In einigen Führungsetagen in Köln scheint die Verbindung zum Kölner Dom zu bröckeln. Erst strich die Stadt Köln das Wahrzeichen aus dem Logo, jetzt zieht das Erzbistum nach.
Nach der Stadt KölnWarum der Kölner Dom auch aus dem Logo des Erzbistums verschwindet
Lieben die Kölner ihren Dom nicht mehr? Undenkbar. Aber zumindest in einigen Führungsetagen in der Domstadt scheint die Verbindung zum Wahrzeichen zu bröckeln. Nachdem bereits die Stadt Köln Mitte vergangenen Jahres den Dom weitestgehend aus ihrem Logo und Markenauftritt geschmissen hat, macht es ihr nun das Erzbistum Köln nach. Statt der Domsilhouette soll im Zuge eines einheitlichen Designs ab dem 4. September das historische Wappen des Erzbistums auf allen Publikationen und der Internetseite prangen.
Wie bereits bei der Stadtverwaltung, so lässt nun auch die Begründung des Erzbistums aufhorchen. „Gerade in dieser herausfordernden Zeit ist es entscheidend, die vielfältigen guten Seiten der Kirche nach außen hin deutlich zu machen“, heißt es in einer Mitteilung des Bistums zu dem „Etikettenwechsel“. Wie bitte? Der Dom gehört nicht zu den „guten Seiten“ der Kirche?
Lieber unabhängig von der Kirche
Es dürfte nicht wenige Menschen im Erzbistum Köln geben, die behaupten würden: Der Dom ist noch eine der wenigen guten Seiten des Erzbistums in diesen „herausfordernden Zeiten“.
Aber damit nicht genug. „Es gelte, mutig Raum für Neues zu schaffen“, heißt es weiterhin in der Ankündigung zum neuen Logo. Neu? Das Wappen stammt aus dem 13. Jahrhundert. Der Dom wurde im 19. Jahrhundert fertiggestellt. Wer ist denn da bitte „neuer“?
Ein Argument gibt es allerdings, das verfangen könnte: Das Wappen stehe für das ganze Erzbistum, nicht nur für Köln. Wobei, betonen nicht gerade die führenden Köpfe des Erzbistums immer gerne, wie weit der Dom in die Region hinein strahle, wie sehr dieses Wahrzeichen Identifikationspunkt für Menschen über die Stadtgrenze hinaus sei?
Was der Zentrale Dombau-Verein sagt
Als die Stadt Köln den Dom aus dem Logo warf, fand der Zentral-Dombau-Verein (ZDV) deutliche Worte der Kritik. Doch im Falle des Erzbistums hält sich der „Schmerz“ des ZDV-Präsidenten Michael Kreuzberg in Grenzen: „Ich erhoffe mir, dass der ein oder andere merkt, dass wir unabhängig von der katholischen Kirche sind.“ Denn es gebe immer wieder Menschen, die aus dem Dombauverein austräten, weil sie die katholische Kirche kritisch sähen. Vor allem die „nicht gelöste Frage“ um die Zukunft von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki trage dazu bei. Wer sich mit dem Gedanken trage, aus dem ZDV auszutreten oder lieber doch nicht einzutreten, dem gibt Kreuzberg nun mit auf den Weg: „Wir investieren nur in Steine und Glas, nicht in Konfessionen.“ Und historisch gesehen, sei der Dom sowieso nur in einer kurzen Periode Logo fürs Erzbistum gewesen.
Diese Sichtweise des ZDV-Präsidenten wird wohl nicht verhindern, dass auf das Erzbistum in den kommenden Tagen etwas zurollt, was über die Stadtverwaltung schon hinweggeschlagen ist: eine Welle der Kritik. Die Stadt hatte damals eine Marketingagentur bei der Findung eines neuen Logos einbezogen. Und die „Experten“ teilten ordentlich gegen den Dom aus: Die beiden Domspitzen im Auftritt der Stadt würden von vielen als „unmodern, altbacken, sperrig, emotionslos“ empfunden. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker steuerte bei, das neue Logo — ebenfalls allein vom Wappen geziert — stünde für eine moderne Metropole. Immerhin, die Stadt warf den Dom nicht gleich gänzlich auf den Kehrichthaufen der Geschichte. Beispielsweise auf Plakaten und Broschüren dürfen die Domspitzen noch auftauchen.
Viel Unverständnis für die Stadtverwaltung
Die Kritik blieb nicht aus. Nachdem die Rundschau zuerst über den „Etikettenwechsel“ der Verwaltung berichtet hatte, folgte eine Flut von Leserbriefen. Auch in den den Reihen der Politik gab es Kopfschütteln. Das Unverständnis ging über die Stadtgrenze hinaus. In Umlandgemeinden konnte man kaum glauben, warum die Stadt Köln es freiwillig unterlässt, mit einem solchen Pfund wie dem Dom zu wuchern (siehe Kasten).