nicht ganz so sommerlichen Wetters in den letzten Wochen ausgetrocknet.

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Ferdinand Karg, 2. Vorsitzender des Vereins Historische Straßenbahn Köln e.V. auf dem ersten elektrischen Triebwagen.

Raus aus dem Wald, ein paar Schritte über den nächsten Parkplatz, bietet sich dem unvorbereiteten Besucher die wohl größte Überraschung seines Trips an den Stadtrand. Die Thielenbrucher Allee ist ein echtes Villenviertel. Großzügige Vorgärten mit besonders grünem Rasen gibt es hier. Dicke Gitterstäbe versperren den Blick auf die imposanten Häuser. Mal schlicht und modern in Weiß und eckig, mal knallig in Rosarot und mit geschwungenen Formen.

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Großzügiger Vorgarten: Auf der Thielenbrucher Allee gibt es einiges zu bestaunen.

Ein grüner Sportwagen lässt den Motor aufheulen und fährt in Richtung Bergisch Gladbacher Straße. Hier, südöstlich der Endhaltestelle, wohnen die gut betuchten Thielenbrucher. „Den perfekten Ort abseits der lauten Großstadt“, nennt einer von ihnen die Allee. Der Geschäftsmann in weißem Hemd und dunkelblauer Stoffhose steigt aus seiner schwarzen Limousine und möchte dann auch nicht mehr sagen.

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Zurück in der Endhaltestelle, mittlerweile ist es später Nachmittag. Die Pendler strömen auf dem Weg nach Hause aus den Bahnen. Die meisten kennen die Station hier in- und auswendig. Trotzdem könnte es Schlimmeres geben, als an diesem außergewöhnlichen Ort jeden Tag ein und auszusteigen. „Nicht alles, was die KVB macht, ist gut“, sagt Ferdinand Karg. Aber die Entscheidung, die Haltestelle so umzubauen – das sei die genialste Idee der KVB überhaupt gewesen. Für ihn ist der Fall klar: Die Haltestelle „Thielenbruch“ ist die schönste in ganz Köln.

Aubeles Restaurant

Simon Westphal genoss die Käsespätzle in Aubeles Restaurant, war aber überfordert mit der großzügigen Portion.

Gemarkenstraße 173, 51069 Köln, direkt an der Haltestelle, Dienstag bis Sonntag 11 bis 23 Uhr, Montag Ruhetag.

Straßenbahnmuseum

direkt an der Haltestelle, derzeit geschlossen, wann es weiter geht, ist noch unklar.