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Prozess in KölnNeue Details nach brutalem Angriff auf Kölner Ärztin

Lesezeit 3 Minuten
Das Strafgesetzbuch und Akten liegen in einem Gericht auf dem Tisch.

Das Strafgesetzbuch und Akten liegen in einem Gericht auf dem Tisch.

Im bevorstehenden Strafprozess um die Entführung einer Kölner Ärztin haben Ermittler eine Liste mit einem detaillierten Tatplan gefunden.

Es sind 17 stichwortartig formulierte Punkte auf einem karierten Blatt Papier. Es geht um eine „Rolle“ als Patient samt Anlage einer fake E-Mail-Adresse, Anweisungen zur Maskierung, die Anmietung eines Kastenwagens und Beschaffung eines „enorm großen Koffers“ – zudem wird die Überwältigung und Entführung des Opfers skizziert.

Wie der Rundschau erfuhr, haben die beiden mutmaßlichen Entführer (39 und 54) einer Kölner Ärztin (51) Mitte Oktober 2023 nichts dem Zufall überlassen. Die Liste, eine Art Waschzettel, könnte im Strafprozess — dem die beiden Männer vermutlich noch in diesem Jahr entgegensehen — ein entscheidendes Beweismittel darstellen. Bereits wenige Tage nach der Entführung der Frau am 13. Oktober 2023 hatte die Rundschau exklusiv über den Fall berichtet. Polizei und Staatsanwaltschaft hatten auf Nachfrage den Fall bestätigt. Hintergrund der Entführung soll die Unzufriedenheit des jüngeren Beschuldigten, der eine zeitlang Patient des Opfers gewesen sein soll, über seine Behandlung gewesen sein. Ziel der Tat soll demnach die Erpressung von „Schmerzensgeld“ in Höhe von 1,5 Millionen Euro gewesen sein.

Tathergang war genau geplant

Laut bisherigen Erkenntnissen soll sich der ältere der beiden Täter für den Tattag einen Termin in der Praxis der Frau hatte geben lassen. Laut dem Tatplan war es Aufgabe des älteren Täters in der Praxis nach Kameras Ausschau zu halten und den Komplizen darüber per SMS zu informieren. Zur Überrumpelung der Ärztin hatten die beiden Täter laut dem Dokument alles genau geplant. So sollte der jüngere Täter, der laut der Liste eine Perücke tragen sollte — wohl, weil er dem Opfer von der früheren Behandlung bekannt war. In der „Entführungsanleitung“ heißt es dann: „Direkt werden wir in den Therapieraum gehen, und ich werde ihr ein Medikament verabreichen, sie fesseln und gemeinsam in den Koffer legen, fest gurten, und wir verschwinden gemeinsam aus der Praxis“. Zum Fesseln ist zudem vermerkt: „Fesseln zuschneiden, trainieren“. Das Opfer sollte während der Überwältigung, die wohl mit Chloroform erfolgte, schon auf „Pfefferspray oder ähnliches“ überprüft werden. Die Täter ermahnen sich laut Plan: „Aufmerksamkeit und alles gezielt abchecken“.

Die Entführung verlief dann wie geplant. Die Täter überwältigten die Ärztin und schafften sie in einem großen Aluminiumkaffer aus der Praxis und fuhren sie in einem gemieteten Kastenwagen zur Wohnung eines der Täter in Niehl. Auf der Liste heißt es ganz am Ende, das „Auto“ sei „einen Abend vorher“ zu bestellen. Anschließend wurde die Frau in die Wohnung eines der beiden Beschuldigten gebracht wo sie im mit Malerfilz ausgekleideten Badezimmer eingesperrt wurde, bis sie aus ihrer Betäubung erwachte.

Um Druck auf die Frau auszuüben, sollen die Täter gedroht haben, Sex-Filme mit ihr zu drehen oder sie in dem Aluminiumkoffer in den Rhein zu werfen. Ein auf einem Laptop sicher gestellter Text musste die Frau dann handschriftlich abschreiben und unterschreiben. Darin räumt die, wie von den Entführern gefordert Behandlungsfehler ein und sichert die Zahlung des geforderten Schmerzensgeldes ein. Weiter wurde eine Zahlungsvereinbarung einschließlich -fristen getroffen und mussten vom Opfer ebenfalls unterschrieben werden. Zudem soll die Frau noch eine Zusicherung unterschrieben haben, nach ihrer Freilassung nicht zur Polizei zu gehen. Dennoch alarmierte die Frau dann am 14. Oktober umgehend die Polizei.

Die Verdächtigen wurden in der Niehler Wohnung festgenommen; sie sitzen in U-Haft.