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„Tatort“ EbertplatzKölner Verein „Krake“ will den Zigarettenstummeln den Garaus machen

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Handaschenbecher

Beim „Bückathon “in Köln wurden rund 40.000 Zigarettenstummel gesammelt.

Der Zigaretten-Tatort ist Teil des „Bückathons“, einer bundesweiten Müllsammelaktion, organisiert von Umweltaktivisten aus Brandenburg.

An Zigarettenstummeln mangelt es in Köln nicht. Ob plattgetreten auf der Domplatte, ausgedrückt auf den Poller Wiesen oder aufgeweicht im Rhein – überall stößt man auf die kleinen braunen Filter. Um auf die Kippenflut aufmerksam zu machen, verwandelte der Kölner Verein „Krake“ am Sonntag den Ebertplatz in einen symbolischen Tatort. Über den gesamten Platz verteilt lagen gebastelte Zigarettenstummel, etwa so groß wie Tennisbälle, die den Kreideumriss einer fiktiven Leiche umgaben. Zur „Tatortreinigung“ kamen auch Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke und Schauspieler Ralf Richter.

„Bückathon“: Bundesweite Müllsammelaktion

Der Zigaretten-Tatort ist Teil des „Bückathons“, einer bundesweiten Müllsammelaktion, die von den „Stinknormalen Superhelden“ initiiert wurde. Die Gruppe aus dem Brandenburgischen Rathenow reiste eine Woche lang quer durch Deutschland, um großflächig aufzuräumen. Die Umweltaktivistinnen und -aktivisten waren zu Fuß, mit dem Fahrrad und sogar mit dem Kanu unterwegs. Halt machten sie an verschiedenen Orten in Brandenburg und Berlin, wo sie viel Unterstützung fanden. Gestern sollte dann das große Finale in Köln stattfinden. Gleich zu Beginn der Aktion verkündete Norman Stoffregen, einer der „stinknormalen Superhelden“, das ehrgeizige Ziel: „Wir wollen 100.000 Kippenstummel in vier Stunden sammeln.“

Kurz darauf machten sich die helfenden Kölnerinnen und Kölner mit Greifzangen, Handschuhen und Eimern auf den Weg. Sie sammelten vorrangig rund um den Ebertplatz, aber auch am Eigelstein und Hansaring. Dass es gar nicht so leicht ist, die kleinen Stummel mit der Greifzange aufzuheben, bemerkt Ralf Richter schnell.

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Im Schnitt verseucht ein einziger Zigarettenstummel rund 40 Liter Grundwasser.

„Dass man schon sehr genau zielen“, sagt der Schauspieler grinsend. „Man kann sich auch einfach bücken, dann spart man sich die Fitzelarbeit“, ergänzt der erste Vorsitzender der Krake, Christian Stock. Immerhin sei es ja der „Bückathon“.

„Zwei Drittel aller Raucherinnen und Raucher schnippen die Dinger einfach weg“, erklärt Stock – ganz zum Nachteil der Umwelt. Denn wenn Zigarettenstummel mit Wasser in Berührung kommen, lösen sich die Giftstoffe im Filter und gelangen in den Boden sowie ins Grundwasser. Dafür reiche schon ein bisschen Regen aus. Im Schnitt verseucht ein einziger Zigarettenstummel rund 40 Liter Grundwasser. Bei 100.000 Stück wären das also auf stolze vier Millionen Liter.

Müll in Köln: Ebertplatz gilt als Problemzone

Die freiwillige Helferin Kristine Hafner engagiert sich gerne für den Umweltschutz. „Ich wünsche mir, dass unsere Stadt und unser Rhein sauber sind“, betont sie überzeugt. Doch sie weiß auch, dass die Realität aktuell anders aussieht. Immer wieder fischt der Kölner Verein Krake, kurz für „Kölner Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit“, tonnenweise Müll aus dem Rhein. Ebenso vermüllt sind öffentliche Plätze und Straßen in der Innenstadt.

Besonders der Ebertplatz gilt als Problemzone der Stadt Köln, nicht zuletzt wegen der ausgeprägten Drogenszene. Deshalb hatte Stock auch die Erwartung, dass man am Ebertplatz reichlich Zigarettenstummel finden würde. Aber: Fehlanzeige. Überraschenderweise war es am Ebertplatz verhältnisweise sauber, als hätte jemand vorher aufgeräumt. Wenig später erschien auch die AWB und säuberte den Platz, unabhängig vom „Bückathon“.

Trotzdem wurden nach vier Stunden fleißigen Sammelns einige Eimer voller Zigarettenstummel entleert. Nebenbei sammelten die zahlreichen freiwilligen Helfer zudem anderen Müll, der dutzende Beutel bis zum Anschlag füllte. Am Ende verrät eine Anzeige, dass rund 40.000 Stummel gesammelt wurden. Das ist zwar noch weit entfernt von den anvisierten 100.000, aber für Organisator Stock war es dennoch ein „voller Erfolg“. Er zieht die Bilanz: „Jeder einzelne Kippenstummel ist einer weniger.“