Köln trauert um einen seiner Größten im Karneval: Hans Süper stirbt im Alter von 86 Jahren. Ein Nachruf auf den Mann mit der Flitsch.
NachrufHans Süper, der Mann mit der Flitsch
Um zu begeistern, brauchte er nicht viel. Nur mit seiner Flitsch ging Hans Süper auf die Bühne, eine Mandoline mit vier Doppelsaiten. Ein robustes Instrument, das sogar mal einen Sturz von der Bühne im Tanzbrunnen überlebte. So war auch Hans Süper. Robust, mal laut, mal leise, aber immer einzigartig. Eine ganze Stadt trauert um die Karnevals-Legende. In der Nacht zum Sonntag verstarb der 86-Jährige nach schwerer Krankheit.
In dem für ihn so typischen, immer eine Nummer zu großen Jackett, clownesk mit Karos oder bunt, ein Kölsch in der Hand, ein leichtes Grinsen im Gesicht – so sah man Hans Süper vor seinen Auftritten oft. Die Karneval war seine Bühne, sogar nach seinem Rückzug vor mehr als 20 Jahren ließ er seine Flitsch nicht los und sie ihn nicht.
Dabei wollte der junge Hans eigentlich gar nicht in den Karneval. War doch sein Vater, Hans Süper senior Mitglied des berühmten Quartett „De Vier Botze“, und Süper bemüht, aus seinem Schatten zu treten. Einen Beruf lernte Süper nie, er war Kaffeejunge auf Baustellen, Bote und Ableser bei der GEW. Die Musik gab es aber immer in seinem Leben. Seine ersten Melodien übte er auf einer mit Saiten überzogenen Apfelsinenkiste, trat dann mit Bruder Charly als die „Zwei Schnürreme“ (Schnürsenkel) auf. Als Autodidakt brachte er es zum brillianten Mandoline-Spieler, spielte in Kölner Tanzlokalen.
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Bis 1991 mit Hans Zimmermann als das „Colonia-Duett“ unterwegs
1974 tat sich Süper mit Hans Zimmermann zusammen. Ein Paar, wie es unterschiedlicher kaum hätte sein können: der ruhige, lange Hans mit Gitarre, und der 1,65 Meter große Hans mit der Flitsch, quirlig, zappelig, immer in Fahrt. Das Colonia-Duett war geboren. Erst wurde nur gesungen, dann machte Süper auch mal einen Scherz auf der Bühne. Er habe sich selbst gewundert, wie gut das angekommen sein, sagte er mal in einem Interview. Der Komiker Süper war wie der Musiker Süper: unverstellt, ohne große Show. Dass er so war wie er war, dafür wurde er geliebt. Vom Schenkelklopfer zum Augenwischer-Lied („Ich bin ene kölsche Jung“) in wenigen Minuten – das schaffte eigentlich nur er. Ab 1977 war das Colonia-Duett so erfolgreich, dass eine Sitzung ohne sie schon fast als unvollständig galt.
Überraschend kam für viele die Entscheidung, sich zu trennen. Man hatte sich nicht mehr viel zusagen, war eine Erklärung. Nach der Session 1991 war Schluss mit dem Colonia-Duett. Schon bald ging es mit neuem Partner weiter, er und Jazz-Musiker Werner Keppel („Du Ei“) wurden das „Süper-Duett“, Bis Süper sich aus gesundheitlichen Gründen 2001 aus dem Rampenlicht verabschiedete, verkauften sie etliche Platten. Obwohl viele der Meinung waren: Süper muss man live sehen, nur die Musik auf Band werde ihm nicht gerecht. Seine Art wurde oft adaptiert, am erfolgreichsten derzeit von JP Weber, der von Süper lernte, nur mit der Flitsch in der Hand die Menschen zu begeistern.
Erst im September heiratete er im Historischen Rathaus
Süper war aber auch leise und nachdenklich. Hinter der Bühne gab er jüngeren Kollegen Ratschläge aus dem Business, teilte eigene Schicksalsschläge: Trennungen, Krankheit und Verluste. Sorgen bereitete seine Gesundheit, er musste über die Jahre immer wieder in der Klinik behandelt werden. „Ich hatte nicht immer nur Kirschenessen, im Leben habe ich auch viel geweint“, sagte er noch vor ein paar Jahren zu seinem 80. Geburtstag. 2020 war Süpers dritte Ehefrau Helga im Alter von 83 Jahren im Krankenhaus gestorben. Wegen der Corona-Pandemie konnte er ihr nicht mehr vor Ort beistehen. Auf jedes Tief folgte bei Süper aber ein Hoch: Erst im September heiratet er seine Freundin Lydia im Historischen Rathaus.
Süper liebte Köln und sein Veedel Sülz über alles. Manch einer würde so viel Lokalkolorit für kitschig halten, aber Hans Süper war so. Wenn er auf der Sülzburgstraße unterwegs war, blieb er immer wieder für ein Schwätzchen stehen. Mit offenen Armen, so wurde Süper überall empfangen. „Kann sein, dass ich so gut ankomme, weil ich früh genug aufgehört habe“, sagte Süper einmal in einem Rundschau-Interview. Doch so richtig aufgehört hatte er nie. Ein Comeback nannte er es nicht. Es waren viele Ausnahmen, oft für den guten Zweck. Er sagte dann meistens: „Dann bin ich jern dabei.“