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Kölner Fall bei „Aktenzeichen XY ungelöst“Kölner Mordkommission appelliert an Mörder

Lesezeit 3 Minuten

Horst Strohe wurde im September 1992 in der City ermordet.

Köln – Die Mordermittler geben nicht auf: Fast dreißig Jahren nach dem „Karate-Mord“ auf dem Heumarkt richtet die Polizei einen eindringlichen Appell an den Mörder und mögliche Mitwisser. „Es ist Zeit, sich zu melden“, betonte Mordermittler Markus Weber in der ZDF-Fahndungssendung „Aktenzeichen XY ungelöst“.

In einem minutenlangen und bewegenden Beitrag wurde über das Leben des am 12. September 1992 getöteten Horst Strohe berichtet. Über seine Vorliebe für Reisen, das Familienleben und seine Homosexualität. Nach einem Besuch verschiedener Kölner Schwulenbars war Strohe auf dem Heumarkt von einem Unbekannten getötet worden. Der Täter hatte sein Opfer mit einem Karatetritt niedergestreckt und später auf den am Boden liegenden Mann eingetreten. Strohe starb noch am Tatort.

Das brutale Verbrechen lässt weder die Polizei noch die Familie Strohe auch nach vielen Jahren nicht los. „Die Familie sucht weiter nach Antworten“, sagt Weber. Das Geschehen belaste die Familie sehr. Die Angehörigen erhoffen sich durch die Aufrollung des „kalten“ Mordfalles („Cold Case“), dass die Tat doch noch aufgeklärt wird und hat eine Belohnung von 2500 Euro ausgelobt. Nach der Fahndungssendung gab es zehn Hinweise von den Zuschauern. „Ein Zuschauerhinweis ist interessant und ermittlungswürdig. Die anderen prüfen wird noch“, sagte ein Polizeisprecher.

Mordermittler Weber hofft, dass der Mörder oder die Mitwisser doch noch ihr Gewissen erleichtern und auspacken. „Soziale Bindungen verändern sich“, sagt der Kripomann weiter und meint, dass Freundschaften von früher möglicherweise beendet sind und deswegen ein selbst auferlegtes Schweigegelübde nicht mehr gilt. Denn die Kölner Polizei glaubt, dass der Täter beim Angriff nicht alleine auf dem Heumarkt unterwegs war.

Ermittlungen im Karateclub

Die damaligen Ermittler unternahmen sehr viel, um den Mord aufzuklären. Es gab beispielsweise Befragungen in Schwulenbars und auch in einem Karateclub. In den Bars wusste man nur zu berichten, dass Horst Strohe in der Altstadt vor der Bluttat unterwegs war. Im Karateclub kamen die Ermittler nicht weiter. Weber vermutet, dass der Angreifer ein langjähriger und geübter Karatekämpfer gewesen sein muss, „vielleicht schon seit seiner Kindheit an“. Das Motiv für die Tat ist weiter völlig unklar. Es sei möglich, dass der Angreifer einen Hass auf Schwule gehabt habe, „dass können wir nicht ausschließen“. Möglicherweise gab es vorher Streit in einer Bar und eskalierte auf dem Heumarkt an der Straße „Am Malzbüchel“.

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Ein Foto oder Phantombild von dem Karatekämpfer gibt es nicht. In der heutigen Zeit würde es vermutlich Bilder von Überwachungskameras geben – früher war dies noch kein Thema. Zwei Zeugen gab es damals. Ein Mann hörte von einem Balkon aus Schreie und ein weiterer Mann bekam den Streit und die Folgen direkt mit, war in dem ZDF-Film zu sehen.

Cold Cases im Visier der Ermittler

Die Zeugen beschrieben den Täter als etwa 20 Jahre alt und 1,80 Meter groß. Er trug dunkle kurze Haare und hatte eine athletische Figur. Der Mann trug ein helles Hemd mit einem auffälligen Schlangenmuster und eine helle Hose.

Die Aufarbeitung „kalter“ Mordfälle wird derzeit bei der Kölner Polizei intensiv betrieben. Die Mordermittler holen alte Akten aus den Asservatenkammern und überprüfen zusammen mit dem Landeskriminalamt in Düsseldorf, ob die Fälle neu aufgerollt werden. Seit dem Jahr 1970 gibt es im Zuständigkeitsbereich der Kölner Polizei 195 ungeklärte Tötungsdelikte – darunter das Gewaltverbrechen an Horst Strohe.

Wie berichtet, prüft die Polizei auch, ob sie das Sexualverbrechen an der 16-jährigen Seckin Caglar vor dreißig Jahren in Poll wieder aufrollt. Dies gilt auch für den Mord an dem Kölner Taxifahrer Hüseyin Karakas aus dem Jahre 1999.