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Kölsche SpracheVon der Aap bis zur Schwemmbotz

Lesezeit 3 Minuten

Szenen aus „Kölsch för et Ströppche“: Das Bild-Wörterbuch, herausgegeben von der „Akademie för uns kölsche Sproch“, ist im Bachem-Verlag erschienen. Mit Zeichnungen von Gaby van Emmerich  werden einfache Begriffe wie Plüschprumm (Pfirsich) oder Mösch (Spatz) anschaulich erklärt.

Köln – Die Neuvertextung von Kultfilmen ist in einschlägigen Internet-Videoportalen zum festen Bestandteil des größtenteils recht skurrilen Angebots geworden. In einer Sequenz des Klassikers „Pulp Fiction“ etwa baut sich Schauspieler Samuel L. Jackson bedrohlich vor einigen Jugendlichen auf. Die angespannte Stille unterbricht er mit dem Satz: „Na, ihr Schwemmbotze.“

Egal, ob Asterix und Obelix, der Pate oder Krieg der Sterne: Im Internet lebt die kölsche Sprache, selbst wenn manche Sprachversuche grammatikalisch fragwürdig ausfallen. „Eine der ausgeprägtesten, kernigsten und bildreichsten Regionalsprachen am Leben zu erhalten“ – mit diesem Ziel ist die Akademie för uns kölsche Sproch gegründet worden. Vor 30 Jahren war das.

Lange haftete der kölschen Sprache der Makel des Unterschichten-Dialekts an. „Vor allem in den 1960er Jahren hatte sich das Bildungsbürgertum vom Kölschen distanziert“, erklärt Dr. Ralf Convents, Pressereferent der SK Stiftung Kultur. Inzwischen ist die Sprache durchaus salonfähig – so wirbt derzeit etwa die Sparkasse Köln Bonn auf Kölsch. In einer Serie widmet sich die Rundschau den Phänomenen des Kölschen – vom Humor bis zum Unterricht.

Die Akademie för uns kölsche Sproch, die ihren Sitz im Mediapark hat, ist so etwas wie der linguistische Gralshüter des Kölschen. Den Jahresetat von 400 000 Euro stellt die SK Stiftung Kultur, die Akademie beschäftigt sechs fest angestellte Mitarbeiter, hinzu kommen 17 Seminarleiter und acht Leiter diverser Arbeitsgruppen. „Wir sind ein fester Bestandteil der Kölner Kulturlandschaft geworden“, stellt Akademie-Leiter Professor Hans-Georg Bögner zufrieden fest. Rund 600 Menschen besuchen jedes Jahr die Seminare, um Kölsch zu lernen, 100 von ihnen machen auch das Kölsch-Diplom.

Für die ersten Kontakte mit der Sprache hat die Akademie die Bilderbücher „Kölsch för et Ströppche“ und „Ströppche op Jöck“ herausgebracht. In diesen Büchern lernen schon Kleinkinder, dass der Affe Aap heißt. Wie stark das Kölsche Eingang in die Alltagssprache findet, zeigen die Zugriffszahlen beim kölschen Online-Wörterbuch der Akademie. Etwa 2,5 Millionen Menschen nutzen das Angebot jeden Monat.

„Wie soll dat nur wigger jon, wat bliev dann hück noch ston“ – diese Zeilen stammen aus dem Bläck-Fööss-Klassiker „En unserem Veedel“ – überhaupt wird die kölsche Sprache größtenteils durch die Musik transportiert. Zu den beliebtesten Veranstaltungen der Kölsch-Akademie zählt nicht zufällig der „Klaaf em Mediapark“, wo eben nicht nur vorgelesen, sondern auch viel gesungen wird. Und jeder Besucher darf mitsingen.

Die Bibliothek der Akademie umfasst inzwischen 19 000 Bücher sowie 3000 Ton- und Bildträger. Etwa 12 000 Texte gehören zur kölschen Liedsammlung. Dennoch: Über die Stadtgrenzen hinaus erfüllt das Kölsche immer noch gerne den Zweck der Belustigung. Der Kölner Comedian Fatih Çevikkollu bestritt sein Soloprogramm einst mit einer kölschen Version des Filmklassikers „Der Pate“. Wenn er Marlon Brando imitierte und den Satz „Ich mach dat parat“ hauchte, lachten die Menschen. Weil er Kölsch sprach.