Die Kölner CDU versammelte sich geschlossen hinter Greitemann, obwohl das vor wenigen Wochen noch ganz anders aussah.
CDU-MitgliederversammlungMarkus Greitemanns OB-Kandidatur mit vielen Rucksäcken
Ist das noch die CDU von 2024? Bei der Mitgliederversammlung im kleinen Saal des Gürzenich reichen sich Christdemokraten die Hand, die sich noch vor wenigen Wochen mit offenem Visier bekämpft haben. Doch nun: demonstrative Einigkeit. Alle Versammeln sich hinter Markus Greitemann. Der amtierende Baudezernent der Stadt Köln wurde am Montagabend mit großer Mehrheit zum Kandidaten der Union für das Amt des Kölner Oberbürgermeisters gewählt. 260 Stimmen wurden abgegeben. Es gab vier Enthaltungen und 21 Nein-Stimmen. 235 stimmberechtigte Mitglieder stimmten für Greitemann. Da die Enthaltungen nicht mitzählen, macht das ein Stimmergebnis von 91,8 Prozent.
Greitemann nimmt seine Kandidatur für das höchste Amt der Stadt nicht auf die leichte Schulter: „Ich stehe hier mit zehn bis 15 Rucksäcken auf dem Rücken“, sagt er. Als Baudezernent ist er gewohnt, vor Menschen zu sprechen – auch dann, wenn es gilt, Unangenehmes zu verkünden, wie die Bühnensanierung oder die Schließung des Wallraf-Richartz-Museums für 18 Monate während der anstehenden Sanierung. Dabei ist er zumeist eloquent. Doch am Montagabend geht dem Routinier salopp gesagt die Düse. Der Mund trocken, nicht jeder Satz kommt flüssig. Für die Anwesenden Zeichen dafür, dass Greitemann sich seiner Verantwortung bewusst ist. Nach Fritz Schrammas Ausscheiden aus dem Amt im Jahr 2009 soll mit ihm wieder ein Christdemokrat auf dem Stuhl des Stadtoberhauptes Platz nehmen – und ganz nebenbei die Partei hinter sich einen, die in den vergangenen Monaten ein zutiefst zerrissenes Bild von sich abgegeben hat.
„Köln ist ein Schwergewicht, und wir müssen dafür sorgen, dass es wieder glänzen kann“
Die Themen, mit dem er dieses Meisterstück vollbringen will, hat Greitemann bei seiner Wahlrede vor den CDU-Mitgliedern schon mal umrissen. „Köln ist ein Schwergewicht, und wir müssen dafür sorgen, dass es wieder glänzen kann. Dafür brauche ich eine stabile Mehrheit im Rat“, nimmt vorweg seine Partei in die Pflicht. Es folgt ein Unions-Klassiker: Sicherheit und Ordnung. „Null Toleranz für die, die sich nicht an Regeln halten wollen.“ Der Ordnungsdienst müsse darum gestärkt werden. Für die Bürgerinnen und Bürger sollen wieder die Freiräume in der Stadt zurückerobert werden. Zweifellos sind damit der Neumarkt und auch der Ebertplatz gemeint, die zurzeit vor allem Freiraum für die Drogenszene sind.
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Beim Thema Verkehr geht der Dezernent Greitemann seinen Kollegen im Verkehrsdezernat offen an: „Wir sind keine Versuchskaninchen“, kritisiert er das Vorgehen des Mobilitätsdezernenten Ascan Egerer bei den Verkehrsversuchen auf der Deutzer Freiheit und der Venloer Straße. Solche Versuche müssten besser abgesprochen werden. „Die Bürger und der Handel dürfen nicht darunter leiden“, kritisiert er die Arbeit Egerers, der auf Vorschlagsrecht der Grünen im Amt sitzt.
Greitemann über Verkehr und Wohnungsbau
Und natürlich kann er beim Thema Verkehr nicht die KVB links liegen lassen: Die macht seit rund zwei Jahren vor allem durch Ausfälle, Verspätungen, Fahrplanausdünnungen und Querelen im Vorstand von sich reden. „Bei der KVB muss sich etwas ändern“, ruft Greitemann zum Neustart des Betriebs auf. „Und erst wenn der ÖPNV funktioniert, können wir die Innenstadt vom Kfz-Verkehr befreien.“ Beim Thema Wohnungsbau kann sich der Baudezernent als OB-Kandidat der CDU schon mal auf die Angriffe seiner Mitbewerber um das Amt einstellen. „Hättest du doch längst regeln können“, greift er deren Kritik voraus. Doch Greitemann sieht die Stadt beim Wohnungsbau nicht auf einem schlechten Weg – und der werde noch konsequenter gegangen, wenn er als OB mehr durchgreifen kann. Mit Blick auf die zahlreichen Kulturbaustellen – Oper, Wallraf-Richartz-Musem, Römisch-Germanisches Museum – sagt er: „Was jetzt in der Planung und im Bau ist, werden wir fertig machen. Über alles weitere wird dann zu reden sein.“
Nach der Rede stehen im Saal alle auf und applaudieren, auch die, die sich kürzlich noch für den besseren Kandidaten hielten. Parteivorsitzender Karl Alexander Mandl, der sich selbst zum OB-Kandidaten aussah, und sich dann mit kontroversen Thesen zum Ratsbündnis mit den Grünen faktisch auch wieder selbst absetzte, der Greitemann anfangs ablehnte, weil es seiner Ansicht nach keine Dezernent machen soll, stellte sich nun demonstrativ hinter den Dezernenten.
Dazu gab es ein Grußwort von NRW Ministerpräsident Hendrik Wüst und eine Unterstützerrede von dem Leiter der NRW-Staatskanzlei Nathanael Liminski.