Nun muss die Stadt abarbeiten, was auf dem Tisch liegt. Richtig so. Die Ansage beim Besuch im Rundschau-Haus ist logisch, und sie ist überfällig.
KommentarDie Zeit der Träumereien in Köln ist vorbei
Die Kölner Oberbürgermeisterin hat am Anfang des Jahres klare Worte gesprochen. „Wenn das Geld nicht mehr da ist, dann muss man Prioritäten setzen“, sagt Henriette Reker. So einfach, so klar. Die Zeit der Träumereien ist vorbei, heißt das übersetzt, nun muss die Stadt abarbeiten, was auf dem Tisch liegt. Richtig so.
Die Ansage beim Besuch im Rundschau-Haus ist logisch, und sie ist überfällig. Zu dramatisch ist die Finanzlage, zu knapp sind die Ressourcen, auch die personellen. Schmerzlich spürbar ist längst, wie sehr die Stadt bei der Realisierung ihrer Vorhaben hinterherhinkt. Das gilt immer noch für die Bühnensanierung, das ewige Drama im Zentrum. Die Stadtspitze selbst schaut zunehmend ratlos auf die Baustelle am Offenbachplatz. Es werden Varianten gehandelt, aber niemand hat einen Fahrplan. Eine Eröffnung in diesem Jahr scheint immer weniger realistisch. Und wie 2015 gerät das Warten auf den Tag X zur Qual für alle Beteiligten – erst recht für die Bürgerinnen und Bürger, die entsetzt auf über 700 Millionen Euro Baukosten schauen.
Wie wenig die Stadt die eigenen Ansprüche noch erfüllen kann, zeigt sich auch bei den Neubauvorhaben. Im vergangenen Jahr hatte Reker dem Stadtrat eine Liste mit Großbauprojekten vorgelegt mit der Bitte, Vorrang zu benennen. Das hat die Politik nicht geschafft – aber die Hohe Domkirche. Sie ist aus den Planungen für die Historische Mitte ausgestiegen. Zehn Jahre Arbeit sind damit weitgehend erledigt. Wenn die OB nun erklärt, das Stadtmuseum passe doch wunderbar ins Zeughaus, ist das eine komplette Schubumkehr. Irgendwo passt das zur Notlage. Aber etwas mehr Seriosität und Überlegung in den Planungen würde man sich schon erhoffen. Auch wenn sie über den Haufen geworfen werden.
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Es wird nicht dabei bleiben. Das Geld schwindet, und die enorme Last aus der Corona-Zeit muss abgetragen werden. Das heißt: Es wird in den nächsten Jahren immer enger, denn die Krisenjahre werden nicht einfach morgen vorbei sein. Das wird Einschnitte im Haushalt bedeuten, und die Stadt ist gut beraten, so früh wie möglich den Gürtelenger zu schnallen. Denn die Aufgaben etwa in der Verkehrsinfrastruktur, im Klimaschutz oder im Sozialen sind gewaltig. Es stimmt auch: Wenn Bürger das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit ihrer Stadt verlieren, dann kann ein Gemeinwesen brüchig werden. Alarmsignale gibt es genug — es ist Zeit, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren.
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