Die Domschatzkammer zeigt eine Ausstellung zum Schaffen der Kölner Goldschmiedin Elisbeth Treskow und offenbart Werke voller Glanz und Eleganz.
Kölner GoldschmiedinSchau in Köln zeigt die Meisterin der Meisterschale
„Es gibt Leute, die denken, Fußball sei eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann Ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist.“ Spätestens nach diesem Ausspruch des Liverpooler Fußballtrainers Bill Shanky ist klar: Fußball hat eine schier religiöse Dimension. Und wenn es für diese These noch eines Beweises bedarf: Die Meisterschale des Deutschen Fußballbundes wird gerade im Kölner Dom ausgestellt, in der Schatzkammer der Kathedrale. Doch der Ehrlichkeit halber hat das weniger mit einer tiefen Verehrung dieses Sports zu tun, sondern vielmehr mit der Goldschmiedin Elisabeth Treskow, die die Meister-Schale geschaffen hat – unter anderem.
In der Goldschmiedekunst ist die Bedeutung von Elisabeth Treskow so groß, wie die Kügelchen klein sind, die zu diesem Ruhm beigetragen haben. Die 1898 in Bochum geborene Treskow hat als Goldschmiedin nämlich die Granuliertechnik wiederentdeckt. Ihren Ursprung hat diese Technik in der Antike. In der Moderne in Vergessenheit geraten, belebte Treskow diese Kunstfertigkeit wieder, bei der kleinste Goldkügelchen auf eine goldene Oberfläche aufgebracht werden. Dabei darf die Flamme das Kügelchen gerade so sehr erwärmen, dass die Hitze für eine Anhaftung reicht – aber nicht die Kugel schmilzt. Treskow gelang es, mit den winzigen Kügelchen Bilder und Schriftzüge in Größen zu kreieren, bei welchen die kleinen granulierten Kugeln mit dem bloßen Auge fast nicht mehr zu erkennen sind.
Unter anderem zu sehen an der Oberbürgermeisterkette der Stadt Köln, die Treskow 1954 im Auftrag des damaligen Oberbürgermeisters herstellte, nachdem die vorherige im Krieg zerstört wurde. Als Treskow diese schuf, war sie schon Professorin an der Kölner Werkschule und leitete dort die Gold- und Silberschmiedeklasse. Zahlreiche Auszeichnungen ebneten den Weg dorthin. Hagen, Essen, Schwäbisch Gmünd und München waren Stationen, an denen sie ihre Kunst verfeinerte. Ab 1919 konnte Treskow ihre eigene Werkstatt führen – mit unzähligen Aufträgen und sechs Mitarbeitern. Wer Goldschmiedekunst benötigte, kam an Treskow nicht vorbei.
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Den Königen-Schrein wieder zusammengebaut
Auch nicht der Kölner Dom, als es darum ging, den Schrein der Heiligen Drei Könige wieder zusammenzubauen. Der war zum Schutz vor den Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg in Einzelteile zerlegt und eingelagert worden. Evangelisch getauft und in den 30er Jahren zur katholischen Konfession konvertiert, war sie prädestiniert dafür sakrale Gegenstände zu schaffen. Dass sie die „Spielarten“ beider großen christlichen Kirchen beherrschte, zeigt die Ausstellung an zwei gegenüberstehenden Abendmahl-Geschirren. Das evangelische ist von einer eleganten Schlichtheit, die sich ehrfurchtsvoll vor Brot und Wein zurückzunehmen scheint. Das katholische von einem Prunk, der den Leib Christi erhöhen will.
Im Mittelpunkt der Ausstellung, mit einem Bild der Künstlerin im Hintergrund stehen zwei Werke, die für alles stehen, was die Meisterin ihres Faches ausmacht: Einen Bischofsstab mit einem Delfin aus Elfenbein und einem Brustkreuz mit Edelstein und Perlen. Prunkvoll, schlicht und elegant zugleich.
„Ich hätte sie gerne kennengelernt“
„Wir zeigen hier eine exemplarische Ausstellung aus allen Schaffensphasen“, sagt Dr. Leonie Becks, Leiterin der Domschatzkammer. Doch die Ausstellung vermittelt nicht nur die Kunstfertigkeit, sondern gibt auch Einblick in die Persönlichkeit der Elisabeth Treskow. In einer von Männer dominierten Welt setzte sie sich mit ihrem Können und Wissen an die Spitze der Goldschmiedekunst. „Ich hätte sie gerne kennengelernt“, sagt Becks.
Und dann ist da noch das eine Werk, das gerade so schwer für Kölner anzuschauen ist: die Meisterschale. 1948 wurde sie von Treskow und ihren Schülern im Auftrag des DFB gefertigt. „Wir haben versucht, das Original zu bekommen – keine Chance“, sagt Becks. Klar, das muss ja rüber nach Leverkusen. So nah und doch so fern. So hat es „nur“ zu der Replik gereicht, die für den 1. FC Köln 1978 gefertig wurde – als der Effzeh am anderen Ende der Tabelle stand.
Elisabeth Treskow verstarb 1992 an ihrem letzten Wohnsitz in Brühl, wo sie auch beerdigt wurde.
Die Ausstellung „Elisabeth Treskow 1998 – 1992 Goldschmiedin in Köln“ ist bis zum 25. August zu besichtigen. Geöffnet von 10 bis 18 Uhr. Eintritt 7, ermäßigt 3,50 Euro; Familienkarte 14 Euro.