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Kölner DomDie Spitze der Steinmetzkunst

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Alt und neu im Vergleich: Die Baldachine über den Figuren am Hauptportal des Doms. Sieben sind erneuert worden. Sie werden nun nacheinander angebracht.

Köln – „Absolute Spitzenklasse“, urteilt der Fachmann. Robert Hofstätter, Versetzsteinmetz in der Dombauhütte, gerät ins Schwärmen, wenn er sich die Stücke anschaut. Die Baldachine, die derzeit an der Westfassade angebracht werden, gehören zu dem Aufwendigsten, was ein Steinmetz erarbeiten kann. Äußerst filigran mit kleinen Figürchen werden die Kunsterwerk aus weichem Kalkstein über die Häupter der Heiligen und biblischen Figuren an der Westfassade gesetzt. Anderthalb Jahre Arbeit steckt in einem Baldachin, das über mit kleinen Fialen verziert ist und in die sogar aufwendig ein Gewölbe eingearbeitet worden ist.

Sechs der sieben Baldachine sind aus weichem Kalkstein, eins, nämlich das für den heiligen Matthias hat Steinmetz Willi Bauer probeweise aus dem härteren Sandstein gefertigt, der wesentlich schwerer zu bearbeiten ist. Zeichnungen aus dem 19. Jahrhundert aus dem Archiv der Hütte dienten als Arbeitsanleitung. Hofstätter und sein Kollege Michael Schlig bringen die Baldachine derzeit an. Fünf können die Kölner und die vielen Touristen auf der Domplatte bereits bewundern. Ihre helle Farbe sticht deutlich heraus. Zwei weitere warten schon auf den Einbau, erklärt Hofstätter. Eine gute Woche brauchen er und sein Kollege für den Austausch der 280 Kilogramm schweren Dächlein. „Eine Kleinigkeit“ für die Versetzsteinmetze, die für den Abbau und die Anbringung der Fassadensteine und -figuren am Dom zuständig sind.

Die Baldachine anzubringen ist dabei nicht einfach. Der Stein kann nur mit Hilfe der Aufhängung in seine Position gehievt werden: „Man kann sie nicht anfassen, sonst hat man sofort ein Stück in der Hand. Die sind butterweich.“ Verantwortlich für Schäden an den nun abgebauten Baldachinen sind abgesehen von Kriegsschäden Verwitterung durch Umwelteinflüsse. Dabei sind besonders die Figuren an exponierter Stelle wie an den Pfeilerkanten betroffen, mehr als die in den Portalen, die nicht so stark dem Regen ausgesetzt sind. Aber auch Taubenkot ist bei der Zersetzung der Steine am Dom ein großes Problem. Auf die neuen Stücke werden als Übergangslösung Pyramiden gesetzt, damit die Tauben dort nicht nisten. Der Schutz bleibt so lange, bis die Steinmetze die aufwendigen und feingliedrigen Fialen gefertigt haben, die nach altem Vorbild die Baldachine krönen werden – ebenfalls eine höchst aufwendige Arbeit.

Hofstätter zeigt, die abgebrochen kleinen Teile am Hauptportal. Immer wieder sagt er, versuchen Touristen hier Teile mit Hilfe von Bällen oder anderen Gegenständen von der Fassade abzusprengen. Man kann sich vorstellen, was der Steinmetz mit solchen Leuten am liebsten machen würde. Parallel zu den Arbeiten an der Westseite werden die Figuren des Michaelportals an der Nordseite zum Bahnhof hin restauriert. Hier können Sponsoren Patenschaften übernehmen, und das ist schon reichlich geschehen. Es ist das erste Projekt innerhalb des Patenschaftsprogramms für die Domportale.

Für die Restaurierung der Figuren wurde im vergangenen Jahr eigens eine Restaurierungswerkstatt im ehemaligen Diözesanmuseum am Roncalliplatz eingerichtet.