- Das Baudezernent Greitemann kündigt den Rückgang der Zahlen an.
- Die Krise verschärft sich laut dem Mieterverein für sozial Schwächere.
- Der Großinvestor fordert eine Enteignung bei nicht genutzten Flächen.
Köln – In Köln sind trotz der Wohnungskrise im Vorjahr wieder weniger Wohnungen gebaut worden. Baudezernent Markus Greitemann sagte bei einem Runden Tisch im Rundschau-Haus zum Abschluss der Serie „Wohnen in Köln“: „2018 waren es knapp 4000, 2019 werden wir das auch aufgrund der neuen Landesbauordnung nicht schaffen.“ Die Bauherren mussten sich laut Greitemann erst auf das Gesetz einstellen. Wie viele Wohnungen weniger es wirklich werden, steht noch nicht fest.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte angesichts der 3923 gebauten Wohnungen im Jahr 2018 von einer Trendwende im Wohnungsbau gesprochen. 2017 hatte die Stadt ein Wohnbündnis gegründet, langfristig sollen jährlich 6000 Wohnungen gebaut werden, doch davon ist Köln weit entfernt. Greitemann sagte: „Anhand der Bevölkerungsprognosen können 4000 neue Wohnungen jährlich reichen, da müssen wir regelmäßig hinkommen.“ Das mittelfristige Ziel blieben 6000 Wohnungen.
Wohnungskrise verschärft sich für Menschen mit geringem Einkommen
Die Wohnungskrise könnte sich laut Franz-Xaver Corneth, Vorsitzender des Kölner Mietervereins, vor allem für Menschen mit einem geringeren Einkommen verschärfen. Corneth geht davon aus, dass die Quote öffentlich geförderter Wohnungen mit günstigen Mieten 2019 erstmals unter die Sechs-Prozent-Marke rutschen wird – obwohl 42 Prozent der 1,089 Millionen Kölner Anrecht auf eine solche Wohnung haben. „Das ist ein Unding“, sagte Corneth. 1996 lag die Quote bei 15,1 Prozent.
Zu wenig Neubau
46 Prozent der benötigten Wohnungen hat Köln laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft (IW) nur zwischen den Jahren 2016 bis 2018 gebaut. Es geht aber auch anders: Düsseldorf beispielsweise verzeichnete 86 Prozent. Laut IW kommen die Metropolen mit dem Bauen nicht hinterher.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch die landeseigene NRW-Bank. Laut ihrer Zahlen hat Köln den Neubaubedarf in den Jahren 2016 und 2017 nur bis zu 40 Prozent gedeckt. Das Fazit: In Köln werden sowohl Neubau- als auch Bestand „seit Langem rasant teurer“. (mhe)
Um mehr öffentlich geförderte Wohnungen zu bauen, hat die Stadt 2014 das Kooperative Baulandmodell eingeführt. Es verpflichtet Investoren bei Großbauprojekten, 30 Prozent der Wohnfläche für öffentlich geförderte Wohnungen zu reservieren. Im Stadtrat sind solche Regeln umstritten, die FDP bezeichnet sie als bürokratische Hürden, „die den Wohnungsbau zum Erliegen bringen“.
Anstieg der Kosten hemmt den Neubau
Doch selbst Großinvestor Christoph Gröner sagte im Redaktionsgespräch auf die Frage, ob der freie Markt die Wohnungsprobleme löse: „Der Markt regelt gar nix. Der Markt würde es regeln, wenn wir unendlich viel Bauland und unendlich viel Geld haben. Das ist aber nicht so.“ Sein Unternehmen, die CG Gruppe, gehört zu den großen Investoren in Deutschland, baut unter anderem in Köln für hunderte Millionen Euro. Gröner forderte von Stadt und Land, die Besitzer von brachliegenden Grundstücken zum Bau zu verpflichten – „sonst wird eben enteignet“.
Laut Wohnungsbauexperte Michael Voigtländer vom Institut der Deutschen Wirtschaft hemmt auch der Anstieg der Kosten den Neubau. Demnach sind die Baukosten von 2007 bis 2016 in Deutschland um 46 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: In den Niederlanden waren es nur sechs Prozent.