Der Kölner Zoo hat putzigen Besuch. Und hinter den neuen Gästen verbirgt sich eine ereignisreiche Geschichte.
„Hallo Köln, hier bin ich“Dieser kecke Neuzugang bereichert den Kölner Zoo
Sie ist eine selbstbewusste junge Dame. So gar nicht Kamerascheu. Warum auch nicht: ist sie doch eine exotische Schönheit mit cremefarbenen Teint, die in ihrer Art selten ist, vom einem malerischen Landflecken stammt, aber dennoch schon die Luft der großen weiten Welt geschnuppert hat. Und zudem residiert sie gerade in einem Haus, das eine stolze Geschichte vorzuweisen hat. Also kokettiert Emena vor ihren geladenen Gästen und flirtet mit den Objektiven, also wollte sie sagen: Hallo Köln, hier bin ich.
Von Madagaskar über Berlin nach Köln
Lassen wir die Katze aus dem Sack - oder besser gesagt, den Affen aus der Kiste. Emena ist ein Mongozmakis-Weibchen und fünf Jahre alt. Ihre Art gibt es nur auf Madagaskar. Wobei das schon zu weitschweifig beschrieben ist. Die Mongozmakis leben in den Wäldern von Madagaskar, und von denen es nur noch wenige Quadratmeter gibt. Sie ist also selten, diese Lemuren-Art, die zu den Affen zählt. Sie gelten als vom Aussterben bedroht. Angereist in Emena aus dem Berliner Zoo. Nun logiert sie im Madagaskarhaus des Kölner Zoos. Und das feiert ihn diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen.
Genug der Scherze, denn hinter Emenas Aufenthalt verbirgt sich durchaus eine kleine Tragik: Weil der Berliner Zoo bei der Lemuren-Art Coquerol-Sifika keinen Nachwuchs nachweisen kann, lieh der Kölner Zoo Siggi aus, ein potentes Coquerol-Sifika-Männchen. Damit es aber unter den Lemuren im Kölner Madagaskarhaus nicht zu einsam wird, gab es als Leihgabe auf Zeit Emena und Newton. Newton ist ein 26-jähriges Mongozmakis-Männchen, das wohl auch ob seiner Altersbehäbigkeit ein wenig im Schatten von Emena steht. Wenn Siggi in Berlin seine Mannespflicht erledigt haben sollte, würde es für Emena und Newton wieder zurück in den mondänen Hauptstadtzoo gehen. Nun ist es aber so, dass Siggi in Berlin einem Herzleiden unterlag. „Die Krankheit hatten wir im Vorfeld nicht bemerkt“, sagt die Tierärztin des Kölner Zoos, Dr. Sandra Marcordes. Weil jeder Tragik auch eine Hoffnung innewohnt, ist es nun denkbar, dass Emena und Newton vielleicht in Köln bleiben.
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Vitamine am Stiel
Marcordes hat durchaus einen persönlichen Draht zu Emena und Newton. „Ich habe meine Doktorarbeit auf Madagaskar geschrieben“, berichtet sie. Dabei hatte sie auch Gelegenheit, Mongozmakis in freier Wildbahn zu beobachten. Zu sehen, wie sie Blätter, Blüten und Früchte knabbern - ihre Leib- und Magenspeisen. So auch in Köln. Weil es aber im Kölner Winter so eine Sache ist mit knackigen, grünen Blättern, „haben wir beizeiten frisches Blattwerk eingefroren“, berichtet die Tierärztin. Vitamine am Stiel. Emena klettert im Madagaskarhaus die Stämme hoch und lässt es sich schmecken. Newton denkt noch darüber nach, ob es den Aufstieg wert ist.
Wie auch immer, die beiden wirken, als wären sie angekommen, in dem altehrwürdigen Gebäude. 1967 wurde das Madagaskarhaus geplant. Damals noch unter dem Namen Lemurenhaus. Und wie es so ist in Köln - es sollte eigentlich nur ein Interim sein für das in die Jahre gekommene Affenhaus. Sechs Jahre später folgte die Eröffnung. Dass es damals noch ein anderes Verständnis von artgerechter Haltung gab, verdeutlichen folgende Zahlen: 95 Lemuren zogen ein, dazu noch zwölf Languren und 16 Saki-Affen. Es muss eine drangvolle Enge geherrscht haben.
Ganz anders heute. Rund zehn Tiere breiten sich in dem Bau aus, an dem 2009 noch die Tierpfleger-Gänge hinter den Anlagen dem Bereich für die Tiere zugeschlagen wurde. 2019 dann nochmals ein kleiner Umbau: Auf Initiative der Pfleger und mit Unterstützung der Zoo-Werkstatt wird aus der Madagaskaranlage ein begehbares Nachttierhaus mit versetztem Tag-nacht-Rhytmus. Welche Bedeutung das Madagaskarhaus über die Jahre für den Zoo bekommen hat, lässt sich wohl auch daran ablesen, dass seit 1981 zwei Schwarz-Weiße Varis das Logo des Zoos zieren.